Cotton Malone 04 - Antarctica
hasste es, einen Auftrag überstürzt ausführen zu müssen, wollte Ramsey aber nicht eingestehen müssen, dass er mit so etwas nicht fertig wurde.
Er griff nach seinem Handy und suchte die Nummer in Atlanta.
Zum Glück lag Georgia in der Nähe.
»Ich habe nur noch einen Schuss«, erwiderte Malone auf Isabels Ankündigung.
Sie sprach mit Henn, der unter seinen Mantel griff, eine Pistole herauszog und sie Malone zuwarf. Malone fing die Waffe auf. Zwei Ersatzmagazine folgten.
»Sie sind gut vorbereitet«, sagte er.
»Immer«, gab Isabel zurück.
Er steckte die Magazine in seine Jackentasche.
»Es war ganz schön mutig von Ihnen, mir vorhin zu vertrauen«, sagte Lindauer.
»Als wenn ich die Wahl gehabt hätte.«
»Trotzdem.«
Malone warf einen Blick auf Christl und Dorothea. »Sie drei gehen hier irgendwo in Deckung.« Er zeigte hinter den Altar auf die Apsis. »Das dahinten sieht gut aus.«
Er sah zu, wie sie sich zurückzogen, und rief dann Isabel zu: »Könnten wir wenigstens einen der Angreifer lebendig fassen?«
Henn war bereits weg.
Sie nickte. »Das hängt von den beiden selbst ab.«
Er hörte zwei Schüsse aus dem Kircheninneren.
»Ulrich hat angegriffen«, sagte sie.
Er eilte durch das Kirchenschiff in die Vorhalle und trat in den Kreuzgang hinaus. Dort sah er einen der Angreifer auf der gegenüberliegenden Seite zwischen den Bögen hindurchhuschen. Das Tageslicht wich der Dämmerung. Die Temperatur war merklich gefallen.
Weitere Schüsse.
Von außerhalb der Kirche.
Stephanie bog von der Interstate 40 auf einen belebten Boulevard ab und fand den Haupteingang des Biltmore Estate. Tatsächlich war sie schon zwei Mal hier abgestiegen, einmal wie jetzt in der Vorweihnachtszeit. Das Grundstück umfasste über dreitausend Hektar, und das Zentrum bildete ein sechzehntausend Quadratmeter großes französisches Renaissance-Château, das größte Herrenhaus in Privatbesitz der Vereinigten Staaten. Das Gebäude war um 1890 als Landsitz für George Vanderbilt erbaut worden und hatte sich inzwischen in eine beliebte Touristenattraktion verwandelt, ein lebendiges Zeugnis von verflossenem Reichtum.
Zu ihrer Linken drängte sich eine Ansammlung von verputzten Backsteinhäusern, viele mit steilen Giebeldächern, hölzernen Dachgauben und breiten Vorderveranden. An hübschen, von Bäumen gesäumten Sträßchen zogen sich gepflasterte Bürgersteige entlang. Die Straßenlampen waren mit Kiefernzweigen und Weihnachtsschleifen geschmückt, und eine Weihnachtsbeleuchtung von zahllosen weißen Lichtchen sorgte für festtägliche Stimmung.
»Das Biltmore Village«, sagte sie. »Dort haben früher einmal die Arbeiter und das Personal gewohnt. Vanderbilt hat ihnen ihr eigenes kleines Städtchen errichtet.«
»Sieht aus, als stammte es aus einem Roman von Dickens.«
»Es wurde einem englischen Provinzstädtchen nachempfunden. Jetzt sind dort Läden und Cafés.«
»Sie kennen sich aber aus, was?«
»Das hier ist einer meiner Lieblingsorte.«
Sie bemerkte einen McDonald’s, der in die pittoreske Architektur eingefügt war. »Ich muss mal zur Toilette.« Sie bremste und fuhr auf den Parkplatz des Restaurants.
»Ein Milkshake wäre jetzt nicht schlecht«, meinte Davis.
»Sie haben sonderbare Ernährungsgewohnheiten.«
Er zuckte die Schultern. »Was auch immer den Magen füllt.«
Sie sah auf die Uhr. 11.15 Uhr. »Wir halten kurz und dann fahren wir zum Hotel. Es liegt mehr als einen Kilometer hinter den Toren des Landsitzes.«
Charlie Smith bestellte einen Big Mac ohne Sauce und Zwiebeln, aber mit Fritten und einer großen Cola light. Das war eines seiner Lieblingsgerichte, und da er selbst tropfnass nie über siebzig Kilo wog, musste er sich um sein Gewicht nicht groß kümmern. Er war mit einem lebhaften Stoffwechsel gesegnet – das und ein aktiver Lebensstil, drei Mal wöchentlich Sport und gesunde Ernährung. Ja, richtig. Seine Vorstellung von Sport war, den Zimmerservice anzurufen oder Essen zum Mitnehmen zum Wagen zu tragen. Ihm bot sein Job mehr als genug Anlass für sportliche Betätigung.
Er hatte eine Mietwohnung am Rande von Washington, D. C., hielt sich aber nur selten dort auf. Er musste endlich mal Wurzeln schlagen, Mann. Vielleicht war es an der Zeit, ein eigenes Haus zu kaufen – wie Bailey Mill. Neulich hatte er Ramsey nur etwas vorgeflunkert, aber vielleicht konnte er dieses alte Farmhaus in Maryland tatsächlich in Ordnung bringen und dort auf dem Land leben. Das wäre
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