Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
mir messen? Du hast ja gar keine Pistole!«
»Die brauche ich nicht«, erwiderte Jim stolz. »Einfach abzudrücken, das ist keine Kunst. Alles, was du kannst, kann ich auch. Aber ohne Peng-peng!«
»Das musst du mir erst beweisen!«, sagte der Pistolenmann. Er warf eine leere Whiskyflasche in die Luft, zog blitzschnell seine Pistolen und schoss. Beim Knall der Schüsse zersprang die Flasche in tausend Scherben. »Ist das alles?«, fragte Jim. Dann warf auch er eine Flasche hoch. Sie fiel auf den Boden und zerbrach.
»Das gilt nicht!«, rief Mister Peng-Peng. »Warum nicht?«, fragte Jim. »Kaputt sind sie doch alle beide?«
»Aber ich habe sie in der Luft getroffen«, widersprach ihm der Pistolenmann.
»Nun gut«, besänftigte ihn Cowboy Jim. »Dann versuchen wir eben etwas anderes.« Er stellte einen alten Wasserkessel auf den Boden. Dann wickelte er das Lasso auf, holte aus und warf die Schlinge genau über den Henkel. Er zog wieder an und in hohem Bogen flog der Kessel durch die Luft, genau vor Mister Peng-Pengs Füße. »Bitte«, sagte Jim höflich. »Jetzt bist du dran!«
»Das kann ich nicht«, antwortete der Pistolenmann.
»Und warum nicht?«, fragte Jim.
»Weil man mit einer Pistole nur etwas kaputtschießen kann. Herholen kann man nichts damit.«
»Dann ist mir mein Lasso lieber«, erklärte Jim, »und außerdem ist es auch nicht so laut.«
Weil aber Mister Peng-Peng die letzte Aufgabe
nicht erfüllen konnte, musste er Jim die hundert Dollar bezahlen. Dann ritt er weg und niemand hat ihn jemals wieder in Silvertown gesehen.
Der Medizinmann
Eines Morgens ritt Cowboy Jim über die Prärie, er war fröhlich und sang vor sich hin.
Doch auf einmal trat Mister Tramp in eine Falle. Eine Falle ist ein Ding mit Zähnen, und wenn man darauf tritt, dann schnappt sie zu. Nur mit Mühe konnte Jim das Pony wieder befreien, und als es ihm endlich gelungen war, sah er, dass es hinkte.
Was mache ich nur?, dachte Jim verzweifelt, und weil ihm gar nichts einfiel, ging er langsam zu Fuß weiter und zog sein Pony hinter sich her.
Er war noch nicht weit gekommen, da begegnete ihm der kleine Indianerjunge. »Ist dein Pferd krank?«, fragte er. Und als der Cowboy mit dem Kopf nickte, sagte der Junge: »Wenn bei uns jemand krank ist, kommt der Medizinmann und macht ihn wieder gesund.«
»Ist es weit bis zu eurem Medizinmann?«, fragte Jim.
»Nein, nein. Gleich hinter dem Hügel«, erwiderte der Indianerjunge.
Da ging Jim mit ihm. Der Junge brachte ihn zu einem alten Indianer.
»Guten Tag«, begrüßte ihn Cowboy Jim.
»Mein Pferd ist krank, kannst du ihm helfen?«
Der Medizinmann untersuchte Mister Tramps Bein. Dann nickte er und sagte: »Ja, es gibt eine Medizin dafür. Aber sie muss frisch zubereitet werden, und du musst mir die Zutaten besorgen!«
Und dann zählte er auf, was er alles brauchte: eine Flasche Wasser aus der Elchflussquelle und drei Barthaare einer Wassermaus. Einen Stängel Tausendgüldenkraut, der nur bei Neumond gepflückt werden durfte, fünf kleine Kieselsteine vom höchsten Gipfel der blauen Berge, ein frisch gelegtes Präriehuhnei, einen mindestens hundert Jahre alten Bärenknochen und ein Stück Rinde von der Eiche im Tal der Indianerfrau.
»Und dass du ja nichts vergisst!«, fügte der Medizinmann noch hinzu. Da ließ Cowboy Jim sein krankes Pony bei dem kleinen Indianerjungen zurück und machte sich auf den Weg. Er wanderte drei Tage den Elchfluss hinauf und füllte seine Flasche voll Quellwasser. Dann legte er sich auf die Lauer, bis er eine Wassermaus fangen konnte, und schnitt ihr drei Barthaare ab. Er wartete auf die nächste Neumondnacht, pflückte einen Stängel Tausendgüldenkraut und holte in den blauen Bergen die Kieselsteine. Er suchte den alten Bärenknochen, das frisch gelegte Präriehuhnei und vergaß auch nicht das Rindenstück von der Eiche im Tal der Indianerfrau.
Es dauerte ziemlich lange, bis er alles zusammenhatte. Stolz brachte er es dem Medizinmann.
Sie zündeten ein Feuer an, und während der alte Indianer seinen Zaubertanz tanzte, warf er nacheinander alle Zutaten in die Flammen. Ganz zuletzt löschte er das Feuer mit dem Elchflusswasser aus und sagte: »So. Jetzt ist dein Pferd wieder gesund!«
Und wirklich, Mister Tramp konnte wieder traben und galoppieren, als hätte er niemals ein wehes Bein gehabt.
»Wie hast du das gemacht?«, wollte Cowboy Jim wissen.
Da lächelte der Medizinmann. »Ein krankes Bein braucht Zeit, um zu heilen«, sagte er, »das
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