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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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letzte Flugstunde zu nehmen, sah ich das Flugzeug über der Schnellstraße, eine gläserne Libelle, die von der Sonne getragen wurde. Es schien bewegungslos über meinem Kopf zu verharren, während sein Propeller so langsam wie der eines Spielzeugs rotierte. Licht ergoß sich wie eine nie enden wollende Fontäne von den Tragflächen.
    Unter ihr markierten die Autos, die auf den Schnellstraßen entlangrasten, alle möglichen Flugbahnen und entwarfen so die Blaupausen unserer bevorstehenden Passage durch den Himmel, die Transits einer Technologie der Flügel. Ich dachte an Vaughan, der wie ein wiedererstandener Leichnam von Fliegen bedeckt war, der mich seinerseits mit einer Mischung aus Ironie und Hingabe ansah. Ich wußte, daß Vaughan niemals bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen konnte, sondern daß er ständig im berstenden Glas einer Windschutzscheibe oder den Deformierungen eines Kühlers neu geboren werden würde. Ich dachte an die narbige weiße Haut über seinem Magen, an das dichte Schamhaar, dessen Ansatz schon auf den Oberschenkeln begann, an seinen klebrigen Nabel und die muffigen Achselhöhlen, an seinen rüden Umgang mit Frauen und Automobilen und an seine unterwürfige Zärtlichkeit mir gegenüber. Als ich meinen Penis in sein Rektum eingeführt hatte, da hatte er bereits gewußt, daß er mich als letzten Beweis seiner Liebe zu töten versuchen würde.
    Catherines Auto war unter dem Schlafzimmerfenster geparkt. Der Lack der linken Seite war bei einem unbedeutenden Zusammenstoß zerkratzt worden.
    »Dein Wagen…?« Ich hielt ihre Schultern. »Alles in Ordnung?«
    Sie drückte sich an mich, als wollte sie die Erinnerung an den Unfall in unsere Körper einpressen. Sie zog ihre Fliegerjacke aus. Inzwischen hatten wir beide Geschlechtsverkehr mit Vaughan gehabt.
    »Ich bin nicht gefahren - ich habe das Auto am Flughafenparkplatz abgestellt.« Sie nahm meine Ellbogen in die Hände. »Könnte das nicht vorsätzlich getan worden sein?«
    »Einer deiner Freier?«
    »Einer meiner Freier.«
    Dieser willkürliche Gewaltakt an dem Auto erschreckte sie, doch sie beobachtete mich, während ich die Folgen mit kühlem Blick betrachtete. Ich betastete mit den Händen die Schrammen an der Tür und dem Kotflügel, danach fuhr ich mit der Hand in der tiefen Furche entlang, die sich vom zerschmetterten Rücklicht über die gesamte Länge des Wagens dahinzog. Der Abdruck der schweren Stoßstange des anderen Wagens war deutlich am hinteren Kotflügel zu erkennen. Es war die unverwechselbare Signatur von Vaughans Lincoln. Ich spürte die runden Dellen und Eindrücke so deutlich wie die runde Spalte zwischen seinen Gesäßbacken, sie waren so wohlgeformt wie die enge Öffnung seines Anus, die ich während meiner Erektionen immer noch über meinem Penis spüren konnte.
    War Vaughan Catherine vorsätzlich gefolgt, um dann als Geste seiner Verehrung mit ihrem geparkten Wagen zusammenzustoßen. Ich betrachtete ihre bleiche Haut und den an mutigen Körper, während ich an Vaughans Wagen dachte, der unter den Betonsäulen der Überführung auf mich zugerast kam. Ich wäre beinahe, wie Seagrave, bei einem AcidBlackout ums Leben gekommen.
    Ich öffnete die Beifahrertür und bat Catherine auf den Sitz.
    »Laß mich fahren - das Licht ist jetzt klar.«
    »Deine Hände. Bist du schon bereit?«
    »Catherine…« Ich nahm ihre Hand. »Ich muß wieder fahren, erst dann wird alles ins reine kommen.«
    Sie verschränkte die entblößten Arme über den Brüsten und spähte ins Wageninnere, als suchte sie nach den Fliegen, die ich ihr beschrieben hatte.
    Ich wollte sie Vaughan zeigen.

    Ich ließ den Motor an und fuhr aus dem Hof hinaus. Beim Beschleunigen krümmten sich Perspektiven der Straßen um mich herum und wichen vor mir zurück, als würden sie sich selbst stromlinienförmig arrangieren. Nahe am Supermarkt glomm eine junge Frau in einem Plastikregenmantel in trügerischem Licht, während sie die Straße überquerte. Das Bewegungsmoment des Autos, ebenso wie seine Geometrie und sein Verhalten, hatten eine Veränderung durchlaufen, als wären alle vertrauten und sentimentalen Elemente abhanden gekommen. Der umgebende Straßenbelag, die Geschäftsansichten und Fußgänger wurden nur von der Bewegung des Automobils illuminiert, sie entwickelten beim Vorüberfahren des Fahrzeugs, in welchem ich saß, eine unglaubliche Lichtintensität. Vor Ampeln betrachtete ich Catherine im Beifahrersitz. Sie hatte einen Arm auf den Fensterrahmen

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