Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
sollte, denn die war tot und begraben, und keiner würde sie jemals finden. Nein. Ihm bereiteten eher die Buchstaben auf der Münze Bauchschmerzen.
ZH.
Zeta. Eta.
Leben.
»Sie können jetzt reinkommen«, rief er.
Peter O’Conner, der im Nachbarzimmer das Gespräch belauscht hatte, kam in den Raum geschlendert. Mit ihm kam eine von Vincentis vielen Hauskatzen in den Salon gesprungen.
»Was halten Sie von Mrs. Nelle?«, fragte Vincenti.
»Sie ist eine Botin, die genau weiß, was sie sagt.«
»Zovastina ist hinter diesem Medaillon her, das die Amerikanerin mir gezeigt hat. Es passt genau zu der Beschreibung in den Unterlagen, die Sie mir im Hotel gegeben haben.« Aber er wusste immer noch nicht, warum die Münzen so wichtig waren.
»Es gibt etwas Neues. Zovastina kommt nach Venedig. Heute.«
»Auf Staatsbesuch? Davon habe ich nichts gehört.«
»Nicht offiziell. Es geht um eine Stippvisite heute Nacht. Sie kommt mit einem Privatflugzeug. Es gibt eine besondere Vereinbarung des Vatikans mit der italienischen Grenzkontrolle. Ein Informant hat mich angerufen und mir davon erzählt.«
Jetzt wusste Vincenti Bescheid. Es war eindeutig etwas im Busch, und Zovastina war ihm definitiv ein paar Schritte voraus. »Wir müssen wissen, wann sie eintrifft und wohin sie geht.«
»Ich habe schon alles in die Wege geleitet. Wir werden es rechtzeitig erfahren.«
Jetzt war er an der Reihe. »Ist in Samarkand alles so weit vorbereitet?«
»Wir warten nur auf Ihren Befehl.«
Vincenti beschloss spontan, die Abwesenheit seiner Feindin auszunutzen. Es machte keinen Sinn, bis zum Wochenende zu warten. »Lassen Sie den Jet startklar machen. Wir brechen in einer Stunde auf. Doch Sie müssen sicherstellen, dass wir auch während unserer Abwesenheit genauestens Bescheid darüber wissen, was die Chefministerin hier treibt.«
O’Conner nickte zustimmend.
Jetzt kam Vincenti zu dem Punkt, der ihm wirklich Sorgen bereitete. »Da ist noch was. Ich muss Washington eine Botschaft senden. Und zwar eine unmissverständliche. Lassen Sie Stephanie Nelle umbringen. Und beschaffen Sie dieses Medaillon.«
36
17.50 Uhr
Malone aß mit Genuss seine Spinat-Pasta mit Käse und Schinken. Viktor und sein Helfer hatten die Insel vor einer Stunde verlassen, nachdem sie zwanzig Minuten im Museum verbracht und dann das Gelände um die Basilika in Augenschein genommen hatten. Den Garten hatten sie sich besonders genau angesehen. Dieser lag zwischen der Kirche und dem Canale Borgognoni, der sich zwischen Torcello und dem Nachbarinselchen erstreckte. Malone und Cassiopeia hatten Viktor und Rafael von wechselnden Positionen aus zugesehen. Viktor, der sich unbeobachtet wähnte und sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrierte, hatte sie anscheinend nicht bemerkt.
Nachdem Viktor und sein Komplize wieder mit dem Wasserbus abgefahren waren, zogen Malone und Cassiopeia sich ins Dorf zurück. Ein Andenkenverkäufer erzählte ihnen, dass die Locanda Cipriani, die es schon seit Jahrzehnten gäbe, eins der berühmtesten Restaurants Venedigs sei. Jeden Abend kamen Leute mit dem Boot herüber, um das Ambiente zu genießen. Im Restaurant war neben den Holzdecken, den Terracotta-Wänden und den eindrucksvollen Basreliefs auch eine Fotogalerie prominenter Personen zu entdecken. Hemingway, Picasso, Diana und Charles, Queen Elizabeth, Churchill und zahllose Schauspieler und Darsteller hatten sich hier auf ihren Fotos mit einer persönlichen Dankesnotiz verewigt.
Malone und Cassiopeia saßen im Garten, einer von blühenden Granatapfelbäumen umsäumten Oase der Ruhe, unter einer Pergola süß duftender Rosen im Schatten der beiden Kirchen und Kirchtürme. Malone musste zugeben, dass das Essen ausgezeichnet war. Selbst Cassiopeia schien es zu munden, was andererseits nicht erstaunlich war, da sie beide seit dem Frühstück in Kopenhagen nichts mehr gegessen hatten.
»Er kommt nach Anbruch der Dunkelheit zurück«, sagte Cassiopeia ruhig.
»Wird es wieder so ein Freudenfeuer geben?«
»Das scheint so die Art der beiden zu sein, obgleich es nicht nötig wäre. Denn niemand wird diese Münze vermissen.«
Nachdem Viktor verschwunden war, hatten sie sich ins Museum gewagt. Cassiopeia hatte recht gehabt. Viel war dort nicht zu sehen. Säulenbruchstücke, Kapitelle, Mosaike und ein paar Gemälde, alles wild zusammengewürfelt. Im Obergeschoss lagen Tonscherben, Schmuckstücke und alte Haushaltsgegenstände in drei wackligen Vitrinen mit Glasdeckel. Das
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