Cotton Malone 05 - Der Korse
tausend Jahre französischer Geschichte illustrierten. Dann wandte er sich nach rechts und näherte sich einem weiteren Korridor. Der war etwa sechs Meter lang, hatte einen Hartholzboden und eine Kassettendecke. In zwei beleuchteten Vitrinen, die in einer Nische der rechten Wand standen, lagen Schreibwerkzeuge und Blechblasinstrumente. Zwischen ihnen öffnete sich ein Durchgang, der in einen weiteren beleuchteten Raum führte. In der linken Wand erblickte er einen steinernen Torbogen und dahinter die Balustrade, von der aus die Frau vorhin ihren Hilferuf ausgestoßen hatte.
Am anderen Ende des Korridors tauchte ein Mann auf.
Der Bullterrier.
Seine Aufmerksamkeit war nicht auf Malone gerichtet, doch als er sich umdrehte und einen Mann erblickte, der ein Schwert und einen Schild trug, riss er seine Pistole hoch und schoss.
Malone warf sich zu Boden und hielt den Schild dabei vor sich.
Im selben Moment, in dem Malone auf den harten Boden krachte und den Schild losließ, prallte die Kugel jaulend vom Metall ab. Der Schild rutschte scheppernd weg. Malone rollte sich ab, erreichte den Nachbarraum und sprang rasch auf.
Schwere Schritte kamen in seine Richtung. Er befand sich in einem Saal, in dem andere erleuchtete Vitrinen und Altarbilder standen.
Ihm blieb keine Wahl.
Er konnte nicht umkehren, also flüchtete er in den nächsten Raum.
Sam sah, wie die Frau die Pistole auffing – mit kleinen, aber flinken Händen – und sich dann sofort ein Stück vorschob. Die Türnische, in der sie stand, lag senkrecht zum Eingang in den roten Raum, wo die Gegner sich festgesetzt hatten, und das verschaffte ihr Deckung. Sie stellte sich sicher hin, zielte und gab zwei Schüsse ab.
Wieder zersplitterte Glas. Eine weitere Vitrine war zerstört.
Sam riskierte einen Blick und sah einen der Männer zur anderen Seite hinüberflitzen. Auch die Frau bemerkte seine Flucht und gab einen weiteren Schuss ab, während der Gegner hinter eine neue Vitrine huschte.
Sam fühlte sich vor Ungewissheit so benommen, dass ihm die Szene vor den Augen verschwamm.
Wo war das Sicherheitspersonal?
Und wo die Polizei?
Malone bemerkte plötzlich, dass er einen gefährlichen Fehler begangen hatte. Er rief sich den Lageplan des Museums in Erinnerung und begriff, dass er auf dem Weg in die obere Kapelle war, einen kleinen Raum, der nur einen einzigen Zugang hatte.
Er hastete in die Kapelle und stieß dort auf eine extravagante gotische Architektur. Ein Zentralpfeiler stieg zu einem Rippengewölbe auf, das sich wie Palmwedel auffächerte. Der Raum maß etwa sechs mal zehn Meter und war vollkommen leer. Kein Versteck, wunderbar.
Er hielt noch immer das Schwert in der Hand, doch gegen jemanden, der mit einer Pistole bewaffnet war, half ihm das wenig.
Denk nach!, befahl er sich.
Sam fragte sich, was die Frau wohl vorhatte. Sie hatte den Kampf eindeutig angefangen und schien nun entschlossen, ihn auch zu Ende zu führen.
Zwei weitere Schüsse peitschten durch das Museum, doch sie stammten weder aus der Waffe der Frau noch waren sie auf sie gezielt.
Sam, der sich der Gefahr durch vorbeifliegende Kugeln wohl bewusst war, riskierte einen vorsichtigen Blick und sah, dass einer der Gegner sich hinter einen unversehrten Schaukasten zurückzog und mit seiner Waffe in eine andere Richtung schoss.
Die Frau sah dasselbe.
Noch jemand schoss auf ihre Angreifer.
Drei weitere Kugeln flogen in den roten Saal, und ihr Gegner befand sich nun im Kreuzfeuer. Er hatte die Aufmerksamkeit mehr auf die Gefahr hinter als vor sich gerichtet. Die Frau schien auf den richtigen Moment zu warten. Als der kam, schoss sie erneut.
Ihr Gegner versuchte, sich in Deckung zu bringen, aber ein weiterer Schuss traf ihn in die Brust. Er taumelte. Sam hörte einen Schmerzensschrei und sah, wie der Mann zuckend auf dem Boden zusammenbrach.
Malone riss sich zusammen. Seine Kopfhaut kribbelte vor Angst. Er konnte nur hoffen, dass der Angreifer, der ja nicht wusste, was hinter dem offenen Eingang lag, sich der Kapelle vorsichtig nähern würde. Mit ein bisschen Glück würde das Schwert sich als ausreichend gefährliche Waffe erweisen, um Malone ein paar Sekunden Vorteil zu verschaffen, aber dieses ganze Unternehmen wurde allmählich zum Albtraum – was ja bei einer Sache, in die Thorvaldsen verwickelt war, nicht überraschend kam.
»Halt«, hörte er den Ruf einer männlichen Stimme.
Ein Moment verging.
»Ich habe Halt gesagt!«
Ein Schuss fiel.
Ein Körper stürzte hart. Hatte
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