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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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wenige Leute wissen über dieses U-Boot Bescheid. Mitte der Sechzigerjahre wurde es unter strenger Geheimhaltung gebaut, selbst die meisten Admiräle wussten damals nichts davon. Es war mit einem verblüffenden Arsenal von Geräten ausgestattet und konnte dreimal tiefer tauchen als jedes andere U-Boot. Es trug keinen Namen, war nicht mit Waffen oder Torpedos ausgerüstet und hatte keine offizielle Besatzung. Seine Missionen waren geheim, und viele bleiben es bis zum heutigen Tag. Noch verblüffender ist, dass das Boot noch heute im Einsatz ist – es ist inzwischen das zweitälteste U-Boot im Dienst, nämlich seit 1969. S o geheim wie früher ist es nicht mehr. Heute wird es sowohl zu militärischen als auch zu zivilen Zwecken genutzt. Aber wo immer tief im Ozean menschliche Augen und Ohren vonnöten sind, ist die NR-1 gefragt. Erinnern Sie sich an all diese Geschichten, wie Amerika transatlantische Telefonkabel angezapft und die Sowjets belauscht hat? Das war die NR-1. Als 1976 eine F-14 mit einer neuen Phoenix-Rakete in den Ozean stürzte, barg die NR-1 diese, bevor sie den Sowjets in die Hände fallen konnte. Nach dem Challenger-Unglück war es die NR-1, die die Feststoffrakete mit dem fehlerhaften O-Ring gefunden hat.«
    Mit nichts konnte man ein Publikum besser fesseln als mit solchen Geschichten, und aus seiner Dienstzeit auf dem einzigartigen U-Boot hatte er eine Menge davon auf Lager. Die NR-1 war keineswegs ein technologisches Meisterwerk gewesen, sondern geplagt von Fehlfunktionen. Allein der Erfindungsreichtum ihrer Crew hatte sie in Betrieb gehalten. Die Betriebsanleitung war unbrauchbar gewesen – und so hatte das Motto an Bord Innovation geheißen. Beinahe jeder Offizier, der an Bord gedient hatte, war später in eine höhere Position aufgestiegen, Ramsey selbst eingeschlossen. Es gefiel ihm, dass er jetzt von der NR-1 erzählen konnte. Im Rahmen des Rekrutierungsprogramms der Navy wurden Erfolge zur Schau gestellt. Veteranen wie er konnten ihre Geschichten erzählen, und Leute wie jene, die ihm jetzt von ihren Frühstückstischen aus zuhörten, würden ihn später Wort für Wort zitieren. Die Presse, deren Anwesenheit man ihm zugesagt hatte, würde für eine noch weitere Verbreitung sorgen. Admiral Langford Ramsey, Chef des Nachrichtendienstes der Marine, sagte bei einer Rede vor der nationalen Versammlung des Kiwanis-Clubs …
    Er hatte eine schlichte Sicht auf das Thema Erfolg.
    Erfolg räumte mit Misserfolgen auf.
    Bereits vor zwei Jahren hätte er in Pension gehen sollen, doch er war der höchstrangige farbige Angehörige des US-Militärs und der erste bekennende Junggeselle, der je in den Admiralsrang aufgestiegen war. Er hatte sein Vorhaben lange geplant und war äußerst vorsichtig gewesen. Er achtete darauf, dass sein Gesicht so ruhig wie seine Stimme blieb, seine Stirn faltenfrei und sein offener Blick mild und gelassen. Er hatte seine gesamte Karriere in der Marine mit der Präzision eines U-Boot-Navigators geplant. Störungen würde er nicht dulden, insbesondere jetzt nicht, da sein Ziel in Sicht war.
    Und so blickte er auf seine Zuhörerschaft und erzählte mit zuversichtlicher Stimme weitere Geschichten.
    Doch ein Problem belastete ihn.
    Ein mögliches Schlagloch auf seinem Weg.
    Garmisch.

3
Garmisch
    Malone sah auf die Waffe und bewahrte die Fassung. Er hatte ein bisschen hart über Jessica geurteilt. Offensichtlich war auch er nicht wachsam genug gewesen. Er winkte mit dem Umschlag. »Das hier wollen Sie? Sind nur ein paar Rettet-die-Berge-Broschüren, die ich meiner Greenpeace-Ortsgruppe zuschicken will. Wir bekommen Sonderpunkte für Reisen vor Ort.«
    Die Gondel setzte ihre Abwärtsfahrt fort.
    »Sehr witzig«, sagte die Frau.
    »Ich hatte an eine Karriere als Stand-up-Comedian gedacht. Meinen Sie, das war ein Fehler?«
    Genau solche Situationen waren der Grund, warum er sich hatte pensionieren lassen. Ein Agent des Magellan Billet verdiente 72300 Dollar jährlich vor Steuern. Als Buchantiquar machte er mehr Gewinn, und zwar ohne das Risiko.
    Zumindest hatte er das geglaubt.
    Jetzt wurde es Zeit, zur alten Sichtweise zurückzukehren.
    Und auf einen Patzer des Gegners zu warten.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    Sie war klein und untersetzt, und ihr Haar wies einen wenig schmeichelhaften, rötlichen Braunton auf. Vielleicht war sie Anfang dreißig. Sie trug einen blauen Wollmantel und einen goldfarbenen Schal. Der Mann trug einen roten Mantel und schien weiter keine Rolle zu spielen.

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