Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
sie nicht einsetzbar. Sehen Sie doch endlich ein, dass ich recht habe.«
»Kluge Köpfe wie Sie werden mit solchen Problemen fertig.«
»So gut bin ich nicht.«
»Das denke ich auch. Aber manche Leute sind da durchaus anderer Meinung.«
»Sie sollten nicht auf sie hören.«
Stephanie ließ sich nicht provozieren. »Drei Jahre, nachdem Sie den Irak verlassen hatten, war Philogen Pharmaceutique ein florierendes Unternehmen geworden, und Sie waren Mitglied der Venezianischen Liga.« Sie beobachtete ihn genau, um zu sehen, wie ihre Worte auf ihn wirkten. »Diese Mitgliedschaft ist nicht gerade billig. Ganz im Gegenteil, ich habe gehört, dass sie ziemlich teuer sein soll.«
»Meines Wissens ist es nicht illegal, wenn Menschen einander Gesellschaft leisten.«
»Sie sind nicht der Rotary Club.«
»Wir haben einen Vereinszweck, eine ausgewählte Mitgliedschaft, und wir fühlen uns unserer Mission verpflichtet. Das hört sich doch nach einem ganz normalen gemeinnützigen Verein an.«
»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, erklärte Stephanie. »Haben Sie schon einmal eine solche Münze gesehen?«
Er warf ihr das Medaillon zurück. »Nein. Noch nie.«
Sie starrte ihn an und versuchte, diesen wohlbeleibten Mann mit der undurchschaubaren Miene und der falsch klingenden Stimme besser einzuschätzen. Nach allem, was man ihr gesagt hatte, war er ein mittelmäßiger Virologe mit einer gewöhnlichen Ausbildung, der einfach ein Händchen für Geschäfte hatte. Aber vielleicht steckte er auch hinter dem Mord an Naomi Johns.
Es war Zeit, das herauszufinden.
»Sie sind nicht halb so schlau, wie Sie denken.«
Vincenti strich eine widerspenstige Strähne seines dünnen Haars zurück. »Das Ganze fängt an mich zu langweilen.«
»Wenn sie tot ist, sind Sie auch ein toter Mann.«
Sie beobachtete ihn genau, und es kam ihr vor, als ob er einen Mittelweg suche zwischen einem minimalen Zugeständnis an Wahrheit und einer Lüge, die sie nicht akzeptieren würde.
»Sind wir fertig?«, fragte er, noch immer sehr höflich.
Sie stand auf. »In Wirklichkeit fangen wir gerade erst an.« Sie hielt das Medaillon hoch. »Auf dieser Münze sind winzige Buchstaben zwischen den Falten des Mantels des Kriegers versteckt. Es ist wirklich erstaunlich, dass man in der Antike so feine Prägungen anfertigen konnte. Doch ich habe mich bei Experten vergewissert, die mir bestätigt haben, dass es tatsächlich möglich war. Die Buchstaben hatten die Funktion von Wasserzeichen und dienten als Beweis für die Echtheit der Münzen. Auf dieser Münze hier stehen zwei Buchstaben. ZH. Zeta. Eta. Sagt Ihnen das etwas?«
»Nicht das Geringste.«
Ihr fiel auf, dass seine Augen einen Moment lang interessiert aufgeblitzt waren. Oder war es Überraschung gewesen? Oder vielleicht sogar ein kurzes Erschrecken?
»Ich habe mich bei Experten für Altgriechisch erkundigt, die mir gesagt haben, dass ZH ›Leben‹ bedeutet. Finden Sie es nicht auch interessant, dass jemand sich die Mühe gemacht hat, diese winzigen Buchstaben mit dieser Bedeutung in die Münze zu prägen, wo doch nur ganz wenige Menschen die Aufschrift lesen konnten, weil Lupen damals praktisch unbekannt waren?«
Er zuckte die Achseln. »Was hat das mit mir zu tun?«
Nachdem Stephanie gegangen war, wartete Vincenti volle fünf Minuten. Er saß im Salon, und die Stille, die nur hin und wieder vom Flügelschlagen und den Knabbergeräuschen seiner Kanarienvögel durchbrochen wurde, beruhigte seine Nerven. Der Palazzo war vor Jahrhunderten einmal im Besitz eines schöngeistigen Bonvivants gewesen, der hier einen bekannten literarischen Salon betrieben hatte. Ein anderer Besitzer hatte die Nähe des Canal Grande genutzt, um die zahlreichen Leichenzüge unterzubringen, wobei der Raum, in dem Vincenti saß, als Schauplatz für Autopsien und zum Aufbahren der Leichen genutzt worden war. Später machten Schmuggler aus dem Haus einen Umschlagplatz für ihre Ware und setzten Schauergeschichten über das Gebäude in Umlauf, um Neugierige fernzuhalten.
Gerade sehnte Vincenti sich nach dieser Zeit zurück.
Stephanie Nelle, die für das amerikanische Justizministerium arbeitete und wahrscheinlich wirklich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten geschickt worden war, hatte ihn aus der Fassung gebracht.
Aber nicht wegen der Dinge, die die Amerikaner über seine Vergangenheit wussten und die ohnehin bald keine Rolle mehr spielen würden. Und auch nicht wegen der Agentin, die ihn ausspionieren
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