Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)
zugänglich zu machen. In Deutschland
nennt man dies Verpflichtung zur Ad-hoc-Publizität (vom Lateinischen
ad hoc = sofort). Sie ist in Paragraph 15 des Wertapapierhandels-Gesetzes (WphG) festgelegt. Über diese Ad-hoc-Mitteilungen können Unternehmen beispielsweise ihre Unternehmenszahlen oder andere wichtige Nachrichten veröffentlichen.
Die Insider - sie wissen am besten Bescheid
Als Insider werden die bezeichnet, die aufgrund ihrer Position in einem
Unternehmen besonderen Zugang zu wichtigen Informationen haben.
Im Grunde ist es per Gesetz verboten, diesen Informationsvorsprung auszunutzen und in einen geldwerten Vorteil zu verwandeln. Beispiel: Der
Manager eines Unternehmens weiß, dass seine Firma bald ihren wichtigsten Kunden verlieren wird. Ein harter Schlag - sowohl für das Unternehmen als auch für die Aktionäre. Denn sobald die Nachricht publik wird, wird in aller Regel der Aktienkurs in den Keller rauschen. Dem Manager ist es jedoch untersagt, eigene Aktien des Unternehmens (sofern
er welche besitzt) vor Veröffentlichung der Meldung und damit vor dem
Kurssturz zu verkaufen. Ebenso verhält es sich, wenn es sich um gute
Nachrichten handelt, die den Kurs in die Höhe schnellen lassen. Auch
hier dürfen die Firmenlenker nicht kaufen, bevor die Öffentlichkeit informiert ist.
Werden diese Regeln eingehalten, spricht jedoch nichts dagegen, dass
auch Firmenvorstände oder andere Angestellte mit den Aktien des eigenen Unternehmens Handel treiben. Und darauf sollten vor allem
Privatinvestoren ein Auge haben. Denn letztlich kennt niemand das Unternehmen so gut wie seine Manager. Wenn die Vorstände ins eigene
Unternehmen investieren, dürften sie von einer positiven Geschäftsentwicklung ausgehen. Empirische Studien belegen, dass Privatanleger,
die sich am Handeln der Insider orientieren, gute Gewinne einfahren
können. Wo Insider kaufen, lässt sich beispielsweise in den Datenbänken
der Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen unter www.bafin.de recherchieren.
Doch Vorsicht: Nicht immer, wenn ein Firmenvorstand verkauft,
muss das zwangsläufig darauf hindeuten, dass er von einer schlechten Geschäftsentwicklung ausgeht - vielleicht benötigt er auch einfach nur Geld, um sich eine neue Jacht oder eine neue Pferdepflegerin zuzulegen.
Die Banken - doppeltes Interesse
Mit von der Partie sind beim großen Börsenspiel natürlich auch die
Banken. Und das gleich in vielerlei Hinsicht. Wie gehört bringen sie die
Aktien von Unternehmen per Neuemission an die Börse. Vom Erfolg
eines solchen Börsengangs hängt nicht selten auch die Höhe der Ent lohnung der Bank ab. Schätzt eine Emissionsbank also die Aktien eines
Unternehmens positiv ein, muss der private Anleger gewahr sein, dass
die Information für ihn nur von sehr begrenztem Nutzwert ist. Denn
eine Bank würde ein Unternehmen, das sie selbst an die Börse bringt, wohl
kaum schlecht einstufen.
Das Gleiche gilt auch für Studien von Bankanalysten. Denn Banken
bringen ja nicht nur die Aktien an die Börse, sondern sie handeln auch
selbst mit Wertpapieren. Und das für ihre Kunden, aber auch auf eigene Rechnung. So wird ein Analyst über die Aktie eines Unternehmens,
an dem seine Bank bedeutende Stückzahlen hält, wohl kaum zu einem
schlechten Urteil kommen. Im Gegenteil, vermutlich wird die Studie
positiv ausfallen und die Aktie auch den Anlegern zum Kauf empfohlen. Im positiven Fall erhöht sich damit für die Bank nur ihr Posten
„eigene Wertpapiere” in der Bilanz und auch die Anleger können sich über
steigende Preise freuen. Im negativen Fall steigen die Kurse, weil viele Anleger die positive Studie als Anlass zum Kauf nehmen - und die Banken nutzen diese Entwicklung, um mit Gewinn zu verkaufen.
Da es in der Vergangenheit zahlreiche Skandale in dieser Hinsicht
gegeben hat, versucht der Gesetzgeber sowohl hier als beispielsweise
auch in den USA, diesem Gebaren einen Riegel vorzuschieben. So sollen
beispielweise innerhalb der Banken Analysten und Händler streng getrennt werden, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Da der Privatanleger schlecht nachschauen kann, wie diese Vorgaben hinter verschlossenen Türen umgesetzt werden, kann eine gewisse Portion Vorsicht
grundsätzlich nicht schaden.
Profis und Private - alle haben ein Ziel
Zu den Unternehmen und den Banken gesellen sich professionelle wie
private Investoren. Professionelle Anleger handeln häufig auf Rechnung
unterschiedlicher Institutionen wie
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