Cotton Reloaded - Folge 3 - Unsichtbare Schatten
durchwühlten Büros entdeckte Decker eine externe Festplatte. Die FBI-Agentin hoffte, dass Tarbell den Datenspeicher dafür verwendet hatte, um die Dokumente seines Rechners darauf zu sichern und nicht, um aus dem Internet heruntergeladene Filme darauf zu speichern. Klarheit darüber würde sie erst erlangen, wenn sie den Massendatenspeicher im HQ des G-Teams an ihre Arbeitsstation anschloss, um nachzusehen, was sich darauf befand.
Die Hoffnung der beiden Agents, in dem Haus die aus dem Abrissunternehmen in Baltimore entwendeten Sprengutensilien zu finden, erfüllte sich nicht. Sie fanden lediglich drei Schachteln voller Kunstperlen, die in einem Zimmer im ersten Stock unter einem Sofa lagen. Die Perlen steckten in durchsichtigen Zellophantüten und wirkten von der Farbgebung her insgesamt ein wenig stumpfer als die in Tarbells Wohnung sichergestellten Perlen.
Cotton, der die Ware für misslungenen Ausschuss aus Mortimers Spritzgießerei hielt, beschloss, die Schachteln trotzdem mitzunehmen.
Darüber hinaus hatten die Zimmer nicht viel zu bieten. Die Möblierung war spärlich und bestand aus Sitzgarnituren, die eigentlich auf den Müll gehörten.
»Es ist mir ein Rätsel, was diese Fremden in dem Haus gesucht haben«, sagte Cotton, als er und Decker das Gebäude mit den beschlagnahmten Gegenständen unter dem Arm wieder verließen. Da die Kollegen vom NYPD vor Kurzem gemeldet hatten, das gesuchte Motorrad sei verlassen in einer Seitenstraße entdeckt worden, und dass es sich um eine vor zwei Tagen als gestohlen gemeldete Maschine handle, hatten sie in dieser Gegend nichts mehr verloren.
»Wahrscheinlich dasselbe, was sie bereits in Tarbells Wohnung gesucht, aber nicht gefunden haben«, ging Decker auf Cottons Frage ein. »Sie haben Tarbells privaten PC gestohlen und nun auch noch seinen Geschäftslaptop entwendet. Die Eindringlinge haben es vermutlich auf Tarbells Daten abgesehen.«
»Die Frage ist nur, welche Rolle Suzy Bennet in diesem undurchsichtigen Spiel spielt, und was aus ihr geworden ist.«
Decker hielt die externe Festplatte in die Höhe, während Cotton die Haustür mit einem Polizeisiegel versah. »Möglicherweise finden wir auf diesem Massendatenspeicher eine Antwort.«
Cotton nahm die Schachteln mit den Kunstperlen wieder auf, die er auf dem Treppenabsatz abgestellt hatte, um das Siegel anzubringen. Dabei trat er versehentlich auf eine Zellophantüte, die aus dem obersten Karton gerutscht war.
Verwundert hob der junge G-Man den Fuß. Obwohl er nicht fest zugetreten hatte, waren die Perlen in der Zellophantüte zerbröselt.
Cotton hob die Tüte auf und hielt sie prüfend gegen das Licht. Die meisten Perlen waren zu einem hellen groben Pulver zermahlen worden.
»Irgendetwas stimmt mit diesen Perlen nicht«, sagte er. »Ich werde sie vorsorglich von Hunter untersuchen lassen.«
Zusammen mit seiner Partnerin wechselte er die Straßenseite. Es war früher Nachmittag, und die beiden verspürten nagenden Hunger. Doch an Essen war jetzt nicht zu denken. Sie wollten so schnell wie möglich zum HQ, um ihre Nachforschungen weiterzuführen.
*
Mit einer Tüte Donuts und zwei Bechern Caffè Latte, die sie in einem Straßencafé gekauft hatten, saßen die beiden Special Agents wenig später an Deckers Schreibtisch und blickten konzentriert auf die eingeschalteten Flachbildschirme.
Decker hatte die externe Festplatte aus Tarbells Firmensitz mit ihrer Arbeitsstation verbunden, die wiederum mit den zentralen Rechnern des Headquarters vernetzt war. So wurde auf den Bildschirmen nun der Inhalt der verschiedenen Dateien angezeigt, die auf dem Massendatenträger gespeichert waren.
Den meisten Speicherplatz nahmen die Fotoordner ein. In einem der Ordner befanden sich Aufnahmen von Indianerschmuck. Auch die Halskette, die Joe Brandenburg auf der George Washington Bridge entdeckt hatte, war mehrmals abgelichtet worden. Der Schmuck lag auf einem neutralen Untergrund.
Die Agents vermuteten, dass diese Aufnahmen den Heimarbeitern, die Tarbell beschäftigte, als Vorlage für die Replikate dienten, die sie anzufertigen hatten.
Ein weiterer Fotoordner, der mit dem Namen »Eileen« betitelt war, enthielt Bilder, die Cotton und Decker ein wenig stutzig machten.
Die Aufnahmen zeigten wuchtige Skulpturen, die offenbar aus alten, vernieteten Eisenträgersegmenten bestanden und zu bizarren Figuren arrangiert worden waren.
Offensichtlich handelte es sich um Kunstobjekte. Die kahlen, weiten Räume, in denen die sperrigen
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