Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
breche sofort auf.«
Genau das hatte er hören wollen. »Wir sehen uns, bevor die Nacht anbricht. Und wir haben einiges zu tun. Beeilen Sie sich.«
Er legte auf, lehnte sich in seinem Sitz zurück und dachte wieder an den alten Zwerg im Pamirgebirge. Damals war Tadschikistan ein unzivilisiertes und sehr ungastliches Land gewesen. Medizinische Forschung war in diesem Gebiet kaum durchgeführt worden, und Fremde verirrten sich nur selten dorthin. Deshalb hatten die Irakis die Region als besonders geeignet für die Untersuchung unbekannter Zoonosen befunden.
Diese zwei Becken hoch oben im Gebirge.
Das eine grün, das andere braun.
Und die Pflanze, deren Blätter er gekaut hatte.
Er erinnerte sich an das Wasser. Es war warm und klar gewesen, aber als er mit seiner Taschenlampe auf den Grund geleuchtet hatte, war ihm etwas noch Merkwürdigeres aufgefallen.
Da lagen zwei gemeißelte Buchstaben. In jedem Becken einer.
Z und H.
Herausgemeißelt aus Steinblöcken, die auf dem Beckengrund lagen.
Er dachte an das Medaillon, das Stephanie Nelle ihm gezeigt hatte. Es war eins jener Medaillons, die Irina Zovastina anscheinend unbedingt in ihren Besitz bringen wollte.
Und er dachte an die winzigen Buchstaben, die angeblich in die Münzen eingraviert waren.
ZH.
Ob das Zufall war? Er glaubte es nicht. Er wusste, was die Buchstaben bedeuteten, da er Wissenschaftler aufgesucht hatte, die ihm erklärt hatten, dass sie in Altgriechisch symbolisch für das Wort Leben stünden. Er hatte seine Idee, einem zukünftigen Heilmittel für HIV diesen alten Namen zu geben, für klug gehalten, aber jetzt war er sich da nicht mehr so sicher, denn er hatte das Gefühl, dass all seine Hoffnungen sich zerschlagen hatten. Auch mit der Anonymität, in der er bisher hatte arbeiten können, schien es bald endgültig vorbei zu sein. Die Amerikaner waren hinter ihm her. Zovastina war hinter ihm her. Vielleicht war auch schon die Venezianische Liga hinter ihm her.
Doch die Würfel waren gefallen.
Er konnte nicht mehr zurück.
Malones Blick wanderte zwischen Thorvaldsen und Cassiopeia hin und her. Seine Freunde schienen nicht im Geringsten beunruhigt zu sein über die Notlage, in der sie sich gerade befanden. Mit Cassiopeias Hilfe würde er mit Zovastina und Viktor fertig werden. Er versuchte, ihr dies mit Blicken zu signalisieren, doch keiner beachtete ihn.
»Ihr Papst jagt mir keine Angst ein«, sagte Zovastina zu Michener.
»Uns geht es nicht darum, jemandem Angst einzujagen.«
»Sie sind ein frömmlerischer Heuchler.«
Michener erwiderte nichts,
»Darauf gibt es nichts zu erwidern, hm?«, fragte sie.
»Ich werde für Sie beten, Frau Ministerin.«
Sie spie zu seinen Füßen aus. »Ich brauche Ihre Gebete nicht, Priester.« Sie zeigte auf Cassiopeia. »Es ist Zeit zu gehen. Lassen Sie Pfeil und Bogen hier. Die werden Sie nicht brauchen.«
Cassiopeia ließ beides zu Boden fallen.
»Hier ist Ihre Pistole«, sagte Viktor und reichte Zovastina die Waffe.
»Wenn wir in der Luft sind, rufe ich dich an. Solltest du in den nächsten drei Stunden nichts von mir hören, bringst du den Priester um. Und Viktor«, sie hielt inne, »sorge dafür, dass er leidet.«
Viktor und Michener verließen den Chorraum und gingen durch das dunkle Hauptschiff davon.
»Gehen wir?«, fragte Zovastina Cassiopeia. »Ich hoffe, Sie sind so schlau, keine Mätzchen zu machen.«
»Als wenn ich die Wahl hätte.«
»Der Priester wird das zu schätzen wissen.«
Sie verließen den Chorraum.
Malone wandte sich an Thorvaldsen. »Und wir lassen die einfach so abziehen?«
»Das musste sein«, sagte Stephanie, die mit einem Mann aus dem Schatten des südlichen Querschiffs trat. Sie stellte ihren schlanken Begleiter als Edwin Davis vor, den Stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberater, mit dem Malone telefoniert hatte. Davis war eine sehr gepflegte Erscheinung, von der Hose mit der akkuraten Bügelfalte über das gestärkte Baumwollhemd bis hin zu den schmalen glänzenden kalbsledernen Schuhen. Malone ignorierte Davis und fragte Stephanie: »Warum musste das sein?«
Thorvaldsen antwortete ihm. »Wir wussten nicht genau, was passieren würde. Aber wir haben versucht, sie zu etwas Bestimmtem zu bringen.«
»Ihr wolltet, dass sie Cassiopeia mitnimmt?«
Thorvaldsen schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Aber Cassiopeia offensichtlich schon. Ich habe es ihr angesehen und die Gelegenheit genutzt, um ihr den Gefallen zu tun. Darum habe ich dich gebeten, deine Waffe fallen
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