Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)
Bundesamt ermittelt und veröffentlicht. Das Amt benutzt dazu einen sogenannten Warenkorb. Dieser
soll die verschiedenen Ausgaben eines durchschnittlichen Haushaltes
in Deutschland repräsentieren. Seit Jahren streiten verschiedene Experten darüber, ob die Zusammensetzung des Warenkorbs sinnvoll
ist, ob verschiedene Produkte oder Dienstleistungen über-oder unterrepräsentiert sind.
Für Anleger wichtig ist primär die veröffentlichte Inflationsrate selbst.
Sie entspricht der Preissteigerung in einem bestimmten Monat gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr. Steigt die Inflation, so wird das
Geld „weniger wert”. Man kann für die gleiche Menge an Geld nicht
mehr so viele Waren oder Dienstleistungen erwerben.
Diese unschöne Entwicklung ist paradoxerweise meist das Ergebnis eines
an sich positiven Prozesses: Wenn es der Wirtschaft gut geht, die Industrie
expandiert und die Konsumenten viel nachfragen, dann entsteht Inflation.
Hinzu kommen externe Einflussgrößen wie der Ölpreis, der in den letzten
Jahren einen guten Anteil an der gefühlten Geldentwertung hatte.
Die Zentralbanken - für Deutschland früher die Bundesbank und jetzt
die Europäische Zentralbank EZB - sind unter anderem dem Ziel der
Geldwertstabilität verpflichtet. Steigt die Inflation zu stark an, so haben
sie verschiedene Mittel, um dagegen vorzugehen. Ein einfaches Mittel
sind die Leitzinsen.
Zinsen
Zinsen sind ein sehr wichtiger Einflussfaktor, den Anleger immer im
Auge behalten sollten. Zinsen wirken sich auf viele andere Bereiche aus.
Wenn ein Markt wie Zinsen sich auf andere Märkte wie Währungen
oder Börse oder Industrie auswirkt, dann nennt man das Intermarketbeziehungen.
Wie entstehen Zinsen?
Die Leitzinsen in einem bestimmten Währungsraum werden von der
jeweiligen Zentralbank festgelegt. Diese Leitzinsen betreffen den Endverbraucher zunächst nicht direkt. Sie sind für die sogenannten Geschäftsbanken, also die „normalen” Banken, interessant. Diese leihen
sich regelmäßig Geld bei der Zentralbank. Wenn der Leitzins steigt,
dann wird diese Kreditaufnahme für die Geschäftsbanken teurer. Die
regelmäßige Reaktion der Kreditinstitute: Sie geben diese Erhöhung an
ihre Kunden weiter. Das hat viele Auswirkungen.
Zinsen und Wirtschaft
Direkt zu spüren bekommt die regulierende Wirkung des Leitzinses
die Wirtschaft. Unternehmen, die investieren möchten, nehmen dafür
im Regelfall Kredite auf. Gestiegene Leitzinsen führen zu gestiegenen
Kreditzinsen. Aus Sicht der Unternehmen sind manche Investitionen
nun nicht mehr attraktiv, also werden sie nicht getätigt. Das führt - volkswirtschaftlich gesehen - zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit,
zu weniger Wertschöpfung, zu weniger Unternehmensgewinnen und
schlussendlich zu niedrigeren Aktienkursen. Somit führt steigende Inflation über den Mechanismus steigender Leitzinsen zu sinkenden Aktienkursen. Das ist der Grund, warum viele Börsianer wie gebannt auf
aktuelle Inflationszahlen blicken.
Zinsen und Arbeitsmarkt
Wie angesprochen wirken sich steigende Leitzinsen negativ auf
den Arbeitsmarkt aus. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen
geht zurück, was im besten Fall die Bereitschaft senkt, neue Mitarbeiter einzustellen. Unter dem Strich senken steigende Zinsen somit
das Volkseinkommen. Ein sinkendes Volkseinkommen führt über
kurz oder lang zu einem Rückgang der Inflation. Ein Rückgang der
Inflation führt tendenziell zu fallenden Zinsen. Das ist einer der vielen Regelkreise, die es im Verhältnis zwischen den verschiedenen
Märkten gibt.
Steigende Zinsen sind Gift für Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Börse. Sie erschweren Investitionen,
wirken somit negativ auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und führen letzten Endes zu fallenden Aktienkursen. Steigende Aktienkurse trotz steigender Zinsen
sind ein Kennzeichen für einen gesunden Aufschwung und
eine sehr robuste Marktverfassung. In solchen Phasen sollte man
investiert sein.
Zinsen und Börse
Auch die Börse mag keine steigenden Zinsen. Die wirtschaftlichen Implikationen sind nur ein Grund. Der andere ist, dass das Investitionsobjekt Aktie sich im Wettstreit mit anderen Investitionsobjekten wie Immobilien oder Anleihen befindet. Um einmal den Volksmund zu bemühen: „Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben.” Man kann auch
jeden Euro nur einmal investieren. Kapital sucht sich für gewöhnlich
das Objekt, das mit dem besten Chance-Risiko-Verhältnis oder einfach
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