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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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– eine der glänzenden Felswände, die Hunderte von Metern aufstiegen.
    Sie wandte sich nach rechts.
    Christl befand sich dreißig Meter entfernt und rannte durch einen Laufgang, wo Licht und Schatten sich abwechselten, so dass sie mal auftauchte und mal wieder verschwand.
    Dorothea folgte ihr.
    Es war, wie wenn man im Wald ein Reh jagt. Ihm Raum lassen. Es in Sicherheit wiegen. Und dann zuschlagen, wenn es am wenigsten damit rechnet.
    Dorothea eilte ebenfalls durch den Gang und betrat einen weiteren Platz, der dem vor dem Badehaus in Form und Größe ähnelte. Er war leer, mit Ausnahme einer Steinbank, auf der eine Gestalt saß. Sie trug einen weißen Schneeanzug, der Dorotheas eigenem ähnelte, nur dass der Reißverschluss vorn geöffnet und der obere Teil heruntergerollt war, so dass Arme und Oberkörper frei lagen. Darunter trug der Mann nur einen Wollpullover. Die Augen waren dunkle Höhlen in einem flachen Gesicht, die Lider geschlossen. Der gefrorene Hals war zur Seite geneigt, und das dunkle Haar streifte die Spitze der aschfahlen Ohren. Im stahlgrauen Bart hingen Eiszapfen, und auf den geschlossenen Lippen lag ein seliges Lächeln. Die Hände hatte er friedlich gefaltet.
    Es war ihr Vater.
    Sie war wie betäubt. Ihr Herz hämmerte. Sie wollte wegschauen, konnte aber nicht. Leichen sollten eigentlich im Grab liegen und nicht auf Bänken sitzen.
    »Ja, er ist es«, sagte Christl.
    Dorothea wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der sie umgebenden Gefahr zu, doch sie sah ihre Schwester nicht, sondern hörte sie nur.
    »Ich habe ihn schon vorhin gefunden. Er hat auf uns gewartet.«
    »Zeig dich«, sagte Dorothea.
    Ein Lachen drang durch die Stille. »Schau ihn dir an, Dorothea. Er hat den Reißverschluss seines Schneeanzugs geöffnet, um zu erfrieren. Kannst du dir das vorstellen?«
    Nein, das konnte sie nicht.
    »Das hat Mut erfordert«, sagte die körperlose Stimme. »Wenn man Mutter reden hört, hatte er keinen Mut. Wenn man dich hört, war er ein Narr. Hättest du das tun können, Dorothea?«
    Dorothea erblickte ein weiteres der hohen Tore, von Pfeilern eingerahmt und mit bronzenen Türflügeln versehen. Diese wurden jedoch von keinem Metallriegel gehalten und standen offen. Dahinter führten Stufen nach unten, und sie spürte einen Hauch kalter Luft.
    Sie sah wieder auf den Toten.
    »Unser Vater.«
    Sie fuhr herum. Christl stand vielleicht sieben Meter entfernt und hatte die Pistole auf sie gerichtet.
    Dorothea machte den Arm steif und hob ihre Waffe.
    »Nein, Dorothea«, sagte Christl. »Lass sie unten.«
    Dorothea rührte sich nicht.
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte Christl. »Wir haben Mutters Aufgabe gelöst.«
    »Das klärt nichts zwischen uns.«
    »Ganz meiner Meinung.«
    »Ich hatte recht«, sagte Christl. »Ich hatte in allem recht. Und du hattest unrecht.«
    »Warum hast du Henn und Werner getötet?«
    »Mutter hat Henn mitgeschickt, um mich aufzuhalten. Der loyale Ulrich. Und Werner? Ich dachte, du würdest dich freuen, dass er weg ist.«
    »Hast du auch vor, Malone zu töten?«
    »Ich werde die Einzige sein, die von hier weggeht. Die einzige Überlebende.«
    »Du bist verrückt.«
    »Sieh ihn dir an, Dorothea. Unseren geliebten Vater. Als wir ihn zum letzten Mal gesehen haben, waren wir zehn Jahre alt.«
    Dorothea wollte nicht hinsehen. Sie hatte schon genug gesehen. Und sie wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie sie ihn gekannt hatte.
    »Du hast an ihm gezweifelt«, sagte Christl.
    »Du doch auch.«
    »Nein, nie.«
    »Du bist eine Mörderin.«
    Christl lachte. »Als wenn es mir nicht egal wäre, was du von mir denkst.«
    Dorothea konnte es unmöglich schaffen, die Pistole zu heben und zu schießen, bevor Christl feuerte. Da sie aber ohnehin schon so gut wie tot war, beschloss sie, als Erste zu handeln.
    Ihr Arm ruckte hoch. Christl drückte den Abzug ihrer Waffe. Dorothea bereitete sich auf den Tod vor. Aber nichts geschah. Es war nur ein Klicken zu hören.
    Christl wirkte schockiert. Wieder betätigte sie den Abzug, doch vergebens.
    »Es sind keine Kugeln darin«, sagte Malone, als er den Platz betrat. »Ich bin doch kein kompletter Idiot.«
    Genug.
    Dorothea zielte und schoss.
    Der erste Schuss durchschlug Christls dicke Polarkleidung und traf sie mitten in die Brust. Die zweite Kugel, ebenfalls mitten in die Brust, ließ die Getroffene taumeln. Der dritte Schuss traf den Kopf, aus dem es rot herausspritzte, doch die Eiseskälte ließ das Blut sofort gefrieren.
    Noch zwei Schüsse, und

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