Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn
Regierungsangestellte morden nicht, was? Der Typ hat Zugriff auf Sprengstoff, er zögert keine Minute, er war in West Point, er hat ein Handy mit einer nicht registrierten Nummer. Ding-dong! Der einzige Fehler, den er gemacht hat, war …«
»Maggies Handy einfach wegzuwerfen. Genau.«
»Und jetzt lassen Sie mich raten, Decker. Der Anrufspeicher war gelöscht.«
»Ja. Wenn wir an ihn herankommen wollen, müssen wir rekonstruieren, wo Maggie in den letzten Stunden gewesen ist. Mit wem sie sich in den vergangenen Tagen getroffen hat. Wir untersuchen ihren Mageninhalt und scannen sämtliche Verkehrsüberwachungskameras.«
»Viel Glück.«
»Den Sarkasmus können Sie sich schenken, Cotton. Wir wissen, wie wir unseren Job zu erledigen haben. Dieser Bastard hat einen großen Fehler gemacht, als er Maggie umgebracht hat. Wir werden ihn kriegen. Ich werde ihn kriegen.«
Cotton dachte nach. »Was ist mit den anderen Morden? Gab es da irgendein Muster?«
»Nur, dass es ausnahmslos asiatische Prostituierte waren.«
»Kann ich eine Kopie der Ermittlungsunterlagen kriegen?«
Decker runzelte die Stirn. »Wozu?«
»Ich würde gern selbst einen Blick darauf werfen.«
»Weil Sie Dinge sehen, die uns entgangen sind«, spöttelte sie.
Cotton erwiderte nichts. Er drehte nur ein Blatt der Namensliste um, schrieb eine Reihe von Zahlen darauf und schob Decker das Blatt hin. Sie las:
1234=0
2504=1
7048=1
4003=2
4343=0
5101=1
6912=0
9076=1
»Was soll das?«
»Kriegen Sie die Regel raus?«, fragte Cotton. »Was haben die Zahlenkolonnen gemeinsam? Verblüffen Sie mich durch Ihre Intelligenz, Special Agent Decker.«
Decker atmete durch und konzentrierte sich auf die Zahlenreihe. »Das ist mir zu blöd«, sagte sie schließlich. »Was wollen Sie damit beweisen?«
»Kinder lösen die Aufgabe in fünf Minuten.«
»Dann muss es daran liegen«, sagte Decker. »Ich bin kein Kind mehr.«
Wie wahr, dachte Cotton. Das ist nicht zu übersehen.
»Wie ist denn nun die Lösung?«, fragte Decker ungeduldig.
»Es zählt nur die Anzahl der Nullen«, erklärte er. »Der Kringel.«
»Aha. Man muss wohl aus Iowa kommen, damit einem so was einfällt. Wie lange haben Sie denn dafür gebraucht?«
Cotton ging nicht darauf ein. »Ich sage nur, dass ein frischer Blick nie verkehrt ist. Kann ich die Unterlagen nun einsehen oder nicht?«
»Wir haben jetzt eine Spur, Cotton. Der Mann mit dem West-Point-Ring. Ich dachte, Sie würden mich lieber begleiten, als Akten zu wälzen.«
»Wenn ich nicht weiterkomme, melde ich mich, okay?«
Decker erhob sich. »Aber damit das klar ist: keine Soloshow! Falls Sie wirklich etwas finden, will ich das sofort erfahren. Klar?«
»Jaja.«
*
Zeerookah brachte ihm kurz darauf die Akte in den Konferenzraum. Er hatte sogar Sandwiches und Kaffee dabei.
»Danke, Mr … Cerocka?«, sagte Cotton.
»Zeerookah. Das ist ein indianischer Name. Außerdem sollten wir nicht so förmlich sein. Schließlich stehen wir auf derselben Seite des Gesetzes, Jeremiah. Oder soll ich Jerry sagen?«
»Bloß nicht Jerry! Sag einfach nur Cotton zu mir. Wie lange bist du schon bei diesem Verein?«
»Zwei Jahre.«
»Wen muss ich flachlegen, um hier zu bleiben?«
Zeerookah grinste ihn breit an. »Vergiss es, Mann. Mr High hat noch nie einen Externen übernommen.«
»Und wenn ich den Fall löse?«
»Träum weiter.« Zeerookah wandte sich zum Gehen.
»Mesquakie oder Sauk?«, rief Cotton ihm nach.
»Meine Mutter ist eine Mesquakie«, sagte Zeerookah überrascht. »Woran hast du’s erkannt?«
»Steht auf deinem T-Shirt. Meshihkêha heißt doch Schildkröte auf Mesquakie-Sauk.«
»Du sprichst Mesquakie?«, fragte Zeerookah verblüfft.
Nein, sprach er nicht. Cotton erkannte es nur zufällig wieder, weil es einen kleinen Stamm in der Nähe seiner Heimatstadt in Iowa gegeben hatte. Aber das musste man bei so einem Glückstreffer ja nicht gleich zugeben.
»Ist die Schildkröte dein Totem?«
Zeerookah lachte auf. »Nein, Mann, vergiss den Totemquatsch. Das war mein Footballteam auf der Highschool.«
Cotton musste grinsen. »Euer Maskottchen war eine Schildkröte?«
Zeerookah grinste zurück. »Genau so haben wir auch gespielt. Die Leute sind zu den Spielen gekommen, damit sie was zu lachen hatten. Aber dass du’s erkannt hast - nicht schlecht. Gar nicht schlecht.«
»Sag’s Mr High, nur keine Scheu«, sagte Cotton.
Lachend und kopfschüttelnd verließ Zeerookah den Konferenzraum.
Zufrieden, gepunktet zu haben, begann Cotton
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