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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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war.
    Beiläufig sah er auf seine Uhr …
    Ja, er war gekommen, um ein Geheimnis zu lüften, eines, das Schatzjäger seit mehr als sechzig Jahren in Atem gehalten hatte, und er hasste es, wenn jemand sich verspätete.
    Endlich hörte er Schritte von der nahe gelegenen Treppe, die zwanzig Meter nach oben führte. Tagsüber stiegen hier Touristen herauf, um den Ausblick zu genießen und Fotos zu schießen. Zu dieser Stunde aber kamen keine Besucher.
    Im schwachen Licht tauchte ein Mann auf.
    Er war klein und hatte einen dichten Haarschopf. Zwei tiefe Furchen zogen sich von der Nase zu den Mundwinkeln. Seine Haut war so braun wie eine Walnussschale, und der dunkle Teint wurde durch den weißen Schnauzbart noch betont.
    Und er war wie ein Priester gekleidet.
    Seine schwarze Soutane rauschte, als er näher trat.
    »Lord Ashby, bitte entschuldigen Sie die Verspätung, es ließ sich leider nicht ändern.«
    »Ein Priester?«, fragte er, auf die Soutane zeigend.
    »Ich dachte, dass ich mich heute Nacht am besten verkleide. Einem Priester stellt man selten Fragen.« Der Mann schnappte nach Luft, außer Atem von dem Aufstieg.
    Ashby hatte diese Stunde mit großer Sorgfalt gewählt und mit englischer Präzision auf Pünktlichkeit geachtet. Doch das war jetzt durch die fast halbstündige Verspätung kaputtgemacht.
    »Ich verabscheue Unhöflichkeit«, sagte er, »aber manchmal ist ein offenes Wort nötig.« Er zeigte auf den Neuankömmling. »Sie, mein Herr, sind ein Lügner.«
    »Das stimmt. Das gebe ich offen zu.«
    »Sie haben mich Zeit und Geld gekostet, und sowohl das eine als auch das andere ist mir teuer.«
    »Unglückseligerweise, Lord Ashby, ist beides bei mir knapp.« Der Mann hielt inne. »Und ich wusste, dass Sie meine Hilfe brauchten.«
    Beim letzten Mal hatte Ashby zugelassen, dass dieser Mann zu viel erfuhr.
    Das war ein Fehler gewesen …
    Etwas war am 15. September 1943 in Korsika geschehen. Sechs Kisten waren mit einem Boot aus Italien hergebracht worden. Manche behaupteten, sie seien vor Bastia ins Meer geworfen worden, aber andere waren überzeugt, dass sie an Land geschleppt worden waren. Alle Berichte stimmten darin überein, dass fünf Deutsche beteiligt gewesen waren. Vier von ihnen wurden vor ein Kriegsgericht gestellt, weil sie den Schatz an einem Ort zurückgelassen hatten, der bald in die Hände der Alliierten fallen würde. Sie wurden erschossen. Der fünfte wurde freigesprochen. Leider wusste er nicht, wo das endgültige Versteck lag, und so suchte er für den Rest seines Lebens vergebens.
    So wie viele andere.
    »Lügen sind die einzigen Waffen, die ich besitze«, stellte der Korse klar. »Damit hält man sich mächtige Männer wie Sie vom Leibe.«
    »Alter Mann …«
    »Ich bin nicht viel älter als Sie, wie ich zu behaupten wage. Auch wenn ich nicht so berüchtigt bin. Sie haben einen ziemlichen Ruf, Lord Ashby.«
    Er stimmte der Feststellung mit einem Nicken zu. Er begriff, was das Image im Guten wie im Schlechten für einen Menschen bedeutete. Seine Familie hielt seit drei Jahrhunderten eine Mehrheit an einem von Englands ältesten Finanzinstituten. Dieser Anteil war inzwischen vollständig ihm zugefallen. Die britische Presse hatte seine leuchtend grauen Augen, seine römische Nase und sein aufzuckendes Lächeln einmal als das Gesicht eines Aristokraten beschrieben. Ein Reporter hatte ihn vor ein paar Jahren als beeindruckend bezeichnet, während ein anderer ihn als dunkelhäutig und düster geschildert hatte. Den Hinweis auf seinen dunklen Teint nahm er nicht unbedingt übel – den hatte er von seiner halb türkischen Mutter geerbt –, aber es störte ihn, dass jemand ihn als finster und verschlossen betrachtete.
    »Ich versichere Ihnen, guter Mann«, sagte er, »ich bin niemand, den Sie fürchten müssen.«
    Der Korse lachte. »Das hoffe ich doch. Mit Gewalt würden Sie nämlich gar nichts erreichen. Schließlich suchen Sie Rommels Gold. Einen gewaltigen Schatz. Und ich weiß vielleicht, wo er liegt.«
    Dieser Mann war ebenso aufdringlich, wie er aufmerksam war. Aber außerdem war er zugegebenermaßen ein Lügner. »Sie haben mich in die Irre geführt.«
    Die dunkle Gestalt lachte. »Sie haben kräftig Druck gemacht. Ich kann mir keine öffentliche Aufmerksamkeit leisten. Andere könnten etwas erfahren. Dies hier ist eine kleine Insel, und falls wir diesen Schatz finden, möchte ich meinen Anteil behalten können.«
    Dieser Mann arbeitete für die Assemblée de Corse in Ajaccio. Er war ein

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