Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
nicht. Aber es gibt jemanden, der vielleicht Bescheid wissen könnte.«
Malone war erstaunt.
»Henrik glaubt, und Edwin scheint derselben Meinung zu sein, dass …«, begann Stephanie.
»Es ist Ely«, sagte Thorvaldsen. »Wir glauben, dass er noch am Leben ist.«
VIERTER TEIL
57
Zentralasiatische Föderation
06.50 Uhr
Vincenti stieg aus dem Hubschrauber. Der Flug von Samarkand hatte etwa eine Stunde gedauert. Zwar gab es neue Autobahnen, die in Richtung Osten bis zum Fergana-Tal führten, doch sein Landgut lag weiter südlich im ehemaligen Tadschikistan, und der Luftweg blieb die schnellste und sicherste Route dorthin.
Sein Land hoch oben im wolkenumgürteten Gebirge hatte er mit Bedacht gewählt. Niemand hatte gefragt, warum er sich ausgerechnet dort ein Grundstück gekauft hatte, nicht einmal Zovastina. Er hatte einfach gesagt, dass er der flachen, brackigen Umgebung Venedigs überdrüssig sei und deshalb achtzig Hektar der bewaldeten Täler und felsigen Hänge des Pamirgebirges erworben habe. Dies hier würde seine Welt sein. Hier würde er in völliger Abgeschiedenheit und nur in der Gesellschaft seiner Dienstboten in erhabener Höhe leben, inmitten einer Landschaft, die einmal völlig unberührt gewesen war, jetzt aber Spuren italienischer, byzantinischer und chinesischer Kultureinflüsse aufwies.
Er hatte sein Landgut Attico getauft, und beim Anflug sah er, dass der Haupteingang inzwischen von einem kunstvoll gearbeiteten Steinbogen mit dieser Aufschrift gekrönt war. Außerdem fiel ihm auf, dass noch mehr Gerüste um das Haus standen, dessen Äußeres fast fertig war. Der Bau war langsam, aber stetig vorangegangen, und Vincenti freute sich auf den Zeitpunkt, an dem die Mauern endgültig standen.
Gebückt lief er unter den wirbelnden Rotoren hindurch und kam durch den blühenden Garten, den er am Hang angelegt hatte, um seiner Besitzung das Flair eines englischen Landgutes zu geben.
Peter O’Conner erwartete ihn auf den unebenen Steinen der hinteren Terrasse.
»Alles in Ordnung?«, fragte Vincenti seinen Angestellten.
O’Conner nickte. »Hier gab es keine Probleme.«
Vincenti blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Schwere Sturmwolken hingen über den fernen östlichen Gipfeln im chinesischen Teil des Gebirges. Krähen flogen über das Tal. Er hatte sein Schlösschen so ausrichten lassen, dass er eine optimale Aussicht hatte. Hier war es so ganz anders als in Venedig. Es gab keine üblen Dünste, sondern nur kristallklare Luft. Man hatte ihm gesagt, der asiatische Frühling sei in diesem Jahr ungewöhnlich warm und trocken, und er war dankbar für diese Erholungspause.
»Was ist mit Zovastina?«, fragte er.
»Sie verlässt Italien gerade in Begleitung einer unbekannten Frau. Sie ist dunkelhäutig, attraktiv, und bei der Grenzkontrolle hat sie sich als eine gewisse Cassiopeia Vitt ausgewiesen.«
Vincenti, der wusste, dass O’Conner gründlich arbeitete, wartete einfach.
»Vitt lebt in Südfrankreich. Derzeit finanziert sie die Rekonstruktion einer mittelalterlichen Burg. Es handelt sich dabei um ein großes, recht kostspieliges Projekt. Ihr Vater besaß mehrere spanische Industriekonzerne. Riesige Konglomerate. Sie hat alles geerbt.«
»Und welche persönlichen Informationen haben Sie über sie?«
»Sie ist Muslimin, aber nicht fromm. Sie ist sehr gebildet und hat Universitätsabschlüsse in Geschichte und Ingenieurswesen. Sie ist achtunddreißig Jahre alt und unverheiratet. Das ist so ungefähr alles, was ich in der kurzen Zeit herausbekommen konnte. Wollen Sie mehr wissen?«
Er schüttelte den Kopf. »Vorläufig nicht. Haben Sie irgendwelche Hinweise darauf, was genau sie mit Zovastina zu tun hat?«
»Meine Leute wussten es nicht. Zovastina hat den Dom mit ihr verlassen und ist direkt zum Flughafen gefahren.«
»Befindet sie sich auf dem Rückweg hierher?«
O’Conner nickte. »Sie sollte in vier oder fünf Stunden eintreffen.«
Offensichtlich hatte O’Conner noch mehr zu erzählen.
»Was die Männer betrifft, die hinter Nelle her waren. Der eine wurde von einem auf dem Dach postierten Scharfschützen erschossen, der andere ist entkommen. Anscheinend war Nelle gewappnet.«
Das klang überhaupt nicht gut. Aber diese Sache musste warten. Er hatte den entscheidenden Schritt schon getan und konnte nicht mehr zurück.
Er betrat das Haus.
Vor einem Jahr war er mit der Inneneinrichtung fertig geworden, nachdem er mehrere Millionen für Wandverkleidungen, Gemälde, Lackmöbel und
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