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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Sie doch zufällig gerade ein Gewehr zur Hand und zudem noch einen Mann, der fähig ist, in einem kaum erleuchteten Saal aus einem guten Dutzend Meter Entfernung die Schädeldecke eines Menschen wegzuschießen.«
    »Ulrich ist ein ausgezeichneter Schütze.«
    Henn sagte nichts. Offensichtlich kannte er seine Stellung.
    »Ich wusste nicht, dass die beiden hier waren«, sagte Christl zu Malone. »Ich dachte eigentlich, Mutter wäre nicht da. Aber als ich sie und Ulrich in den Saal kommen sah, gab ich ihm ein Zeichen, sich bereitzuhalten, während ich die Aufmerksamkeit des Angreifers auf mich lenkte.«
    »Ganz schön riskant.«
    »Es hat anscheinend funktioniert.«
    Das sagte ihm auch etwas über diese Frau. Man brauchte Mut, um in eine schussbereite Mündung zu blicken. Aber er wusste nicht recht, ob sie gerissen und mutig oder aber eine Idiotin war. »Ich kenne nicht allzu viele Akademikerinnen, die es Ihnen eben gleichgetan hätten.« Er wandte sich der älteren Frau Oberhauser zu. »Wir hätten den Schützen lebendig gebraucht. Er kannte meinen Namen.«
    »Das ist mir ebenfalls aufgefallen.«
    »Ich brauche Antworten, nicht noch mehr Rätsel, und was Sie getan haben, hat eine ohnehin schon verfahrene Situation noch zusätzlich kompliziert.«
    »Zeig es ihm«, sagte Isabel zu ihrer Tochter. »Hinterher, Herr Malone, können wir beiden uns unter vier Augen unterhalten.«
    Er folgte Christl zurück in die Eingangshalle und von dort nach oben in eines der Schlafzimmer, wo in einer Ecke ein riesiger Kachelofen, der das Datum 1651 trug, bis zur Decke ragte.
    »Das hier war das Zimmer meines Vaters und meines Großvaters.«
    Sie betrat eine Nische, in der unter einem Fenster mit Mittelpfosten eine dekorative Bank stand.
    »Meine Vorfahren, die Reichshoffen im dreizehnten Jahrhundert erbaut haben, waren von der Angst besessen, irgendwann in der Falle zu sitzen. Daher bekam jedes Zimmer mindestens zwei Ausgänge – und dieses hier ist keine Ausnahme. Tatsächlich wurde es mit dem damals möglichen Höchstmaß an Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet.«
    Sie drückte auf eine der Mörtelfugen – und ein Wandabschnitt ging auf und gab den Blick auf eine Wendeltreppe frei, die sich entgegen dem Uhrzeigersinn nach unten wand. Als sie einen Schalter betätigte, erhellte eine Reihe schwacher Lampen die Dunkelheit.
    Er folgte Christl nach unten. Am Fuß der Treppe angekommen, legte sie einen weiteren Schalter um.
    Ihm fiel auf, dass die Luft trocken, warm und klimatisiert war. Der Boden bestand aus grauen Schieferplatten mit schwarzen Fugen. Die rauen Steinwände, verputzt und ebenfalls grau gestrichen, ließen erkennen, dass sie vor Jahrhunderten aus dem gewachsenen Fels gehauen worden waren.
    Vor ihnen lag ein an einen gewundenen Korridor erinnernder Raum aus Kammern, die ineinander übergingen und den Hintergrund für einige ungewöhnliche Objekte bildeten. Es waren deutsche Fahnen zu sehen, Nazibanner und sogar der Nachbau eines SS-Altars, wie man ihn in den Dreißigerjahren für Namensgebungszeremonien verwendet hatte. Außerdem zahllose Figürchen, Zinnsoldaten, die auf einer bunten Karte vom Europa des frühen zwanzigsten Jahrhunderts aufgestellt waren, Nazihelme, Schwerter, Dolche, Uniformen, Mützen, Windjacken, Pistolen, Gewehre, Halstücher, Patronengurte, Ringe, Schmuck, Schutzhandschuhe und Fotos.
    »Diese Sammlung hat mein Großvater nach dem Krieg angelegt. Damit hat er seine Zeit zugebracht.«
    »Das hier ist wie ein Nazi-Museum.«
    »Dass er bei Hitler in Verruf geraten war, hat ihn zutiefst verletzt. Er hatte dem Drecksack gut gedient und konnte die Ablehnung der Nationalsozialisten nie begreifen. Sechs Jahre lang bis zum Ende des Krieges versuchte er alles Erdenkliche, um Hitlers Gunst wiederzuerlangen. Und bis er dann in den Fünfzigerjahren vollkommen dement wurde, hat er all das hier gesammelt.«
    »Das erklärt nicht, warum Ihre Familie es aufbewahrt hat.«
    »Mein Vater hatte Achtung vor seinem Vater. Aber wir kommen nur selten hier herunter.«
    Sie führte ihn zu einer Vitrine. Dort zeigte sie ihm einen Silberring mit SS-Runen, die er in dieser Darstellungsweise noch nie gesehen hatte. Es war einer Kursivschrift nicht unähnlich. »Das hier ist die wahre germanische Form, wie man sie auf alten skandinavischen Schilden findet. Sehr passend, denn diese Ringe wurden nur vom Ahnenerbe getragen.« Sie lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Gegenstand in der Vitrine. »Dieses Abzeichen mit der Odal-Rune

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