Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)
1906, kam es zum großen Erdbeben von San Francisco. Die Märkte brachen ein und bescherten Livermore einen Gewinn von 250.000 Dollar. Am Ende des Oktobercrashs von
1907 verfügte Livermore über ein Vermögen von drei Millionen Dollar.
Geld, das er in der Folge unter anderem mit Engagements in Baumwolle
wieder vollständig verlor. Im Jahr 1915 hatte Jesse Livermore Schulden in
Höhe von einer Million Dollar angehäuft.
Doch noch einmal sollte Livermore auf die Börsenbühne zurückkehren. Beim großen Crash von 1929 verdiente er mit seinen Short-Spekulationen mehr als 100 Millionen Dollar. Livermore war auf dem
Höhepunkt seines Ruhmes angekommen. Doch von da an ging es steil bergab. Zunehmend belasteten ihn private Probleme wie etwa die
Scheidung von seiner zweiten Frau Dorothy. Auch an der Börse hatte
Livermore sein glückliches Händchen verloren. Von Depressionen geplagt musste er im Jahr 1935 erneut seinen finanziellen Bankrott eingestehen, ein Schock, von dem er sich nie wieder erholen sollte. Fünf Jahre später, im Jahr 1940 nahm sich Livermore auf der Toilette des New
Yorker Sherry-Netherland-Hotels das Leben durch einen Schuss in den
Kopf. Livermore wurde 63 Jahre alt.
Jesse Livermore verfolgte als Trader zunächst die Strategie, kleine Positionen bei einzelnen Werten aufzubauen und diese sukzessive zu erhöhen, wenn sie in die Gewinnrichtung liefen. Positionen, die Verluste einbrachten,
wurden schnell wieder verkauft. Berühmt wurde Livermore jedoch
als Begründer des Short-Sellings, also der Spekulation auf fallende Kurse. Mit diesen Geschäften, die auch Leerverkäufe genannt werden, machte Livermore ein Vermögen, das er jedoch
später wieder fast vollständig verlor.
Benjamin Graham - „Godfather” des Value Investings
Anleger von heute kennen Warren Buffett als den Inbegriff des Value
Investings, jener Form des Investierens, bei der Anleger Aktien von
Unternehmen kaufen, die sie für unterbewertet halten, um so die größtmögliche Rendite zu erzielen. Doch sein Handwerk lernte Buffett bei
dem Mann, der bis heute als Begründer der Fundamentalanalyse, dem
Grundstein des Value Investings, gilt: Benjamin Graham.
Benjamin Graham wurde am 9. Mai 1894 als Kind jüdischer Eltern
unter dem Namen Benjamin Grossbaum geboren. Nur ein Jahr nach seiner Geburt wanderte seine Familie nach Amerika aus und ließ sich in
New York nieder. Mit einem deutsch klingenden Namen hatte man je doch zu Zeiten des Ersten Weltkrieges in den USA einige Probleme zu
erwarten. Kurzentschlossen änderte die Familie deshalb den Namen in
Graham um.
Benjamin Grahams Vater verstarb früh, die Familie verlor ihren ganzen
Besitz. Obwohl der kleine Benjamin in ärmlichsten Verhältnissen aufwuchs, gehörte er in der Schule stets zu den Besten. Später studierte er
Philosophie, Mathematik, Englisch und Griechisch an der Columbia
University. Mit 20 Jahren schloss er das Studium als Zweitbester seines
Jahrgangs ab. Ein Angebot, als Lehrer zu unterrichten, lehnte er ab. Graham hatte andere Pläne.
Die Börse an der New Yorker Wall Street übte eine magische Anziehungskraft auf Benjamin Graham aus. Deswegen schloss er sich gleich nach seinem Studium einer New Yorker Maklerfirma an. Kurze Zeit später legte er
unter dem Namen Graham-Newman Partnership einen Investmentfonds
auf. Im Jahr 1926 war es so weit, für Graham ging ein Traum in Erfüllung: Unter dem Namen Benjamin-Graham-Konsortium gründete er die
erste eigene Vermögensverwaltung. Da er sich in der Zwischenzeit einen
hervorragenden Ruf als Kenner der Fundamentalanalyse erworben hatte, bekam er nebenher Aufträge als Gutachter in Bewertungsfragen.
Zu seiner ersten großen Bewährungsprobe an den Finanzmärkten wurde für Graham der große Börsencrash von 1929. Zu dieser Zeit verwaltete das Benjamin-Graham-Konsortium netto etwa 2,5 Millionen Dollar
an Kapital. Doch von dem Geld blieb nicht viel. Der Crash und die sich
anschließende Weltwirtschaftskrise vernichteten einen Großteil der Mittel. Am Anfang des Jahres 1932 waren noch etwa 375.000 Dollar übrig.
War Graham im Jahr 1929 der Ansicht gewesen, dass viele Aktien bereits
deutlich zu hoch bewertet seien, war er am Ende der Depression ebenso
überzeugt davon, dass viele Papiere deutlich unterhalb ihres fairen Wertes gehandelt wurden. Umso mehr sah er sich in seiner Absicht bestätigt,
allgemeingültige Regeln für das wertorientierte Anlegen festzulegen. Diese Regeln wurden später als
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