Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn
deprimiert fuhr Cotton in sein Apartment. Vor dem Haus rief er Dina an und teilte ihr mit, dass er die nächsten Tage doch nicht bei ihnen übernachten werde, die Sache habe sich erledigt. Dina klang enttäuscht, und Cotton versprach, demnächst wieder öfter bei ihnen vorbeizuschauen. Er nahm sich vor, sich überhaupt wieder mehr um seine Freunde zu kümmern.
Ein Besuch bei Sarah, seiner Adoptivmutter, war ebenfalls überfällig, auch wenn sie ihn seit einiger Zeit mit der Frage nervte, warum er keine feste Freundin habe. Im Grunde hatte sie ja recht, fand Cotton, und er fand auch, dass er sich mal wieder mit Samantha verabreden sollte. Der Gedanke an einen Abend mit ihr hob seine Stimmung bereits wieder ein wenig, als er sein Apartment betrat.
Leider hielt das Hochgefühl nicht lange an.
Cotton sah noch den Schatten aus den Augenwinkeln. Der Mann musste direkt hinter der Küchentür gewartet haben. Ehe Cotton reagieren konnte, hatte er eine Drahtschlinge um den Hals, die sich ruckartig zuzog. Im ersten Moment spürte er nur den Schmerz und den Schock. Instinktiv griff er sich an den Hals, versuchte, sich aus dem Griff des Mannes hinter ihm zu entwinden. Aber er hatte keine Chance. Die Drahtschlinge zog sich nur noch weiter zu, schien ihm geradezu den Hals durchzuschneiden.
Panisch trat Cotton nach hinten aus, um den Mann irgendwie zu fassen zu kriegen. Alles nicht so einfach mit einer Drahtschlinge um den Hals, wenn Panik und Schmerz in pulsierenden Stößen durch deinen Körper jagen und es jeden Moment aus sein kann. Wenn deine Zeit plötzlich ganz schnell abläuft. Wenn es allmählich dunkel wird.
Cotton warf sich gegen den Angreifer, um ihn irgendwie aus dem scheinbar unerschütterlichen, tödlichen Gleichgewicht zu bringen. Beide Männer stießen hart gegen die Arbeitsplatte in der Küche. Irgendetwas schepperte. Ein Schrei, als Cotton das Knie des Mannes erwischte. Der Druck um seinen am Hals ließ ein wenig nach.
Cotton warf sein ganzes Gewicht nach hinten, brachte sich und den Gegner zu Fall. Rücklings auf dem Angreifer liegend, krallte er seine Hände in die Haare des Mannes. Leere Schläge nach hinten. Nicht sterben wollen. Stöhnen. Sich herumwälzen. Kurz freikommen. Und gleichzeitig gegen die Panik ankämpfen, noch immer keine Luft zu kriegen. Cotton merkte nicht, dass seine Beine bereits unkontrolliert zuckten, aber er schaffte es immerhin, sich von dem Mann wegzurollen und umzudrehen. Ein kraftloser Schlag in ein gerötetes Gesicht. Dann die Idee, sich mit einem letzten Ruck nach hinten wegzurollen. Was natürlich schiefging.
Aber irgendetwas knackte plötzlich, und der Druck ließ nach. Cotton registrierte es nur am Rande, als er sich zur Seite wälzte, als Luft wie zähes, heißes Magma in seine Lunge schoss, als ihn ein Ellbogen am Kopf traf.
Der Mann mit dem geröteten Gesicht kam schwankend auf die Beine. Ein zweiter Atemzug. Cotton robbte japsend über den Küchenboden, versuchte ebenfalls, irgendwie hochzukommen, schaffte es aber nicht.
Dritter Atemzug. Der Mann griff sich ein Messer aus dem Messerblock und ging damit auf Cotton los. Schönes Messer, ganz neu. Die Küche war zu klein, um ausweichen zu können, also versuchte Cotton es gar nicht erst. Stattdessen trat er dem Mann mit letzter Kraft gegen die Beine.
Vierter Atemzug. Das Küchenmesser verfehlte Cottons Hals um Millimeter, als der Killer neben ihm zu Boden stürzte und sofort weiter auf ihn einprügelte. Cotton bekam inzwischen wieder genug Luft, um sich wehren zu können. So hart er noch konnte, schlug er auf den Mann ein, versuchte dabei, ihn auf Abstand zu halten. Alles nicht so leicht.
Die Schläge des Killers prasselten auf Cottons Kopf herab. Cotton wälzte sich zur Seite, tastete verzweifelt nach dem Messer. Aber der andere dachte mit, sprang auf und trat ihm mit aller Kraft auf die Hand. Cotton schrie auf, und der Mann trat noch einmal zu. Und noch einmal.
Cotton spuckte Blut, inzwischen ganz in einer Ecke der Küche eingekeilt. Er kam einfach nicht mehr hoch. Und der Killer griff jetzt wieder nach dem Messer.
Und stieß zu.
Und brach zusammen.
Die Zeit, die Reihenfolge der Abläufe, die Ordnung der Dinge, das ganze verdammte Gefüge der Welt schien durcheinandergeraten zu sein, denn Cotton hörte den Schuss erst, nachdem der Killer vor ihm zusammensackte und einen letzten Schwall Blut erbrach. Danach sah er Decker mit der Waffe in der Küchentür stehen. Und erst dann hörte er den Schuss, der wie eine
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