Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
können.«
Malone hatte keine Lust auf eine Strafpredigt. »Was ist los?«
»Es geht um Vitt. Sie steckt in großen Schwierigkeiten.«
71
Stephanie beobachtete, wie Thorvaldsen Ely Lund umarmte wie ein Vater seinen verloren geglaubten Sohn.
»Es ist so schön, dich zu sehen«, sagte Thorvaldsen. »Ich dachte, du wärest tot.«
»Was um alles in der Welt machst du hier?«, fragte Ely verblüfft. Thorvaldsen schien seine Fassung wiederzugewinnen und stellte Stephanie vor.
»Ely«, sagte sie. »Wir haben nicht viel Zeit. Und es ist so einiges los. Können wir uns unterhalten?«
Ely führte sie in die Hütte, die aus drei spartanisch eingerichteten, sparsam möblierten Räumen voller Bücher, Zeitschriften und Dokumenten bestand. Stephanie fiel auf, dass sie nirgends elektrische Geräte sah.
»Es gibt hier keinen Strom«, sagte Ely. »Ich koche mit Gas und heize mit Holz. Aber ich habe sauberes Wasser und viel Raum für mich.«
»Wie bist du hierhergekommen?«, fragte Thorvaldsen. »Hält Zovastina dich gefangen?«
Ely sah ihn verwirrt an. »Ganz und gar nicht. Sie hat mir das Leben gerettet. Sie beschützt mich.«
Ely erzählte, dass ein Mann in sein Haus in Samarkand eingedrungen sei und ihn mit einer Pistole bedroht habe. Doch bevor ihm etwas zugestoßen sei, sei ein anderer Mann dazugekommen und habe den Angreifer getötet. Dann sei sein Haus mit der Leiche darin niedergebrannt worden. Ely habe man zu Zovastina gebracht, die ihm erklärte, dass ihre politischen Feinde ihn im Visier hatten. Er sei heimlich zur Hütte gebracht worden, wo er sich in den letzten Monaten aufgehalten habe. Ein Wächter, der im Dorf wohne, komme zweimal täglich nach ihm schauen und bringe ihm, was er brauche.
»Der Wächter hat ein Handy«, sagte Ely. »So kommuniziere ich mit Zovastina.«
»Hast du ihr von Ptolemaios’ Rätsel erzählt? Von den Elefantenmedaillons und Alexanders letztem Grab?«, wollte Stephanie wissen.
Ely lächelte. »Sie re det unheimlich gerne darüber. Die Ilias ist eine ihrer Leidenschaften. Wie überhaupt alles Griechi sche. Sie hat mir viele Fragen gestellt. Und stellt sie mir immer noch, fast jeden Tag. Und ja, ich habe ihr von den Medaillons und von dem verloren gegangenen Grab erzählt.«
Ihr wurde klar, dass Ely keinerlei Vorstellung davon hatte, was vor sich ging, und dass er nicht wusste, in welcher Gefahr sie schwebten. »Cassiopeia ist Zovastinas Gefangene. Es kann sein, dass Zovastina sie umbringen lässt.«
Sie sah, wie Ely seine Zuversicht ganz plötzlich verlor. »Cassiopeia ist hier? In der Föderation? Aber warum sollte die Chefministerin ihr etwas antun wollen?«
»Ely«, sagte Thorvaldsen, »belassen wir es einfach dabei, dass Zovastina nicht deine Retterin ist. Sie ist deine Gefängniswärterin, auch wenn sie sich ein ziemlich raffiniertes Gefängnis ausgedacht hat, eins, in dem sie dich ohne großen Aufwand festhalten kann.«
»Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie oft ich Cassiopeia schon anrufen wollte. Aber die Chefministerin hat gesagt, dass im Moment alles geheim bleiben muss. Sie behauptete, ich würde Cassiopeia in Gefahr bringen, wenn ich sie in die Sache hineinziehe. Aber Zovastina hat mir auch versichert, dass das alles bald vorbei wäre und ich dann anrufen könnte, wen ich wolle, und wieder zu meiner Arbeit zurückkehren könnte.«
Stephanie beschloss, zur Sache zu kommen. »Wir haben Ptolemaios’ Rätsel gelöst. Dabei haben wir eine Skytale gefunden, die ein einzelnes Wort enthält.« Sie reichte ihm einen Zettel, auf dem ΚΛΙΜΑΞ s tand. »Kannst du das übersetzen?«
»Klimax. Altgriechisch für Leiter.«
»Was könnte das für eine Bedeutung haben?«, fragte sie.
Ely schien ganz sichergehen zu wollen. »In welchem Zusammenhang steht das zu dem Rätsel?«
»Es soll sich um den Ort handeln, an dem das Grab liegt. Berühre das innerste Sein der goldenen Illusion. Spalte den Phönix. Das Leben gibt Auskunft über das Maß des wahren Grabes. Wir haben all das getan und …«, sie zeigte auf den Zettel, »dann das hier gefunden.«
Ely schien keine weiteren Anhaltspunkte zu benötigen, um zu begreifen, worum es ging. Er trat zu einem Tisch und nahm ein Buch von einem der Stapel. Er blätterte es durch, fand das Gesuchte und legte den Band auf den Tisch. Stephanie und Thorvaldsen traten näher und sahen eine Karte mit der Aufschrift: »Alexanders Eroberungsfeldzug in Baktrien.«
»Alexander zog nach Osten und eroberte das heutige Afghanistan und das Gebiet
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