Cotton Malone 04 - Antarctica
Ziel auf Christl zu bekommen.
Malone schoss, verfehlte aber sein Ziel.
Jetzt hatte er nur noch eine einzige Kugel.
Der Dunkelhaarige begab sich wieder in Deckung.
Malone rannte zur nächsten Säule. Er entdeckte einen Schatten, der sich dem Dunkelhaarigen von der Säulenreihe im hinteren Teil des Kirchenschiffs her näherte. Der Dunkelhaarige hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf Malone gerichtet, und so konnte der Schatten ungehindert weiterhuschen. Größe und Gestalt waren unverkennbar. Werner Lindauer war ganz schön mutig.
»Okay, Sie sind bewaffnet«, sagte der Dunkelhaarige. »Wenn ich die Frau erschieße, erschießen Sie mich. Aber ich kann mir die andere Schwester schnappen, ohne in Ihr Visier zu geraten.«
Malone hörte ein Ächzen und dann einen Aufschlag, mit dem Fleisch und Knochen etwas rammten, das festen Widerstand bot. Malone spähte um die Säule herum und erblickte Werner Lindauer, der mit erhobener Faust über dem Dunkelhaarigen kauerte. Die beiden Kämpfenden rollten ins Kirchenschiff hinein, und der Dunkelhaarige stieß Werner von sich. Er hielt noch immer die Waffe mit beiden Händen.
Christl war aufgesprungen.
Der Dunkelhaarige erhob sich ebenfalls.
Malone zielte.
Ein Gewehrschuss hallte zwischen den hohen Wänden wider.
Aus dem Hals des Dunkelhaarigen schoss Blut. Die Waffe fiel ihm aus der Hand, als er um Atem ringend nach der Schusswunde an seinem Hals griff. Malone hörte einen weiteren Knall – einen zweiten Schuss –, und der Körper des Dunkelhaarigen verkrampfte sich und fiel dann mit einem harten Aufprall auf den Rücken.
Plötzlich war es sehr still in der Kirche.
Werner lag auf dem Boden. Christl stand da. Dorothea saß. Malone sah angespannt nach links.
Auf einer Empore über der Vorhalle der Kirche, wo vor Jahrhunderten vielleicht einmal der Chor gesungen hatte, stand Ulrich Henn und senkte sein Gewehr. Neben ihm blickte grimmig und herausfordernd Isabel Oberhauser herab.
57
Washington, D. C.
Ramsey sah zu, wie Diane McCoy die Wagentür öffnete und sich auf den Beifahrersitz setzte. Er hatte sie vor seinem Amt erwartet. Ihr Anruf vor einer Viertelstunde hatte alarmierend geklungen.
»Was zum Teufel haben Sie getan?«, fragte sie.
Von sich aus würde er keine Informationen preisgeben.
»Daniels hat mich vor einer Stunde ins Oval Office bestellt und mich zur Sau gemacht.«
»Erzählen Sie mir, warum?«
»Spielen Sie hier nicht das Unschuldslamm. Sie haben Aatos Kane erpresst, richtig?«
»Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Und er hat mit dem Präsidenten gesprochen.«
Ramsey saß still und geduldig da. Er kannte McCoy jetzt seit einigen Jahren. Er hatte ihren Hintergrund studiert. Sie war vorsichtig und bedachtsam. Ihre Arbeit brachte das mit sich. Und doch war sie jetzt richtiggehend wütend. Warum?
Sein auf dem Armaturenbrett liegendes Handy leuchtete auf und signalisierte eine Nachricht. »Entschuldigung. Ich muss erreichbar sein.« Er sah auf das Display und knurrte: »Das kann warten. Was ist los, Diane? Ich habe einfach nur um die Unterstützung des Senators gebeten. Wollen Sie mir etwa sagen, dass sonst niemand mit dem Weißen Haus Kontakt aufgenommen und dasselbe versucht hat?«
»Aatos Kane spielt in einer anderen Liga. Was haben Sie getan?«
»Gar nicht so viel. Er war begeistert, dass ich mich mit ihm besprochen habe. Er sagte, ich würde eine echte Bereicherung des Vereinigten Generalstabs darstellen. Ich erwiderte, wenn er das so sehe, sei ich ihm dankbar für jede Unterstützung, die er mir gewähren könne.«
»Langford, hier sind nur wir beide, Sie und ich, Sie können sich also das Geschwafel sparen. Daniels war außer sich vor Wut. Er nahm Kanes Einmischung übel und gab mir die Schuld daran. Er sagte, ich hätte mich mit Ihnen verbündet.«
Er runzelte die Stirn. »Mit welcher Absicht denn?«
»Sie sind ein harter Brocken, Ramsey. Kürzlich haben Sie mir gesagt, dass Sie Kane am Haken haben, und das stimmt verdammt noch mal tatsächlich. Den Grund dafür möchte ich gar nicht wissen, aber ich wüsste gerne, wieso Daniels mich mit Ihnen in Verbindung bringt. Hier geht es um meinen Arsch.«
»Übrigens ein sehr hübscher Arsch.«
Sie schnaufte. »War das jetzt ein produktiver Beitrag?«
»Nein. Es ist einfach nur eine wahre Feststellung.«
»Haben Sie vielleicht auch etwas Hilfreiches im Angebot? Ich habe lange gearbeitet, um so weit zu kommen.«
»Was genau hat der Präsident denn gesagt?«, wollte er wissen.
Sie schob seine
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