Cotton Malone 05 - Der Korse
Treppe hinunter, rannte quer durch den Raum und versuchte den anderen Weg nach oben.
Dort sah es genauso aus.
Er hämmerte mit der Faust gegen die dicke Glastür.
Henrik war dort draußen.
Und es gab nichts, was Sam tun konnte.
Eliza beobachtete, wie der Propeller aufhörte, sich zu drehen, und das Flugzeug an Höhe verlor. Die Maschine war weniger als einen Kilometer entfernt und flog noch immer genau auf sie zu.
»Der Pilot ist ein Verrückter«, sagte eines der Clubmitglieder.
»Das wird sich zeigen«, erwiderte Thorvaldsen ruhig.
Die Nervenstärke des Dänen beeindruckte sie. Er wirkte trotz der ernsten Situation vollkommen entspannt.
»Was ist hier los?«, fragte Robert Mastroianni Eliza. »Eine solche Erfahrung habe ich nicht beim Club gesucht.«
Thorvaldsen drehte sich um und sah den Italiener an. »Offensichtlich sollen wir sterben.«
Malone kämpfte mit der Steuerung.
»Setz diesen Motor wieder in Gang«, sagte Stephanie über Funk.
»Das versuche ich ja gerade.«
Er griff nach dem Schalter. Der Motor stotterte, sprang aber nicht an. Er versuchte es erneut und wurde mit einer Fehlzündung belohnt.
Die Spitze des Eiffelturms kam jetzt verdammt nahe.
Er versuchte es noch einmal, und mit einem Knall erwachte der Motor dröhnend zum Leben, der Propeller drehte sich und das Flugzeug nahm Fahrt auf. Der Elektronik ließ er gar nicht erst Zeit zum Reagieren, sondern stellte rasch den Schubhebel auf Vollgas. Er legte das Flugzeug schräg, führte es in einer Kurve durch den Wind und flog am Eiffelturm vorbei. Oben sah er Leute stehen, die in seine Richtung zeigten.
57
Sam beobachtete, wie das kleine Flugzeug sich näherte. Er wandte sich von der verschlossenen Glastür ab, sprang die Treppe hinunter und eilte zu den Aussichtsfenstern im Süden. Das Flugzeug flog dröhnend vorbei, dicht von einem Hubschrauber gefolgt.
Die Lifttüren gingen auf und uniformierte Männer stürmten heraus.
Einer davon war der Chef des Sicherheitsdiensts, dem Sam zuvor schon begegnet war.
»Die Türen nach oben sind verschlossen«, erklärte er ihm. »Wir brauchen einen Schlüssel.«
Thorvaldsen spähte in das Cockpit der Cessna, die mit weniger als hundert Meter Abstand an der Turmspitze vorbeiflog. Er brauchte nur einen Moment, um das Gesicht des Piloten zu erkennen.
Cotton Malone. Wer sonst?
»Ich habe die Maschine unter Kontrolle«, meldete Malone.
Er legte wieder an Höhe zu. Bei dreitausend Fuß beschloss er, den Aufstieg zu beenden.
»Das war knapp«, sagte er.
»Gelinde ausgedrückt«, bemerkte Stephanie. »Reagiert die Steuerung jetzt?«
»Ich brauche einen Flughafen.«
»Wir halten nach einem Ausschau.«
Eine Landung auf den Flughäfen Orly oder Charles de Gaulle wollte er nicht riskieren. »Sucht mir irgendwo einen kleineren Flugplatz. Was liegt vor mir?«
»Wenn du die Stadt hinter dir hast, und das sind nur noch ein paar Meilen, soll erst einmal Wald und Sumpf kommen. Es gibt einen Flugplatz bei Crétail, einen anderen bei Lagney und noch einen bei Tournan.«
»Wie weit ist es bis zu offenen Weideflächen?«
»Zwanzig Meilen.«
Er schaute, wie viel Treibstoff er noch hatte. Die Anzeige stand auf fünfzig Liter, der Tank war beinahe voll. Offensichtlich hatte derjenige, der den Anschlag geplant hatte, die Wirkung des C-83 mit viel Flugbenzin unterstützen wollen.
»Such mir eine Piste«, forderte er Stephanie auf. »Wir müssen dieses Flugzeug landen.«
»In dreißig Meilen Entfernung gibt es bei Evry eine Privatpiste. Isoliert, weit und breit keine Bebauung. Wir fordern die Leute dort auf, das Gebiet zu räumen. Wie ist das Flugzeug?«
»Wie eine Frau, die man gezähmt hat.«
»Haha.«
Plötzlich stotterte der Propeller.
Er blickte durch die Windschutzscheibe an der Motorhaube vorbei und sah, wie der Propeller zum Stillstand kam.
Dann sprang der Motor selbständig wieder an.
Die Steuersäule entriss sich Malones Griff, und das Flugzeug ging in eine steile Rechtskurve. Der Motor röhrte auf, und die Querruder reagierten. Etwas oder jemand versuchte, die Kontrolle über die Maschine zurückzuerlangen.
»Was ist los?«, fragte Stephanie.
»Anscheinend sind meine abfälligen Bemerkungen nicht gut angekommen. Dieses Ding hier hat seinen eigenen Willen.«
Er rückte sich auf seinem Sitz zurecht, als das Cockpit sich wieder gerade ausrichtete, doch dann schwenkte das Flugzeug nach links. Vielleicht war die Elektronik verwirrt und der Transceiver suchte nach dem Signal, dem er zuvor
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