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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Gesellschaft aktiv wirkende Kraft, ein zuverlässiges stabilisierendes Werkzeug. Die Möglichkeit des Krieges bildet das stärkste Fundament der Autorität jedes Herrschers und diese wächst proportional zum Ausmaß der Bedrohung. Die Untertanen werden willig gehorchen, solange zumindest das Versprechen auf Schutz vor den Invasoren besteht. Verschwindet die Bedrohung durch Krieg oder wird das Schutzversprechen gebrochen, so endet alle Autorität. Wie keine andere Macht kann der Krieg die gesellschaftlichen Gruppierungen eines Volkes zusammenschweißen. Ohne Krieg würde eine Zentralgewalt schlichtweg nicht existieren und jede Herrschaftsmacht hängt von der Fähigkeit ab, Krieg zu führen. Kollektive Aggression ist eine positive Kraft, die sowohl Meinungsverschiedenheiten klein hält als auch die Bindekräfte innerhalb einer Gesellschaft stärkt. Krieg ist die beste Methode, kollektive Aggression zu kanalisieren. Ein dauerhafter Friede ist dem Erhalt der Zentralgewalt nicht zuträglich, ebenso wenig wie ein anhaltender, nie endender Krieg. Am besten ist die reine Möglichkeit des Krieges, da die wahrgenommene Bedrohung ein Empfinden äußerer Notwendigkeit schafft, ohne das keine Zentralgewalt Bestand hat. Allein schon die Organisation einer Gesellschaft für den Krieg kann dauerhafte Stabilität sichern.

    Erstaunlich, wie modern in dieser frühen Zeit gedacht worden war!, befand Eliza.

    Eine gefürchtete äußere Bedrohung ist entscheidend für den Bestand jeder Zentralgewalt. Eine solche Bedrohung muss glaubhaft und ausreichend groß sein, um absolute Furcht einzuflößen, und sie muss die Gesellschaft als Ganzes betreffen. Ohne eine solche Furcht könnte die Zentralgewalt durchaus zusammenbrechen. Der Übergang von einer Kriegs- zu einer Friedensgesellschaft wird scheitern, wenn der Herrscher nicht die gesellschaftliche und politische Leerstelle ausfüllt, die durch das Fehlen des Kriegs entsteht. Es muss ein Ersatz für die Kanalisierung kollektiver Aggression gefunden werden, aber diese Surrogate müssen sowohl realistisch als auch überzeugend sein.

    Sie legte die Übersetzung auf die Vitrine.
    Zur Zeit Pozzo di Borgos, in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, hatte es keinen angemessenen Ersatz gegeben, und so waren immer wieder Kriege ausgebrochen. Erst waren das regionale Konflikte gewesen und dann zwei Weltenbrände. Heute sah es anders aus. Massenhaft Ersatzmaßnahmen standen zur Verfügung. Tatsächlich sogar zu viele. Hatte sie die richtige gewählt?
    Schwer zu sagen.
    Sie kehrte zu ihrem Sessel zurück.
    Es gab da noch etwas, das sie wissen musste.
    Nach Thorvaldsens Abschied hatte sie das Orakelbuch aus ihrer Handtasche genommen. Jetzt schlug sie die Seiten ehrfurchtsvoll auf und holte ein paar Mal tief Luft, um sich zu sammeln. Aus der Liste der Fragen wählte sie: Wird der Freund, auf den ich mich verlassen muss, sich als loyal oder als verräterisch erweisen? Für Freund setzte sie Thorvaldsen ein und stellte die Frage dann laut dem brennenden Feuer.
    Sie schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Dann nahm sie einen Stift und zeichnete fünf Reihen senkrechter Striche, zählte jede Reihe und notierte die entsprechenden Punkte.

    Sie konsultierte rasch die Tafel und stellte fest, dass die Antwort auf ihre Frage auf Seite H zu finden war. Dort verkündete das Orakel: Der Freund wird dich vor Gefahren beschirmen.
    Sie schloss die Augen.
    Sie hatte Graham Ashby ihr Vertrauen geschenkt und dabei kaum mehr über ihn gewusst, als dass er altes Geld besaß und ein großartiger Schatzjäger war. Sie hatte ihm eine einzigartige Möglichkeit geboten und ihm Informationen verschafft, die sonst keiner auf der Welt besaß, Hinweise, die in ihrer Familie seit Pozzo di Borgos Zeiten weitergegeben worden waren.
    All das mochte zu Napoleons verschollenem Schatz führen.
    Di Borgo hatte die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens mit der Suche danach verbracht, doch vergebens. Sein Scheitern hatte ihn schließlich den Verstand gekostet. Aber er hatte Notizen hinterlassen, die sie allesamt Graham Ashby gegeben hatte.
    War das töricht gewesen?
    Sie dachte an das, was das Orakel gerade über Thorvaldsen vorhergesagt hatte.
    Der Freund wird dich vor Gefahren beschirmen.
    Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht.

30
Paris
    Malone hörte Schüsse. Fünf? Sechs? Dann stürzte Glas auf etwas Hartes.
    Er kam durch drei Räume, in denen erlesene Kunstgegenstände, bunte Altarbilder, feine Metallarbeiten und Wandteppiche

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