Cotton Malone 05 - Der Korse
haben Sie auch betrogen?«
»Denen habe ich so viel gesagt, wie ich musste, und ich hätte Sie, wie ich hinzufügen möchte, niemals geopfert. Wären die Dinge so gelaufen, wie sie sollten, hätte ich meine Freiheit gehabt, den Schatz und das Geld des Clubs, und Sie könnten zu Ihrem nächsten Kunden gehen und wären um das Dreifache Ihres üblichen Honorars reicher.«
»Die Amerikaner waren gewiefter, als ich vorhergesehen hatte.«
»Das war wohl Ihr Fehler. Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten und ich bin bereit, den Rest des Honorars zu zahlen. Vorausgesetzt …«
Das Boot fuhr eine Haltestelle beim Louvre an. Neue Fahrgäste gingen an Bord und nahmen brav ihre Plätze unter dem Verdeck ein. Ashby verstummte, bis der Motor wieder lostuckerte und sie ins schnelle Fahrwasser der Seine glitten.
»Ich warte«, sagte er.
Sam entschied sich dagegen, zu weit hinten zu sitzen. Stattdessen mischte er sich unter die spärliche Schar der Kameras schwenkenden Fahrgäste. Unter dem Verdeck war es einigermaßen warm, da die Heizung lief. Ashby und der andere Mann – ein Unbekannter in englischen Tweed-Sachen mit einer aufgebauschten, blonden Haarmähne – standen außerhalb des Verdecks, wo es, wie Sam sich vorstellte, richtig kalt sein musste.
Er konzentrierte sich auf die Flussufer, während eine Führerin über Lautsprecher die Île de la Cité und ihre vielen Sehenswürdigkeiten ankündigte. Er tat so, als folgte er ihren Hinweisen, da er sich so umsehen und alles im Auge behalten konnte. Die Führerin erwähnte, dass sie am linken Seine-Ufer um die Île herumfahren würden, vorbei an Notre-Dame und dann weiter zur Bibliothèque François Mitterrand.
Er rief Thorvaldsen an und gab die Route rasch durch.
Thorvaldsen hörte zu, legte auf und betrachtete die Straße vor ihm.
»Überqueren Sie bitte den Fluss«, forderte er den Fahrer auf, »und biegen Sie dann nach links in Richtung Quartier Latin ab. Aber bleiben Sie in der Nähe der Seine.«
Er wollte das Boot nicht aus den Augen verlieren.
»Was haben Sie vor?«, fragte Meagan Morrison.
»Wie lange leben Sie schon in Paris?«
Sie wirkte von seiner Frage überrumpelt, da sie merkte, dass er der ihren auswich.
»Jahre.«
»Dann sagen Sie mir, gibt es hinter Notre-Dame irgendwelche Brücken, die vom linken Seine-Ufer über den Fluss führen?«
Sie zögerte und dachte über seine Frage nach.
»Es gibt eine Brücke unmittelbar dahinter. Der Pont de l’Archevêché«, sagte sie dann.
»Ist es dort voll?«
Sie schüttelte den Kopf. »Dort sind überwiegend Fußgänger unterwegs. Und ein paar Autos, die zur Île St. Louis hinter der Basilika hinüberfahren.«
»Fahren Sie dorthin«, forderte er den Fahrer auf.
»Was haben Sie vor, alter Mann?«
Er ignorierte ihr Drängen und sagte kühl: »Zu tun, was getan werden muss.«
64
Ashby wartete darauf, dass Peter Lyon ihm die Antwort gab, die er hören wollte.
»Ich kann Larocque beseitigen«, erklärte der Südafrikaner mit leiser Stimme.
Sie standen mit dem Gesicht zum Fluss und sahen auf das schaumige Kielwasser des Bootes, das in der graubraunen Seine zerfloss. Zwei weitere Touristenboote mit Verdeck und eine Handvoll privater Fahrzeuge folgten ihnen.
»Es muss noch heute geschehen«, stellte Ashby klar. »Spätestens morgen. Sie wird äußerst unangenehm werden.«
»Sie möchte den Schatz ebenfalls haben?«
Er beschloss, ehrlich zu sein. »Mehr, als Sie sich vorstellen können. Es ist für sie eine Frage der Familienehre.«
»Dieser Schatz. Ich möchte mehr darüber wissen.«
Ashby wollte darauf eigentlich nicht antworten, aber ihm blieb keine Wahl. »Es handelt sich um Napoleons verschollenen Schatz. Einen unglaublich großen Hort. Er ist seit zweihundert Jahren verschwunden. Aber ich glaube, dass ich ihn gefunden habe.«
»Da haben Sie aber Glück, dass Schätze mich nicht interessieren. Ich ziehe moderne gesetzliche Zahlungsmittel vor.«
Sie fuhren am Palais de Justice vorbei und kamen unter einer Brücke hindurch, auf der es von Verkehr wimmelte.
»Ich schätze, die ausstehende Summe werde ich erst zu zahlen haben, wenn die Sache mit Larocque erledigt ist.«
»Um Ihnen zu zeigen, dass ich Charakter habe, bin ich damit einverstanden. Larocque wird bis morgen tot sein.« Lyon hielt inne. »Lassen Sie sich eines gesagt sein, Lord Ashby. Ich habe normalerweise Erfolg und mag es nicht, wenn man bei mir nachhakt.«
Ashby begriff die Botschaft. Aber auch er hatte etwas, was er noch
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