Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Gefühle.«
Ihre bissige Bemerkung befremdete ihn. Als sie über Weihnachten in Kopenhagen gewesen war, hatten sie in Christiangade, Thorvaldsens Haus am Meer nördlich von Kopenhagen, zusammen ein paar schöne Abende verbracht. Er hatte ihr sogar etwas geschenkt, und zwar eine seltene Ausgabe eines Bandes über mittelalterliche Ingenieurskunst aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ihr französisches Rekonstruktionsprojekt, bei dem sie Stein für Stein nur mit Werkzeug und Baustoffen, die auch schon vor siebenhundert Jahren zur Verfügung gestanden hatten, eine Burg errichtete, wuchs und gedieh weiter. Malone und sie hatten sogar abgemacht, dass er sie im Frühjahr besuchen würde.
Thorvaldsen beendete das Gespräch. »Das war der Dieb aus dem Museum.«
»Und woher wusste er, wie er dich erreichen kann?«
»Ich habe meine Telefonnummer in das Medaillon prägen lassen. Ich wollte ihm klarmachen, dass wir ihn schon erwarten. Ich habe ihm gesagt, dass er die Originaldekadrachme kaufen muss, wenn er sie haben will.«
»Da wird er euch wahrscheinlich lieber ermorden.«
»Genau darauf setzen wir.«
»Und wie wollt ihr eure Ermordung verhindern?«, fragte Malone.
Cassiopeia trat mit starrer Miene vor. »An dem Punkt kommst du ins Spiel.«
12
Viktor legte den Hörer auf die Gabel. Rafael hatte beim Fenster gestanden und das Gespräch verfolgt.
»Er will, dass wir uns in drei Stunden treffen. In einem Haus nördlich der Stadt an der Küstenstraße.« Er hielt das Elefantenmedaillon hoch. »Sie müssen schon seit einer ganzen Weile gewusst haben, dass wir kommen, sonst hätten sie das hier nicht anfertigen lassen können. Es ist eine recht gelungene Fälschung. Der Fälscher versteht sein Handwerk.«
»Wir müssen über diese Sache Bericht erstatten.« Viktor war anderer Meinung. Ministerin Zovastina hatte ihn geschickt, weil er der Mann war, dem sie am meisten vertraute. Ihre Leibwache, ihre sogenannte Heilige Schar, bestand aus einer Gruppe von dreißig Männern, die sie nach dem Vorbild der grimmigsten Kampftruppe des alten Griechenlands geformt hatte, die mit großer Tapferkeit bis zum Tod gegen Philipp von Makedonien und dessen Sohn, Alexander den Großen, gekämpft hatte. Zovastina hatte es einmal erzählt. Die Makedonier waren von der Tapferkeit der Griechen so beeindruckt gewesen, dass sie zu deren Ehren ein Denkmal errichtet hatten, das noch immer in Griechenland stand. Als Zovastina an die Macht kam, hatte sie die Idee einer solchen Kampfgruppe begeistert aufgegriffen. Als Ersten hatte sie Viktor eingestellt, und dieser hatte die anderen neunundzwanzig Männer ausgewählt, darunter auch Rafael, einen Italiener, den er dem Sicherheitsdienst der bulgarischen Regierung abgeworben hatte.
»Sollen wir nicht doch in Samarkand anrufen?«, fragte Rafael wieder.
Viktor sah ihn an. Sein Partner war jünger als er und energisch und tatkräftig. Viktor mochte ihn, weshalb er ihm Fehler durchgehen ließ, die er bei anderen nie toleriert hätte. Wie zum Beispiel, dass er diesen Mann ins Museum gezerrt hatte. Aber vielleicht war das auch kein Fehler gewesen?
»Wir können sie nicht anrufen«, sagte er.
»Wenn sie das rauskriegt, bringt sie uns um.«
»Dann müssen wir verhindern, dass sie es erfährt. Bisher ist doch alles gut gelaufen.«
Das stimmte. Sie hatten erfolgreich vier Diebstähle bei privaten Sammlern begangen, die ihre Wertgegenstände zum Glück in kaum gesicherten Safes oder als Ausstellungsstücke aufbewahrt hatten. Viktor und Rafael hatten jegliche Spuren durch Feuer vernichtet und waren unbemerkt entkommen.
Vielleicht aber auch nicht.
Immerhin schien der Mann am Telefon über ihre Aktivitäten ziemlich gut Bescheid zu wissen.
»Wir werden dieses Problem selbst lösen müssen«, sagte Viktor.
»Du hast Angst, dass sie mir die Schuld geben wird.«
Viktor hatte plötzlich einen Kloß in der Kehle. »Ich habe eher Angst, dass sie uns beiden die Schuld geben wird.«
»Ich habe ein schlechtes Gefühl, Viktor. Du lädst dir da zu viel auf mit mir.«
Viktor sah ihn an und meinte selbstkritisch: »Wir haben die Sache gemeinsam vermasselt.« Er betastete das Medaillon. »Diese verdammten Dinger machen nichts als Ärger.«
»Warum will sie diese Medaillons so unbedingt haben?«
Viktor schüttelte den Kopf. »Zovastina ist keine Frau, die sich über ihre Pläne auslässt. Aber ich bin mir sicher, dass diese Angelegenheit ziemlich wichtig ist.«
»Ich habe zufällig etwas aufgeschnappt.«
Rafael sah
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