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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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einmal betonen wollte.
    »Bringen Sie sie einfach um.«

    Sam beschloss, sich in die hinterste Sitzreihe unter dem Verdeck umzusetzen. Er bemerkte die vertraute Silhouette von Notre-Dame, die auf dem linken Ufer immer näher kam. Zu seiner Rechten lagen das Quartier Latin und Shakespeare & Company, wo gestern alles angefangen hatte. Die Führerin, die nicht zu sehen war und deren Stimme nur aus dem Lautsprecher drang, leierte in zwei Sprachen ihr Sprüchlein über die Conciergerie auf dem rechten Seine-Ufer herunter, wo Marie Antoinette vor ihrer Hinrichtung eingesperrt worden war.
    Er stand auf und schlenderte lässig zur hinteren Sitzreihe, wobei er nach den Sehenswürdigkeiten Ausschau hielt. Die Touristen an Bord plauderten, schossen Fotos und zeigten auf die Ufer. Abgesehen von einem einzigen Mann. Der saß am Rande des Mittelgangs, drei Reihen vor den hintersten Sitzen. Er hatte ein verwaschenes Gesicht, lange Ohren, war nahezu kinnlos und trug einen erbsengrünen Mantel über schwarzen Jeans und Stiefeln. Das blauschwarze Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er saß mit beiden Händen in den Taschen uninteressiert da und schien die Fahrt zu genießen.
    Sam passierte eine unsichtbare Grenze, wo die von hinten hereinsickernde Kälte die warme Luft unter dem Verdeck vertrieb, und drückte sich an die Außenwand. Er blickte nach vorn und entdeckte eine weitere Brücke über der Seine, die rasch näher kam.
    Etwas rollte über das Deck und schlug gegen die Seite des Bootes.
    Sam blickte auf einen Metallkanister hinunter. Er hatte während seines Secret-Service-Trainings genug über Waffen gelernt, um zu erkennen, dass das hier keine Granate war.
    Nein.
    Sondern eine Rauchbombe.
    Sein Blick schoss zu Grünmantel, der ihn direkt ansah, die Lippen zu einem Lächeln verzogen.
    Violetter Rauch quoll aus dem Kanister.

    Gestank füllte Ashbys Nase.
    Er fuhr herum und sah, dass der Raum unter dem Plexiglasverdeck sich mit Rauch gefüllt hatte.
    Rufe. Schreie.
    Menschen entflohen der Qualmwolke und strömten hustend zu ihm auf den offenen Teil des Decks hinaus.
    »Was, um Himmels willen, soll das?«, brummte er.

    Thorvaldsen bezahlte den Taxifahrer auf dem Pont de l’Archevêché und stieg aus. Meagan Morrison hatte recht. Auf der zweispurigen Steinbrücke war nicht viel Verkehr, und nur eine Handvoll Fußgänger war stehen geblieben, um die malerische Ansicht der Rückseite von Notre-Dame zu genießen.
    Er gab dem Fahrer noch fünfzig Euro zusätzlich und sagte: »Bringen Sie diese junge Dame, wohin immer sie will.« Er blickte durch die geöffnete Tür auf den Rücksitz. »Ihnen viel Glück. Leben Sie wohl.«
    Dann schlug er die Tür zu.
    Das Taxi rollte los, und Thorvaldsen trat zu dem eisernen Brückengeländer, hinter dem es zehn Meter zum Fluss hinunterging. Wiederholt betastete er die Pistole in seiner Manteltasche, die Jesper ihm gestern zusammen mit geladenen Zusatzmagazinen aus Christiangade geschickt hatte.
    Er hatte beobachtet, dass Graham Ashby und ein weiterer Mann gegen die Heckreling gelehnt außerhalb des Verdecks standen, genau wie Sam berichtet hatte. Das Boot befand sich zweihundert Meter entfernt und fuhr gegen die Strömung auf ihn zu. Es sollte ihm gelingen, Ashby zu erschießen, die Waffe in die Seine zu werfen und wegzugehen, bevor irgendjemand merkte, was geschehen war.
    Mit Waffen war er nicht unvertraut. Er würde treffen.
    Er hörte, wie ein Wagen bremste, und drehte sich um.
    Das Taxi hatte gehalten.
    Die hintere Tür ging auf, und Meagan Morrison stieg aus. Sie knöpfte ihren Mantel zu und kam direkt auf ihn zu.
    »Alter Mann«, rief sie. »Sie haben gleich etwas wirklich Dummes vor, oder?«
    »Für mich ist es nichts Dummes.«
    »Wenn Sie schon unbedingt vor die Hunde gehen wollen, dann lassen Sie mich Ihnen wenigstens dabei helfen.«

    Sam stürzte sich mit allen anderen Passagieren nach hinten, während Rauch aus dem Boot quoll, als stünde es in Flammen.
    Aber so war es nicht.
    Als er unter dem Verdeck hervorkam, erblickte er Grünmantel, der sich durch die in Panik geratene Menge zur Reling drängte, wo Ashby und der Mann in Tweed noch immer standen.

    Thorvaldsen packte die Pistole in seiner Tasche und entdeckte Rauch, der aus dem Ausflugsboot aufstieg.
    Meagan bemerkte ihn ebenfalls. »Also, das ist etwas, was man nicht jeden Tag sieht.«
    Er hörte wieder Bremsen quietschen, drehte sich um und sah, dass je ein Wagen den Verkehr zu beiden Seiten der Brücke blockierte,

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