Cotton Reloaded - Folge 3 - Unsichtbare Schatten
Spiegelschranks lagen wie wütend hingeschleudert über den Boden verstreut.
Decker, die ihre Kimber Custom ebenfalls gezogen hatte, schob sich mit vorgehaltener Waffe an ihrem Kollegen vorbei in die Wohnung. Während Cotton ihr Deckung gab, drang Decker in das erste sich anschließende Zimmer vor und sicherte mit der Waffe zu den Seiten, während sie sich in dem verwüsteten Raum aufmerksam umsah.
»Leer!«, zischte sie Cotton über die Schulter zu, der sich daraufhin dem nächsten Zimmer näherte. Mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung zielte Decker den Wohnungsflur entlang, um etwaige Angreifer in Schach zu halten, während Cotton das Zimmer sicherte.
Auf diese Weise suchten sie die gesamte Wohnung ab. In jedem Zimmer bot sich ihnen der gleiche Anblick. Die Räume waren hektisch durchsucht worden. Schubladen waren herausgerissen, der Inhalt ausgeschüttet. Die Türen der Schränke standen offen, und die darin verwahrte Kleidung lag achtlos hingeworfen auf dem Boden. Die Sitzmöbel waren umgestoßen, die Polster aufgeschlitzt, das Füllmaterial herausgezerrt.
In der Wohnung war keine Menschenseele.
Im Badezimmer machten die Agents dann eine beunruhigende Entdeckung. Auch hier waren die Schränke durchwühlt worden. Körperpflegemittel – Dosen, Tuben, Spraydosen –lagen auf dem gefliesten Boden. Eine penetrante Geruchsmischung aus Nagellackentferner und Parfüm hing in der Luft.
Vor dem Waschbecken lag eine Rolle Paketklebeband. Und zwischen den Utensilien auf dem Boden waren abgerissene Klebestreifen zu sehen. Auf der Klebefläche hafteten ein paar Strähnen brünetten Haares und der Abdruck eines mit Lippenstift geschminkten Mundes.
»Die Einbrecher haben Suzy offenbar mit Klebeband gefesselt, um sich ungestört in der Wohnung umsehen zu können«, folgerte Cotton.
Decker nickte. »Suzy hat tatsächlich brünettes Haar.« Sie deutete auf das Abflussrohr, auf dem Kleberückstände hafteten. »Die Eindringlinge haben sie an den Abfluss gefesselt.«
Cotton, der am Boden gekniet hatte, richtete sich wieder auf. »Die Wohnungstür war unversehrt«, überlegte er. »Wahrscheinlich hat Suzy Bennet ihre Peiniger in die Wohnung gelassen. Sie kannte sie vielleicht sogar.«
»Oder die Unbekannten haben sie vor der Wohnung abgefangen, als sie vom Dienst im Krankenhaus nach Hause kam, und sie gezwungen, sie in die Wohnung zu lassen«, gab Decker zu bedenken.
»Wie auch immer«, sagte Cotton. »Die Frage ist, wo Suzy Bennet jetzt steckt und wie es ihr geht.«
»Sehen wir uns erst mal gründlich um. Vielleicht finden wir einen Hinweis über Bennets Verbleib und darauf, was die Eindringlinge hier gesucht haben. Anschließend befragen wir die Nachbarn. Möglicherweise ist jemandem etwas Verdächtiges aufgefallen.«
Plötzlich stutzte Cotton. Zwischen den zersplitterten Parfümflakons und den zerschellten Flaschen mit Körperlotion hatte er etwas entdeckt. Er bückte sich erneut, ergriff eine herumliegende Pinzette und las eine dunkle Perle zwischen den Scherben auf.
»Solche Perlen hingen doch auch an dem Indianerhalsband, das Joe Brandenburg auf der George Washington Bridge entdeckt hat«, sagte er, furchte dann aber die Stirn. »Allerdings ist diese Perle hier eine Nachbildung. Sie ist aus Plastik. Sehen Sie die Nahtstelle? Sie stammt von der Gussform.«
Er hielt Decker die Perle mit der Pinzette entgegen, sodass sie die Gussnaht sehen konnte.
»Es liegen noch mehr solcher Perlen hier herum«, sagte Decker, als sie den Blick anschließend über den Fußboden schweifen ließ.
Cotton, der die Perlen nun ebenfalls bemerkte, die in dem Gemisch aus Cremes und Duftwasser schwammen, sammelte einige von ihnen auf und legte sie in die hohle Hand.
»Es sind ausnahmslos künstliche Perlen«, stellte er fest. »Aber die Kette ist offenbar nicht hier im Badezimmer.«
Er ließ die Perlen vorsichtig in eine Klarsichttüte gleiten und steckte sie in die Jackentasche.
Anschließend machten er und Decker sich daran, die Wohnung zu durchsuchen. Es sollte nicht allzu lange dauern, da entdeckten sie noch weitere Kunstperlen. Sie fanden sie im Schlafzimmer in einem handlichen Karton, der neben dem Bett auf dem Boden stand. Der Karton war mit einem Messer aufgeschlitzt worden. Die Tüten mit den unterschiedlichen Perlen darin waren aufgerissen.
Cotton nahm den Karton näher in Augenschein. Außen klebte eine Adresstasche. Darin befand sich ein Lieferschein.
Der G-Man stieß einen überraschten Pfiff aus, als er die Zahlen
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