Cotton Malone 04 - Antarctica
Mal enden.
Die Entscheidung, wie er die Aufgabe am besten angehen sollte, war Smith nicht leichtgefallen. Da tatsächlich jedes Körperteil Alexanders gründlich ärztlich untersucht worden war, würde ein Tod, der eine medizinische Ursache hatte, gewiss Verdacht erregen. Gewalt kam nicht in Frage, die erregte immer Aufmerksamkeit. Aber in Smith’ Unterlagen über Alexander stand:
Lebt allein. Des ewigen Gejammers müde hat seine Frau sich vor Jahren von ihm scheiden lassen. Die Kinder besuchen ihn selten, er geht ihnen ebenfalls auf die Nerven. Hat niemals Damenbesuch. Hält Sex für eklig und gesundheitsgefährdend. Will angeblich seit Jahren mit dem Rauchen Schluss gemacht haben, raucht aber meistens abends, meistens im Bett, noch eine Zigarre. Eine starke, importierte Marke, die er speziell über einen Tabakladen in Jacksonville (Adresse siehe Ende) bestellt. Er raucht mindestens eine Zigarre pro Tag.
Diese Kleinigkeit hatte genügt, um Smith’ Fantasie anzuregen, und in Verbindung mit ein paar anderen Informationen aus seinen Unterlagen hatte er sich schließlich zurechtgelegt, wie Zachary Alexander sterben sollte.
Smith hatte einen Spätflug von Washington, D. C. nach Jacksonville genommen, war dann der Wegbeschreibung in seinem Dossier gefolgt und hatte einen halben Kilometer hinter Alexanders Haus geparkt, hatte eine Jeansjacke angezogen, sich eine Segeltuchtasche vom Rücksitz gegriffen und war das Stück Weg zurückgegangen.
An der ruhigen Straße standen nur einige wenige Häuser.
Alexander wurde in den Unterlagen als chronischer Schnarcher mit festem Schlaf bezeichnet, was Smith sagte, dass man selbst außerhalb des Hauses noch Schnarchlaute hören musste.
Er trat in den vorderen Garten.
Eine klapprige Wärmepumpe dröhnte auf einer Seite des Hauses. Die Nacht war zwar kalt, aber doch deutlich weniger frostig als in Virginia.
Vorsichtig ging er zu einem der Seitenfenster und blieb lange genug stehen, um auf Alexanders rhythmisches Schnarchen zu lauschen. An den Händen trug er bereits neue Latexhandschuhe. Behutsam stellte er die Segeltuchtasche ab und holte einen kleinen Gummischlauch mit einer hohlen Metallspitze daraus hervor. Sorgfältig untersuchte er das Fenster. Genau wie es in dem Dossier stand, war bei einer unfachmännischen Reparatur auf beiden Seiten eine Isolierung aus Silikon angebracht worden.
Er durchbohrte die Isolierung mit der Metallspitze und holte dann einen kleinen Gaszylinder aus der Tasche. Das Gas darin war eine vor langer Zeit von ihm entdeckte giftige Mischung, die für tiefe Bewusstlosigkeit sorgte, ohne dass im Blut oder in der Lunge Spuren davon zurückblieben. Er schloss den Schlauch an die Auslassdüse an, öffnete das Ventil und ließ die Chemikalien lautlos ins Haus einströmen.
Nach zehn Minuten hörte das Schnarchen auf.
Smith schloss das Ventil, zog den Schlauch mit einem Ruck ab und steckte alles wieder in seine Tasche. Im Silikon blieb nun zwar ein kleines Loch zurück, doch das bereitete ihm kein Kopfzerbrechen. Dieser winzige Hinweis auf das Verbrechen würde nicht lange bestehen bleiben.
Er ging am Haus vorbei nach hinten.
Auf halbem Wege setzte er die Segeltuchtasche ab, öffnete eine hölzerne Zugangstür in dem Fundament aus Betonsteinen und schlüpfte unter das Haus. Dort verliefen eine Vielzahl elektrischer Leitungen. Seinen Unterlagen entnahm er, dass der Hypochonder Alexander außerdem auch noch ein Geizhals war. Vor ein paar Jahren hatte er einem Nachbarn ein paar Dollar dafür bezahlt, dass er eine zusätzliche Steckdose im Schlafzimmer installierte und eine direkte Leitung vom Sicherungskasten nach draußen zur Wärmepumpe verlegte.
Das Ganze war eine einzige Pfuscherei.
Er fand den in dem Dossier erwähnten Anschlusskasten und schraubte die Deckplatte ab. Danach entfernte er die 220-Volt-Leitung, worauf das Dröhnen der Wärmepumpe verstummte. Ein paar Sekunden lang lauschte er nervös, ob Alexander vielleicht doch vom Gas verschont geblieben war. Doch die Nacht blieb still und ungestört.
Aus seiner Westentasche holte er ein Messer und entfernte die Isolierung der Kabel, die in den Anschlusskasten führten. Wer immer die Arbeit ausgeführt hatte, hatte die Leitungen offen verlegt – die Defekte würde man ohne weiteres dem Fehlen eines Isolierrohrs zuschreiben –, und so musste er nur darauf achten, es mit dem Messer nicht zu übertreiben.
Smith steckte das Messer wieder ein.
Aus einer anderen Westentasche holte er eine
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