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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Marie Louise, die ihrem Mann nicht in sein Zwangsexil auf St. Helena gefolgt war. Nach Napoleons Tod erklärte ein Mann namens Kirchenhoffer, die Kaiserin habe ihm das Manuskript zur Veröffentlichung übergeben.«
    Sie schlug das Buch auf und blätterte die ersten Seiten vorsichtig durch.
    »Sehen Sie hier die Widmung: IHRER KAISERLICHEN HOHEIT, DER EHEMALIGEN KAISERIN FRANKREICHS.«
    Mastroianni wirkte unbeeindruckt.
    »Würden Sie es gerne testen?«, fragte sie.
    »Was kann es denn?«
    »Ihre Zukunft vorhersagen.«

9
    Malones anfängliche Schätzung bezüglich Sam Collins’ Alter stimmte. Er war Anfang dreißig. Sein Gesicht strahlte eine Mischung aus Unschuld und Entschlossenheit aus. Das dünne, rötlich blonde Haar war kurz geschnitten und lag wie Federn an seinem Kopf an. Er sprach mit demselben Akzent, der Malone gleich an ihm aufgefallen war – australisch oder vielleicht auch neuseeländisch –, aber seine Redeweise und seine Syntax waren ganz amerikanisch. Er war zappelig und großspurig wie viele Anfang dreißig, Malones früheres Ich eingeschlossen, die so behandelt werden wollten, als wären sie fünfzig.
    Es gab dabei nur ein einziges Problem.
    Sie alle, sein eigenes früheres Ich wiederum eingeschlossen, hatten nicht die zusätzlichen zwanzig Jahre lang aus den eigenen Fehlern gelernt.
    Sam Collins hatte offensichtlich seine Karriere beim Secret Service leichtfertig aufs Spiel gesetzt, und Malone wusste, dass man nur selten von einer anderen Sicherheitsbehörde angenommen wurde, wenn man schon einmal bei einer gescheitert war.
    Er lenkte den Mazda in eine weitere enge Kurve, mit der die Küstenstraße landeinwärts in einen dunklen Wald einbog. Für die nächsten Kilometer befand sich das ganze Land zwischen der Straße und dem Meer in Henrik Thorvaldsens Besitz. Anderthalb Hektar von diesem Gebiet gehörten allerdings inzwischen Malone. Sein dänischer Freund hatte sie ihm vor ein paar Monaten unerwartet geschenkt.
    »Sie werden mir wahrscheinlich nicht sagen, warum Sie hier in Dänemark sind, oder?«, fragte er Collins.
    »Können wir das mit Thorvaldsen besprechen? Ich bin mir sicher, er wird all Ihre Fragen beantworten.«
    »Wieder so eine Anweisung von Henrik?«
    Ein kurzes Zögern und dann: »Er hat mich aufgefordert, Ihnen das zu sagen – falls Sie fragen.«
    Malone hatte etwas dagegen, manipuliert zu werden, wusste aber, dass das Thorvaldsens Art war. Wenn er etwas in Erfahrung bringen wollte, musste er wohl oder übel mitspielen.
    Er verlangsamte das Tempo vor einem offenen Tor und fuhr zwischen zwei weißen Bauernkaten hindurch, die als Eingang zu Christiangade dienten. Der Familiensitz war im siebzehnten Jahrhundert von einem Vorfahren Thorvaldsens erbaut worden, der so klug gewesen war, Tonnen von wertlosem Torf in Brennstoff zu verwandeln und damit feines Porzellan zu produzieren. Im neunzehnten Jahrhundert waren die Adelgate Glasvaerker zum dänischen Hoflieferanten für Porzellan erklärt worden. Dieser Titel war der Firma geblieben, und ihre Glasprodukte waren in ganz Europa hochgeschätzt.
    Malone folgte einer von winterkahlen Bäumen gesäumten Zufahrt. Das Herrenhaus war ein perfekter Vertreter des dänischen Barock – zwei Stockwerke hoch, aus Sandstein und Backstein erbaut und mit einem geschwungenen Kupferdach gedeckt. Der eine Flügel ragte ins Land hinein, der andere ging zum Meer hinaus. In keinem Fenster brannte Licht. Mitten in der Nacht war das normal.
    Aber die Haustür stand halb offen.
    Das war ungewöhnlich.
    Malone parkte, stieg aus und marschierte, die Pistole in der Hand, auf den Eingang zu.
    Collins folgte ihm.
    Drinnen roch die warme Luft nach gekochten Tomaten und kaltem Zigarrenrauch. Vertraute Gerüche in einem Haus, das Malone in den vergangenen zwei Jahren oft besucht hatte.
    »Henrik«, rief Collins.
    Malone starrte den jungen Mann wütend an und flüsterte: »Sind Sie ein kompletter Idiot?«
    »Sie müssen wissen, dass wir hier sind.«
    »Wer ist sie?«
    »Die Tür stand offen.«
    »Das meine ich ja gerade. Halten Sie den Mund und bleiben Sie hinter mir.«
    Malone schlich über die glatten Steinfliesen zum Hartholzboden eines Korridors und von dort durch einen großen Saal, vorbei am Wintergarten und dem Billardsalon, zu einem Arbeitszimmer im Erdgeschoss. Das einzige Licht kam von einem Dreiviertel-Wintermond, dessen Schein durch die Fenster hereinsickerte.
    Er musste etwas überprüfen.
    Zielstrebig ging er zwischen den Möbeln hindurch zu einem

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