Cotton Malone 05 - Der Korse
Drecksacks, der jetzt ein paar Meter vor ihm stand.
»Haben Sie auch nur einen Moment lang geglaubt, dass ich seinen Tod ungerächt lassen würde?«, fragte er Ashby. »Haben Sie sich für so klug gehalten? Für so wichtig? Haben Sie geglaubt, Sie könnten Menschen einfach so ermorden, und es würde niemals Konsequenzen geben?«
Ashby erwiderte nichts.
»Antworten Sie!«, schrie Thorvaldsen.
Ashby hatte seine Grenze erreicht.
Dieser alte Mann war verrückt und wurde von Hass verzehrt. Die beste Art, mit der Gefahr umzugehen, bestand darin, ihr ins Auge zu blicken. Umso mehr, als Ashby hinter einer der Säulen Peter Lyon entdeckt hatte, der die Szene kühl beobachtete. Thorvaldsen war sich Lyons Gegenwart offensichtlich bewusst.
Und die anderen Leute in der Kirche schienen die Verbündeten des Dänen zu sein.
»Ich habe getan, was ich tun musste«, erklärte Ashby.
»Ganz genau. Und mein Sohn ist dabei gestorben.«
»Sie müssen wissen, dass das nie meine Absicht war. Mich hat einzig die Staatsanwältin interessiert. Cabral ist zu weit gegangen. Es war nicht nötig, all diese Menschen zu töten.«
»Haben Sie Kinder?«, fragte Thorvaldsen.
Ashby schüttelte den Kopf.
»Dann können Sie mich unmöglich verstehen.«
Ashby musste sich Zeit erkaufen. Lyon rührte sich nicht. Er blieb einfach hinter der Säule stehen. Und wo waren die anderen beiden?
»Zwei Jahre lang habe ich Sie beobachtet«, wiederholte Thorvaldsen. »Sie sind ein Versager in allem, was Sie tun. Mit all Ihren Unternehmen haben Sie Geld verloren. Ihre Bank steckt in Schwierigkeiten. Ihr Vermögen ist beinahe aufgebraucht. Ich habe amüsiert zugesehen, wie Sie und Ihre Geliebte versucht haben, Napoleons Schatz zu finden. Und jetzt sind Sie hier und suchen noch immer.«
Dieser Dummkopf verriet Peter Lyon viel zu viel.
Andererseits:
»Sie irren sich. Ich habe ein riesiges Vermögen. Nur ist es verborgen. Erst in den letzten Tagen habe ich hundert Millionen Euro in Gold erworben.«
Er wollte Lyon wissen lassen, dass es viele Gründe gab, ihn nicht zu erschießen.
»Ich will Ihr Geld nicht«, zischte Thorvaldsen.
»Aber ich«, sagte Lyon, trat aus dem Schatten und schoss auf Henrik Thorvaldsen.
Sam stutzte, als er einen Knall hörte, der von einer mit Schalldämpfer versehenen Waffe kommen musste. Er hatte nicht verstehen können, was gesprochen wurde, da er zu weit von den Sprechenden entfernt stand.
Er blickte ins Hauptschiff.
Peter Lyon war verschwunden.
Thorvaldsen spürte nicht, wie die Kugel in seine Brust eindrang, aber als sie auf der anderen Seite herauskam, erzeugte sie schreckliche Schmerzen. Dann versagte die Koordination zwischen seinem Gehirn, den Nerven und den Muskeln. Seine Beine gaben nach, als ihn eine neue Schmerzwoge überflutete.
War es das, was Cai empfunden hatte? War sein Sohn von einer so intensiven Pein verzehrt worden? Wie schrecklich.
Seine Augen rollten nach oben.
Sein Körper sackte zusammen.
Die Pistole glitt ihm aus der Hand, und er stürzte als ein zitterndes Bündel zu Boden. Sein Kopf krachte auf die Steine.
Jeder Atemzug zerriss seine Lunge.
Er versuchte, die Stiche in seiner Brust zu bezwingen.
Alle Geräusche waren gedämpft.
Er wusste nicht mehr, wo er war.
Dann wich alle Farbe aus seiner Welt.
76
Malone erblickte etwa einen Kilometer entfernt die Basilika Saint-Denis durch den Regen. Es standen keine Polizeifahrzeuge dort, der Vorplatz der Kirche lag verlassen da. Alles im Umkreis der Kirche war so dunkel und still, als hätte hier die Pest gewütet.
Er tastete nach seiner Beretta und zwei Ersatzmagazinen.
Er war bereit.
Jetzt musste nur noch dieser verdammte Hubschrauber landen.
Ashby war erleichtert. »Es wurde auch allmählich Zeit, dass Sie mich aus dieser Lage befreien.«
Thorvaldsen lag auf dem Boden, und Blut strömte aus einer Brustwunde. Ashby war der Idiot vollkommen gleichgültig. Lyon war der Einzige, der zählte.
»Hundert Millionen Euro Gold?«, fragte Lyon.
»Rommels Schatz. Seit dem Krieg verschollen. Ich habe ihn gefunden.«
»Und Sie denken, damit können Sie Ihr Leben erkaufen?«
»Warum nicht?«
Ein neues Geräusch mischte sich in das monotone Heulen des Sturms.
Ein Dröhnen.
Es wurde lauter.
Lyon bemerkte es ebenfalls.
Ein Hubschrauber.
Sam schlich sich in die Nähe der Stelle, wo Ashby und Lyon standen, und bemerkte die Pistole in Lyons Hand. Dann sah er Thorvaldsen auf dem Boden liegen. Blut schoss schwallweise aus ihm heraus.
O
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