Cotton Reloaded - Folge 2 - Countdown
knallt. Damit das nicht passiert, würde ich gerne zu ihm fahren und beruhigend auf ihn einwirken.«
»Sie wollen Dillagios Kindermädchen spielen? Das ist nicht Ihr Ernst.«
Cotton warf ihr einen vielsagenden Blick zu und runzelte die Stirn. »Mir war selten etwas so ernst wie jetzt. Dillagio ist zu ungeduldig für eine so sensible Operation. Er will Ergebnisse, und zwar immer auf der Stelle. Möglicherweise stürzt er die USA durch eine unüberlegte Aktion in eine diplomatische Krise erster Güte.«
»Trauen Sie ihm etwa zu, dass er eigenmächtig das Konsulat stürmt, um die Terroristen an den Füßen rauszuschleifen?«
»Oh ja. Man bräuchte ein Elektronenmikroskop, um im Schädel dieses Mannes so etwas wie Intelligenz zu finden. Bevor er etwas Unüberlegtes tut, würde ich gern selbst das Konsulat aufsuchen.«
»Sagten Sie gerade nicht, Sie wollten Dillagio beruhigen?«
»Richtig, um danach ein paar Worte mit jemandem aus dem Konsulat zu wechseln.«
»Sind Sie völlig irre geworden, Cotton? Sie werden nichts dergleichen tun.«
»Doch, werde ich, und ich will Ihnen auch den Grund dafür nennen. Weil unsere vielleicht letzte Chance, Tausende Menschenleben zu retten, vorhin auf Rikers Island mit einem Schuss zunichtegemacht wurde. Im Moment haben wir nichts außer der vagen Hoffnung, das Versteck des Hackers zu kennen. Und ich will verdammt sein, wenn ich nicht jede Möglichkeit ergreife, die drohende Katastrophe abzuwenden.«
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Cotton. Ich betrachte dieses unsinnige Gespräch als beendet. Da draußen laufen Terroristen und ein wahnsinniger Scharfschütze frei herum. Außerdem muss ich ein paar Vorbreitungen treffen für den Fall, dass der Präsident nachher Befehl für eine Razzia geben sollte.«
»Warten Sie. Bevor Sie eine Durchsuchung mit Gewalt und unabsehbaren diplomatischen Folgen durchsetzen, lassen Sie mich bitte erst meine Möglichkeiten ausloten.«
»Hören Sie endlich auf damit. Wir …«
»Lassen Sie mich ausreden. Ein paar Mal im Monat treffe ich mich mit ein paar Leuten zum Poker.«
»Tut mir leid, Cotton, aber im Moment gibt es Wichtigeres für mich, als mich mit Ihren Freizeitaktivitäten zu beschäftigen.«
»Das sollten Sie aber. Denn an diesen Pokerabenden nimmt auch ein gewisser Jehan Shahid teil.«
»Interessant. Kommen Sie irgendwann auch mal auf den Punkt?«
»Shahid arbeitet als Sicherheitschef im pakistanischen Konsulat.«
»Und diesen Shahid wollen Sie fragen, ob er von Terroristen an seinem Arbeitsplatz weiß? Sind Sie wirklich so naiv und glauben, dass er es Ihnen sagen würde, falls es so wäre?«
»Im Moment glaube ich gar nichts. Andererseits kenne ich Shahid gut und kann mir nicht vorstellen, dass er in ein Terrorkomplott verstrickt sein könnte. Sollte ich recht haben, wird er mir freiwillig alle Räumlichkeiten im Konsulat zeigen.«
»Mal angenommen, Ihre Menschenkenntnis täuscht Sie nicht, und Sie finden bei diesem Rundgang tatsächlich die Terroristen, was dann?«
»Dann hätten wir ein Druckmittel, damit der Konsul die Aktion abbricht.«
»Falls man Sie und Ihren Freund nicht vorher tötet.«
»Richtig. Zumindest wüssten Sie dann, wo ich getötet worden wäre und hätten einen guten Grund für die Durchsuchung des Konsulats.«
»Wie können Sie sicher sein, dass dieser Shahid jetzt an seinem Arbeitsplatz ist und nicht zu Hause im Bett liegt?«
»Das sagt mir mein sechster Sinn.«
»Aha, Ihr sechster Sinn.« Decker verzog das Gesicht. »Na schön, meinetwegen. Versuchen Sie Ihr Glück bei Ihrem Pokerfreund. Aber niemand darf etwas von dieser Mission erfahren. Vor allem nicht Mr High. Sind wir uns einig?«
Cotton nickte.
»Und ganz gleich, was passiert, verraten Sie Ihrem Freund auf keinen Fall, um welche konkrete Bedrohung es sich handelt«, beschwor Decker ihn. »Kein Wort von dem gekaperten Flugzeug, verstanden? Diese Information darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit. Nach meiner Einschätzung werden die Terroristen bei einer vorzeitigen Enttarnung das gekaperte Flugzeug auf der Stelle abstürzen lassen. Wenn sie untergehen, wollen sie New York mit in den Abgrund reißen. Und die Reaktion des Konsuls beweist meines Erachtens, dass diese Drahtzieher bei ihm sitzen. Zumal sich nicht wegleugnen lässt, dass das Hackersignal aus dem Konsulat kommt.«
»Dennoch streitet er es ab.«
Decker warf ihm einen mahnenden Blick zu. »Die Terroristen, mit denen wir es zu tun haben, sind unberechenbar und
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