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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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einer Recycling-Technik griffen, die alte Tinte wegkratzten und das gesäuberte Pergament dann für Gebetbücher verwendeten. Bei der Röntgenfluoreszenzanalyse wird wiederverwendetes Pergament quasi geröntgt. Glücklicherweise hatte die Tinte, die vor Jahrhunderten verwendet wurde, einen hohen Eisengehalt. Wenn die Röntgenstrahlen auf die Tinte treffen, glühen die tief ins Pergament eingesickerten Moleküle, und dies kann man aufzeichnen. Es ist ein wirklich verblüffendes Verfahren. Wie ein Fax aus der Vergangenheit. Worte, die man gelöscht und dann mit Tinte überschrieben hat, erstehen aus ihrer molekularen Signatur neu.«
    »Cotton«, sagte Cassiopeia, »was wir aus erster Hand über Alexander wissen, beschränkt sich auf die Schriften von vier Männern, die alle fast fünfhundert Jahre nach Alexander lebten. Die Ephemeriden, Alexanders sogenanntes königliches Tagebuch, das wahrscheinlich wirklich zeitgenössisch ist, ist nutzlos, denn der Sieger schreibt die Geschichte zu seinen Gunsten um. Der Alexanderroman, der oft als echte historische Quelle angesehen wird, ist vollkommen fiktiv und hat praktisch keinen Bezug zur Wirklichkeit. Die anderen beiden Berichte wurden dagegen von den allgemein anerkannten Chronisten Arrian und Plutarch geschrieben.«
    »Ich habe den Alexanderroman gelesen. Eine tolle Geschichte.«
    »Aber auch nicht mehr als das. Alexander ist ebenso wie die Gestalt des Königs Artus so von Legenden umrankt, dass die historische Persönlichkeit dahinter nicht mehr zu erkennen ist. Heute wird er als großer, gütiger Eroberer dargestellt. Als eine Art Staatsmann. Tatsächlich aber hat er Menschen in einem bis dahin noch nie da gewesenen Ausmaß niedermetzeln lassen und die Ressourcen der von ihm eroberten Länder total vergeudet. Aus reiner Paranoia hat er Freunde ermordet, und die meisten seiner Soldaten hat er in einen frühen Tod geführt. Er war ein Spieler, und sein Einsatz war sein eigenes Leben und das Leben der Menschen in seiner Umgebung. Es ist wirklich nichts Großartiges an ihm.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Malone. »Er war ein großer militärischer Befehlshaber und der erste Mensch, der die Welt vereinigt hat. Seine Eroberungszüge waren blutig und brutal, wie Krieg eben so ist. Natürlich war er ein Eroberer, aber die Welt damals schien doch nur darauf zu warten, erobert zu werden. Politisch war dieser Grieche, der letztlich zum Perser wurde, äußerst gewitzt. Nach allem, was ich gelesen habe, hatte er für kleinlichen Nationalismus nichts übrig, was ich ihm nicht verübeln kann. Nach seinem Tod teilten seine Generäle, die Diadochen, Alexanders Reich unter sich auf, was dazu führte, dass die griechische Kultur in diesen Regionen für Jahrhunderte dominierte. Das hellenistische Zeitalter hatte einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung der westlichen Zivilisation. Und all das hat mit Alexander begonnen.«
    Es war offensichtlich, dass Cassiopeia eine andere Meinung hatte.
    »Genau um dieses Vermächtnis geht es in dem alten Manuskript«, sagte sie. »Es beschreibt, was nach Alexanders Tod tatsächlich geschah.«
    »Wir wissen, was geschah«, wandte Malone ein. »Alexanders Reich fiel in die Hände seiner Generäle, die mit seiner Leiche ›Wer sie kriegt, darf sie behalten‹ spielten. Es gibt viele verschiedene Berichte darüber, wie jeder von ihnen versuchte, den Leichenzug zu überfallen. Sie alle wollten die Leiche als Symbol ihrer Macht. Deswegen wurde die Leiche auch mumifiziert, obwohl die Griechen ihre Toten normalerweise verbrennen. Doch Alexander wurde nicht verbrannt, denn seine Leiche musste erhalten werden.«
    »Das Manuskript berichtet genau über die Zeit von Alexanders Tod in Babylon bis zu seinem Rücktransport nach Westen«, sagte Cassiopeia. »Hier handelt es sich um einen Zeitraum von einem Jahr. Ein Jahr, das für die Entstehung der Elefantenmedaillons entscheidend ist.«
    Ein leises Klingeln durchbrach die Stille im Raum.
    Malone sah, wie Henrik sein Handy aus der Tasche nahm und das Gespräch annahm. Das war ungewöhnlich. Thorvaldsen hasste die Dinger, und er konnte es nicht ausstehen, wenn man in seiner Gegenwart damit telefonierte.
    Malone warf Cassiopeia einen Blick zu und fragte: »Ist dieses Gespräch so wichtig?«
    Sie antwortete mit finsterer Miene. »Es ist das, worauf wir gewartet haben.«
    »Warum bist du so umwerfend fröhlich?«
    »Auch wenn du es dir anscheinend nicht vorstellen kannst, Cotton, aber auch ich habe

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