Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Für Leute aus dem Westen und die Israelis stellte sich die Sache dagegen ganz anders dar. Für sie war das eine ziemlich gefährliche Zoonose.«
»Noch mehr fantastische Geschichten.« Sie fragte sich, wie oft Vincenti diese Lüge schon mit ähnlicher Überzeugungskraft vorgebracht hatte.
»Damit kommen Sie bei mir nicht durch. Dafür gibt es zu viele Dokumente, Fotos und Zeugen, die die Wahrheit dieser Geschichten beweisen«, hielt Stephanie dagegen. »Deshalb sind Sie ja auch 1990 aus dem Irak verschwunden.«
»Seien Sie realistisch, Stephanie. In den Achtzigern hat noch niemand Biowaffen für Massenvernichtungswaffen gehalten. Für Washington war das damals noch überhaupt kein Thema. Saddam dagegen hatte damals immerhin schon ihr Potenzial erkannt.«
»Inzwischen sind wir klüger geworden. Diese Waffen stellen eine gefährliche Bedrohung dar. Tatsächlich gehen Experten mittlerweile davon aus, dass der erste Biowaffenkrieg kein umwälzendes Ereignis sein wird. Es wird sich vielmehr um einen eher unbedeutenden regional begrenzten Konflikt handeln. Ein Schurkenstaat gegen seinen Nachbarn. Universelle Werte werden da nichts mehr gelten, und der gegenseitige Hass wird dazu führen, dass aufs Geratewohl gemordet wird. Ähnlich wie im Iran-Irak-Krieg in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts, als einige Ihrer Viren und Bakterien gegen Menschen eingesetzt wurden.«
»Eine interessante Theorie, aber ist das nicht eher Sache Ihres Präsidenten? Was habe ich mit dem Ganzen zu tun?«
Stephanie beschloss, ihn noch härter anzugehen. »Ihre Gesellschaft Philogen Pharmaceutique ist ein ziemliches Erfolgsmodell. Ihnen persönlich gehören zwei Komma vier Millionen Aktien der Gesellschaft und damit zweiundvierzig Prozent ihres Werts, womit Sie die Person mit den meisten Geschäftsanteilen sind. Philogen Pharmaceutique ist ein beeindruckender Konzern mit einem Vermögenswert von knapp zehn Milliarden Dollar. Das Unternehmen hat Tochterfirmen, die Kosmetika, Toilettenartikel, Seifen oder Tiefkühlprodukte herstellen, und ist Eigner einer europäischen Kaufhauskette. Sie haben die Gesellschaft vor fünfzehn Jahren für einen Pappenstiel gekauft …«
»Gewiss haben Ihre Nachforschungen auch ergeben, dass die Gesellschaft damals kurz vor dem Bankrott stand.«
»Was zu der Frage führt, wie Sie sie kaufen und retten konnten.«
»Haben Sie jemals von der Möglichkeit des Börsengangs gehört? Die Leute haben investiert.«
»Das stimmt nur begrenzt, denn der größte Teil des Startkapitals stammt von Ihnen. Etwa vierzig Millionen Dollar nach unserer Schätzung. Da hatten Sie sich einen hübschen Spargroschen bei Ihrer Arbeit für einen Schurkenstaat zurückgelegt.«
»Die Irakis waren großzügig. Außerdem hatten sie eine großartige Krankenversicherung und ein wunderbares Rentensystem.«
»Viele Mikrobiologen haben davon profitiert. Damals haben wir zahlreiche bekannte Mikrobiologen überwacht. Darunter auch Sie.«
Er schien die Schärfe in ihrem Tonfall zu bemerken. »Wann kommen Sie endlich zur Sache?«
»Sie sind der perfekte Geschäftsmann. Nach allem, was man hört, ein wirklich ausgezeichneter Unternehmer. Aber Ihre Gesellschaft hat sich übernommen. Die Abzahlung Ihrer Kredite belastet Ihr Unternehmen extrem, und doch expandieren Sie weiter.«
Edwin Davis hatte sie gut informiert.
»Möchte Daniels investieren? Wie lange dauert seine Amtszeit noch, drei Jahre? Sagen Sie ihm, dass ich in meinem Vorstand einen Platz für ihn finden könnte.«
Sie griff in ihre Jackentasche und warf ihm das in seinem Umschlag steckende Elefantenmedaillon zu. Er fing es überraschend behände auf.
»Wissen Sie, was das ist?«
Er studierte die Dekadrachme. »Sieht aus wie ein Mann, der mit einem Elefanten kämpft. Dann ist da noch ein Mann mit einem Speer in der Hand. Leider gehört Geschichte nicht gerade zu meinen Stärken.«
»Sie kennen sich besser mit Krankheitserregern aus.«
Er sah sie durchdringend an.
»Als die UN-Waffeninspektoren Sie nach dem Ersten Golfkrieg zum irakischen Biowaffenprogramm befragten, haben Sie ausgesagt, dass nichts Brauchbares entwickelt worden sei. Es sei viel geforscht worden, doch das ganze Unternehmen sei unterfinanziert gewesen und schlecht geführt worden.«
»All die Krankheitserreger, die Sie vorhin erwähnt haben, sind schwierig zu lagern und brauchen viel Platz. Außerdem sind sie in der Anwendung äußerst umständlich und praktisch unmöglich zu kontrollieren. Als Waffen sind
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