Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
ihn gemacht hat zu erfahren, dass sie krank ist.«
»Die Krankheit war einer der Gründe, weshalb ich dachte, dass Cassiopeia und Ely zusammenfinden könnten. Ihr gemeinsames Leiden hätte sie einander näherbringen können.«
Sie kamen durch zwei weitere kleine Dörfer und fuhren weiter Richtung Westen. Schließlich erreichten sie die Weggabelung, die Cassiopeia Thorvaldsen beschrieben hatte, und bogen nach Norden ab. Zehn Kilometer weiter wurde die Landschaft allmählich waldiger. Neben einem festgetretenen Zufahrtsweg, der weiter vorn im dunklen Wald verschwand, erblickte Stephanie eine in der Erde steckende Sarissa. An ihr hing ein kleines Schild, auf dem »SOMA« stand.
»Ely hat diesem Ort ja einen passenden Namen gegeben«, sagte sie. »Anscheinend hat er ihn nach Alexanders Grab in Ägypten benannt.«
Sie bog ab, und der Wagen holperte über den unebenen Weg. Die Zufahrt führte einen halben Kilometer bergauf durch die Bäume und endete vor einer eingeschossigen Hütte, die aus grob behauenen Bohlen erbaut war. Vor der Eingangstür gab es eine überdachte Veranda.
»Sieht aus wie ein Häuschen in Nord-Dänemark«, sagte Thorvaldsen. »Aber das überrascht mich nicht. Ich bin mir sicher, dass diese Hütte für ihn ein Stück weit ein Zuhause war.«
Stephanie hielt den Wagen an, und sie traten in den warmen Nachmittag. Um sie herum standen Bäume. Sie meinte, im Norden durch die Bäume hindurch noch mehr Berge zu entdecken. Am Himmel kreiste ein Adler.
Die Tür der Hütte öffnete sich.
Stephanie und Thorvaldsen drehten sich um.
Ein Mann trat heraus.
Er war hochgewachsen und gutaussehend, hatte gewelltes blondes Haar und trug Jeans, ein langärmliges Hemd und Stiefel. Thorvaldsen stand stocksteif da, doch sein Blick wurde sanft, als er den Mann erkannte.
Ely Lund.
70
Samarkand
11.40 Uhr
Cassiopeia vermutete, dass sie sich in der Nähe eines Stalls befand, weil es nach feuchtem Heu und nach Pferden roch. Der Raum schien eine Art Gästezimmer zu sein, der mit seiner ausreichenden, aber nicht besonders eleganten Einrichtung wahrscheinlich eher für das Personal bestimmt war. Die geschlossenen Fensterläden sperrten die Welt aus, die Tür war verriegelt und, wie sie vermutete, bewacht. Auf dem Weg vom Palast hierher hatte sie bewaffnete Männer gesehen, die auf den Dächern Wache standen. Ein Fluchtversuch aus diesem Gefängnis könnte ziemlich gefährlich werden, dachte sie.
Im Zimmer gab es ein Telefon, das nicht funktionierte, und einen Fernseher, der kein Signal empfing. Sie saß auf dem Bett und fragte sich, was auf sie zukommen würde. Sie hatte es geschafft, nach Asien zu kommen. Und jetzt? Sie hatte versucht, Zovastina mit deren Obsessionen zu ködern, doch ob sie Erfolg damit gehabt hatte, war schwer zu sagen. Am Flughafen hatte die Chefministerin etwas Beunruhigendes erfahren. Und Cassiopeia war plötzlich nicht mehr so wichtig gewesen. Aber wenigstens lebte sie noch.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, und die Tür ging auf.
Viktor trat ein, gefolgt von zwei bewaffneten Männern.
»Aufstehen«, sagte er.
Sie blieb sitzen.
»Sie sollten tun, was ich Ihnen sage.«
Er stürzte sich auf sie und verabreichte ihr links und rechts zwei so harte Ohrfeigen, dass sie vom Bett auf den Teppich stürzte. Sie sprang kampfbereit auf. Die beiden Männer hinter Viktor hoben die Pistolen.
»Das war für Rafael«, sagte Viktor.
Tränen der Wut traten ihr in die Augen. Doch sie wusste, dass dieser Mann genau das tat, was von ihm erwartet wurde. Thorvaldsen hatte gesagt, er sei ein heimlicher Verbündeter. Also spielte sie mit. »Wenn hinter Ihnen bewaffnete Männer stehen, fühlen Sie sich stark.«
Viktor kicherte. »Wollen Sie damit andeuten, dass ich Angst vor Ihnen habe?«
Sie betastete ihre geschwollene Unterlippe.
Viktor packte sie und verdrehte ihr den Arm hinter dem Rücken, zerrte ihr Handgelenk zu den Schultern hoch. Er war stark, doch sie vertraute darauf, dass er wusste, was er tat, und so gab sie sich geschlagen. Handschellen schlossen sich um ihre Handgelenke. Viktor drückte sie zu Boden, ließ ihre Füße auf die gleiche Weise fesseln und drehte sie dann auf den Rücken.
»Nehmt sie mit«, befahl er.
Die beiden Männer packten sie an den Füßen und Schultern, trugen sie nach draußen und dann über einen gekiesten Weg zum Stall. Dort wurde sie mit dem Bauch über einen Pferderücken geworfen. Das Blut schoss ihr in den herabbaumelnden Kopf. Viktor band sie mit einem groben
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