Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
»Vielen Dank, Jim. Das ist nett von dir«, sagte Missis Applebee. Sie band sich gleich die Schürze ab und überbrachte die gute Nachricht ihrem Mann. Dann spannten sie
die Ochsen an und begleiteten Jim. Am Stadtrand trafen sie den Sheriff. »Was wollt ihr denn hier?«, fragte er erstaunt. »Heute ist Dienstag und Markt ist doch erst am Freitag.« »Das wissen wir«, antwortete Mister Applebee, »aber Jim hat ein Goldkorn gefunden, und das wollen wir feiern.«
»Gold muss beschützt werden«, sagte der Sheriff. »Ich komme mit!«
Als die Leute aber sahen, dass der Sheriff Cowboy Jim, die Familie Applebee und den kleinen Indianerjungen begleitete, riefen sie: »Was ist los? Was ist passiert? Sind sie verhaftet?«
»Nein, nein«, beruhigte sie der Sheriff. »Jim hat ein Goldkorn gefunden und er hat den kleinen Indianerjungen und die Applebees zu Himbeereis mit Schlagsahne eingeladen. Ich gehe nur mit, um aufzupassen, dass das Gold nicht gestohlen wird.«
Aber die Leute verstanden nur etwas von Himbeereis und einer Einladung, und weil das sehr verlockend klang, gingen alle mit. So kam es, dass nicht nur der kleine Indianerjunge
und die Applebees, sondern auch der Sheriff und alle übrigen Einwohner Silvertowns auf Jims Kosten Himbeereis mit Schlagsahne aßen. Und das Goldkorn reichte gerade, um die Rechnung zu bezahlen. »Das macht nichts«, sagte Cowboy Jim fröhlich. »Hauptsache, es hat allen Spaß gemacht!«
Der wilde Hengst
Noch heute gibt es im Westen Amerikas Wildpferde. Aber in alten Zeiten waren die Wildpferde noch viel wilder als heute und überall erzählten sich die Männer abenteuerliche Geschichten über die Kraft und Schnelligkeit der Hengste. Jeder Cowboy, der so einen Hengst gefangen hatte, war in ihren Augen ein Held.
Eines Tages schloss sich Cowboy Jim dem roten Joe und seinen Männern an. Sie waren gerade auf der Suche nach einem Hengst, der an Wildheit alle anderen weit übertreffen sollte.
»Wenn du uns hilfst«, versprach der rote Joe Cowboy Jim, »dann darfst du dir etwas wünschen!« Denn er wusste, dass der kleine Jim immer so gern Kuchen aß, aber selten Geld hatte, um sich ein Stück davon zu kaufen. Sie ritten kreuz und quer durch die blauen
Berge, doch erst im Tal der Indianerfrau bekamen sie den Hengst zu Gesicht. Sein Fell war schwarz wie eine Gewitterwolke und sein Galopp schneller als der Sturmwind. »Wir treiben ihn in die Schlucht!«, schrie der rote Joe seinen Leuten zu. »Dann bauen wir einen Zaun und versperren ihm den Rückweg!«
Aber ganz so leicht, wie er sich die Sache gedacht hatte, ging es nicht. Zuerst wollte das Pferd nicht in die Schlucht hinein, und als sie es doch endlich dazu gebracht hatten, versuchte es auszubrechen.
Aber schließlich war es so weit und sie konnten mit der Zähmung beginnen. »Hei, hei, hei!«, brüllte der rote Joe und schwang sein Lasso.
Doch sosehr er sich auch bemühte, der wilde Hengst war nicht zu zähmen. Er stieg, keilte aus, sprang in die Luft und wälzte sich auf dem Boden.
»So geht das nicht«, sagte Jim kopfschüttelnd. »Lass mich das doch mal versuchen!«
Er kramte in seinen Hosentaschen, und als er ein Stück Zucker gefunden hatte, legte er es auf die flache Hand und hielt es dem Hengst unter die Nase. »Komm, komm«, lockte Jim, und weil er kein Lasso bei sich hatte, fürchtete sich das Pferd nicht vor ihm und nahm den Leckerbissen.
»Lass mich nur einmal auf dir reiten«, flüsterte Jim ihm zu und kraulte ihn am Hals. Er stieg auf einen alten Baumstumpf und schwang sein Bein langsam über den Pferderücken.
»Es tut nicht weh - du kannst Mister Tramp fragen«, fuhr Jim fort.
Da machte das Wildpferd ein paar Schritte vorwärts, und weil Jim ohne Sattel ritt, war der Hengst gar nicht ängstlich. Der kleine Cowboy ließ ihn einmal linksherum und dann rechtsherum gehen. Schließlich hielt er direkt vor dem roten Joe an und sagte: »So macht man das!« Der rote Joe war stumm vor Staunen.
»Du hast mir doch versprochen, dass ich mir etwas wünschen darf, wenn ich dir helfe«,
sagte Jim. »Ich wünsche mir nämlich den Hengst!«
Da konnte der rote Joe nicht anders, er musste ihm das Pferd schenken. Und Cowboy Jim ließ es wieder frei, denn es tat ihm Leid, und außerdem brauchte er es nicht. Er hatte ja Mister Tramp und der war ihm mehr wert als alle Pferde des Wilden Westens zusammen.
Auf der Viehausstellung
»Für mich ist Mister Tramp das liebste und schönste Pferd auf der ganzen Welt«, sagte die kleine Betsy
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