Cotton Malone 05 - Der Korse
von zweiunddreißig Fragen. Manche sind elementar. Werde ich ein hohes Alter erreichen? Wird der Patient sich von der Krankheit erholen? Habe ich Feinde oder sogar viele Feinde? Werde ich etwas erben? Aber andere sind spezifischer. Man formuliert kurz die Frage und darf dabei sogar ein oder zwei Wörter ersetzen.« Sie schob ihm das Büchlein zu. »Wählen Sie eine aus. Etwas, das Sie vielleicht schon wissen. Testen Sie das Buch.«
Er zuckte die Schultern und zwinkerte belustigt.
»Was haben Sie denn sonst zu tun?«, fragte sie.
Er gab nach, ging die Liste der Fragen durch und zeigte schließlich auf eine. »Hier. Werde ich einen Sohn oder eine Tochter bekommen?«
Sie wusste, dass er vor einem Jahr erneut geheiratet hatte. Seine dritte Frau. Vielleicht zwanzig Jahre jünger. Marokkanerin, falls sie sich richtig erinnerte.
»Das wusste ich ja gar nicht. Ist Ihre Frau schwanger?«
»Sehen wir einmal, was das Orakel sagt.«
An einem kurzen Zucken seiner Augenbrauen erkannte sie sein Misstrauen.
Sie reichte ihm einen Notizblock. »Nehmen Sie einen Stift und zeichnen Sie eine Reihe vertikaler Striche auf das Papier, mindestens zwölf. Nach zwölf können Sie aufhören, wo Sie wollen.«
Er warf ihr einen sonderbaren Blick zu.
»So funktioniert es eben«, erklärte sie. Er tat wie geheißen.
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»Und jetzt zeichnen Sie vier weitere Reihen vertikaler Striche unter die erste. Denken Sie nicht darüber nach, tun Sie es einfach.«
»Wieder mindestens zwölf?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Jede beliebige Zahl.«
Sie sah zu, wie er die Striche zeichnete.
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»Jetzt zählen Sie alle fünf Reihen. Wenn Sie auf eine gerade Zahl kommen, setzen Sie zwei Punkte an den Rand. Wenn es eine ungerade Zahl ist, einen Punkt.«
Sie betrachtete das Ergebnis. »Zwei ungerade, drei gerade. Ist das für Sie zufällig genug?«
Er nickte.
Sie schlug eine Tafel in dem Buch auf.
»Sie haben Frage 32 gewählt.« Sie zeigte auf eine mit 32 gekennzeichnete Zeile am unteren Seitenrand. »Hier oben auf der Seite sind die möglichen Punkteanordnungen aufgelistet. In der Spalte für die von Ihnen gewählte Kombination – zwei ungerade, drei gerade – steht als Antwort auf Frage 32 der Buchstabe R.«
Sie blätterte das Buch durch und verharrte bei einer Seite, auf der oben ein großes R stand.
»Auf der Antwortseite stehen dieselben Punktekombinationen. Die Antwort des Orakels auf die Kombination zwei ungerade, drei gerade ist die dritte von oben.«
Er nahm das Buch von ihr entgegen und las. Ein Blick des Erstaunens trat in sein Gesicht. »Das ist ziemlich bemerkenswert.«
Sie gestattete sich ein Lächeln.
»›Es wird dir ein Sohn geboren, der sich ohne rechtzeitiges korrigierendes Eingreifen als eine Quelle der Sorge für dich erweisen könnte.‹ Ich bekomme wirklich einen Sohn. Das haben wir tatsächlich erst vor ein paar Tagen erfahren. Ein vorgeburtlicher Test hat ein Entwicklungsproblem aufgezeigt, das die Ärzte noch im Mutterleib behandeln wollen. Die Behandlung ist sowohl für die Mutter als auch für das Kind riskant. Wir haben bisher niemandem von der Situation erzählt und diskutieren noch darüber, was wir tun sollen.« Seine anfängliche Bestürzung legte sich. »Wie ist das möglich?«
»Fügung und Schicksal.«
»Kann ich es noch einmal versuchen?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Das Orakel verbietet, zwei Fragen am selben Tag zu stellen oder innerhalb desselben Mondkalendermonats nochmals eine Frage zum selben Thema zu stellen. Außerdem trifft die Antwort auf Fragen, die im Licht des Mondes gestellt wurden, mit größerer Wahrscheinlichkeit ein. Was haben wir jetzt auf unserem Weg nach Osten, der Sonne entgegen, für eine Zeit? Beinahe Mitternacht.«
»Das heißt, dass bald ein neuer Tag anbricht.«
Sie lächelte.
»Ich muss sagen, Eliza, das ist eindrucksvoll. Es gibt zweiunddreißig mögliche Antworten auf meine Frage. Und doch habe ich wie zufällig genau die Lösung gewählt, die meine Frage befriedigend klärt.«
Sie zog den Notizblock zu sich und blätterte zu einer sauberen Seite. »Ich habe das Orakel heute noch nicht konsultiert. Lassen Sie es mich versuchen.«
Sie zeigte auf Frage 28.
Ist mir bei meiner gegenwärtigen Unternehmung Erfolg beschieden?
»Bezieht sich das auf mich?« Sein Tonfall war eindeutig weicher geworden.
Sie nickte. »Ich bin eigens nach New York gekommen, um
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