Cottage mit Aussicht
die könnten wir ihnen auch noch hineingeben.«
»Milch plus Schokolade ist schrecklich schlecht für sie, aber solange es bei dir zu Hause passiert, ist es in Ordnung«, meinte Chloe. »Kommt, Jungs! Wir gehen auf eine heiße Schokolade zu Tante Anna!«
»Oh, bitte, sie sollen mich nicht Tante Anna nennen! Anna reicht vollkommen. Ach herrje, da ist eine Katze!«
Nach Carolines vorbildlichem Verhalten bei ihrem ersten Spaziergang und den darauffolgenden wuchs Annas Zuversicht, dass die Hündin ihr keine Schande machen würde, und sie beschloss, sie mitzunehmen, wenn sie am nächsten Samstagmorgen zu dem kleinen Markt ging. Es war kein Bauernmarkt, aber Chloe zufolge gab es dort nicht nur sehr gutes Obst und Gemüse, sondern auch einen in der ganzen Grafschaft berühmten Fischstand und einen Verkaufswagen mit wunderbarem Käse, wie man ihn sonst außerhalb Frankreichs nur selten bekam. Und obendrein hatte die Frauenvereinigung dort einen Stand und verkaufte den besten Kuchen weit und breit.
Es war ein schöner Tag, und Anna, die sich auf dem Land sehr wohlfühlte, sammelte einige Tragetaschen ein und verließ mit Caroline das Haus. Auf dem Weg zum Markt warf sie immer wieder einen Blick in die Gärten der kleinen Natursteinhäuser entlang der Straße und fragte sich, ob sie Zeit haben würde, in ihrem eigenen Garten viel auszurichten. Aber erst als sie die große Schrebergartenanlage erreichte, blieb sie stehen, um einmal genauer hinzuschauen. Nicht, weil sie sich selbst für einen Schrebergarten interessiert hätte - sie würde die Zeit dafür niemals erübrigen können -, sondern weil die Anlage so schön anzusehen war. Sie hatte sich ein wenig über den Wall gebeugt, der das Gelände umgab, als sie in dem Mann, der seinen Garten so emsig umgrub, den Besitzer des Dorfladens erkannte. Er hatte sie ebenfalls entdeckt.
»Guten Morgen!«, rief er. »Sie überlegen, ob Sie nicht eine Parzelle pachten sollten, nicht wahr?«
»Eigentlich nicht. Ich schaue sie mir lediglich gern an.«
Der Ladenbesitzer sah sich um. »Nun, einige der Gärten sind ein wenig vernachlässigt, aber wir werden bei der Blumen- und Gemüseschau am Ende des Jahres gut vertreten sein. Manchmal gewinne ich mit meinen Zwiebeln.«
»Meine Güte. Wie bringen Sie bei Ihrem Laden und allem bloß die Zeit auf?«
»Nun, es gibt immer mehr als genug Leute, die einen Samstagsjob suchen, und ich habe ja auch immer noch die Abende. Ich finde die Arbeit mit der Erde sehr entspannend.«
Sie plauderten noch ein Weilchen, während Anna die Patchwork-Wirkung der verschiedenen Grundstücke bewunderte. Es waren eine Menge kleiner Schuppen zu sehen, und sie konnte sich gut vorstellen, dass der eine oder andere Ehemann seiner Frau gegenüber behauptete, er wolle »auf einen Sprung runter in den Schrebergarten gehen«, um dann im Schuppen heimlich die Zeitung zu lesen, statt die Beete umzugraben.
»Ich sollte mich wohl besser wieder auf den Weg machen«, bemerkte sie. »Meine Nachbarin hat mir erzählt, dass der Kuchen am Stand der Frauenvereinigung immer schnell ausverkauft ist.«
Während sie weiter den flachen Hang hinunterging, kam Anna eine Frau entgegen. Sie schob ihr Rad, dessen Korb voller Möhren war, an denen noch das Grün baumelte. An den Lenkerstangen hingen weitere Tüten, sodass es auch auf ebener Strecke unmöglich gewesen wäre, mit dem Fahrrad weiterzufahren. Anna, selbst Radfahrerin, nickte der Frau lächelnd zu, und prompt blieb diese stehen. »Was für ein schöner Hund«, sagte sie ein wenig atemlos.
»Ja. Ich habe sie noch nicht lange, aber sie ist eine sehr gute Gefährtin.«
»Sie sind also neu im Dorf?«
Anna nickte. »Ich wohne in der Brick Row. Ich renoviere gerade mein Haus.«
Die Frau nickte. »Oh, ich weiß. Sie sind winzig, diese Cottages, aber ausgesprochen malerisch.«
»Das fand ich auch.«
»Ich habe im letzten Jahr ein Aquarell von ihnen gemalt. Sie sollten einmal vorbeikommen und es sich ansehen. Ich wohne in dem kleinen Haus hinter den Koniferen an der Kreuzung.«
»Oh ja.« Sie wusste nicht genau, welches Haus die Frau meinte, doch sie wollte keine stundenlangen Erklärungen hören, da sie ohnehin nicht die Absicht hatte, die Frau ohne eine richtige Einladung zu besuchen.
»Also, kommen Sie einmal vorbei!«, rief die Fremde und schob ihr Fahrrad weiter hügelaufwärts. »Jederzeit!«
Wie freundlich hier alle waren!
Das Dorf quoll aus allen Nähten, und Anna gewann den Eindruck, dass die Leute nicht nur zum
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