Crashkurs
Deutschland stammt und hier auch nicht produziert wurde, wird das gesamte Auto dem deutschen Export zugerechnet. Die meisten außerhalb eingekauften Vorleistungen, werden einfach nicht oder nur ungenügend herausgerechnet. Häufig ist das auch gar nicht möglich. Selbst wenn Bosch oder Continental die Zulieferer sind, fertigen auch die wiederum zum Großteil im Ausland. Beim Porsche Cayenne beträgt der deutsche Anteil an der Fertigung nach eigenen Angaben gerade mal noch 12 Prozent, und trotzdem wird das ganze Auto als deutscher Export gefeiert.
So sieht es bei vielen Firmen aus: In Deutschland oder Europa sitzen vielleicht noch die Konzernzentrale, die Designabteilung und das Rechnungswesen, aber der Großteil der Produktion findet woanders statt. Für die großen Firmen ist das prima! Die feiern ihre Exporte zu Recht, schließlich haben sie durch die billigen Zukäufe einen weiteren großen Vorteil. Aber kann der einfache Bürger, der nicht einen der wenigen Arbeitsplätze bei einem internationalen Konzern hat, sich darüber freuen? Wohl kaum. Solange er jedoch nicht versteht, wie er an der Nase herumgeführt wird, glaubt er all die Märchen von der tollen Globalisierung. Das Lamm hat gelernt, den Metzger zu lieben.
Dabei wäre es einfach, die Realitäten zu sehen, wenn man bereit ist, den offiziellen Zahlen mit Skepsis zu begegnen. Wenn Sie mal in den kleineren Städten Ostdeutschlands unterwegs sind, können Sie von den Menschen dort viel über die reale Arbeitslosigkeit hören. Auch die ehemaligen Industriegebiete an der Ruhr gähnen vor sich hin. Aber Entschuldigung, wir haben ja ein Jobwunder.
In den USA ist das noch drastischer. Ganze 11 Prozent der amerikanischen Beschäftigten arbeiten noch in der Industrie. In den sechziger Jahren waren es über 30 Prozent. Diese fehlenden Jobs und Einkommen werden mit einer Droge erträglich gemacht, die der Staat und die Industrie nur zu gerne verteilt haben: Kredit. Statt Einnahmen und Verdienst gab es Sozialleistungen und Schulden. Das führte dazu, dass die Masse der Menschen diesen schleichenden Prozess nicht bemerkt hat.
Unsere Wirtschaftsbosse fordern seit Jahren vehement, dass der Staat sich gefälligst aus der Wirtschaft heraushalten soll. Es sei denn, es geht um ihre Rettung oder ihre Verluste. Die soll möglichst der Staat übernehmen.
Der Staat soll sich zurückziehen, heißt es. Ist es aber nicht erstaunlich, dass mit China ausgerechnet ein Land der große Überflieger ist, in dem der Staat die Wirtschaft diktiert wie in kaum einem anderen? Nach übereinstimmender Lehrmeinung dürfte das überhaupt nicht funktionieren. Und dennoch lehrt uns dieses angeblich nicht lebensfähige System das Fürchten und Staunen. Sollte es doch noch Systeme außerhalb unseres Bauchnabels geben, die wirtschaftlich erfolgreich sind? Ich wollte in einem solchen System nicht leben, aber rein wirtschaftlich betrachtet, scheint es so zu sein. Auch in Südkorea, Malaysia, Singapur und Indien mischt der Staat ganz kräftig in der Wirtschaft mit und sorgt mit seinen Regelwerken für maximalen Erfolg seiner eigenen Industrien. Zum Nachteil unserer europäischen Wirtschaft.
Die internationalen Konzerne können in der Welt hin und her springen, wie es die jeweilige Lage erfordert. Sie suchen sich in allen Ländern und Systemen die Filetstückchen zusammen und leben ganz prächtig damit. Die Staaten und die Bürger haben diese Möglichkeiten nicht. Der Staat ist auf seine Grenzen beschränkt. Ein Staat, der das anders sieht, bekommt zu Recht was auf die Finger. Die Gesetze, die er erlässt, wirken nur innerhalb seiner Grenzen. Doch die Politik der Regierungen wird von denen bestimmt, die das Geld haben, frei nach dem Motto: »Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, was gespielt wird.« Und der Bürger muss dazu tanzen.
Nachtrag im November 2008
Es sieht im Moment so aus, als würde das Worst-Case-Szenario Wirklichkeit. Vermutlich erleben wir gerade einen Reset des Finanzsystems. Ich bin der Ansicht, dass die Mitglieder der Finanz- und Machthydra der USA sich etwa seit dem Jahr 2000 auf dieses Szenario vorbereiten. Ihnen war klar, dass das System dem Ende entgegengeht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Zinseszinseffekt zwangsläufig in der Katastrophe enden musste und die aufkommenden asiatischen Staaten den Dollar nicht mehr akzeptieren würden. Man hatte zwei Pläne bereit. Plan A sah wie folgt aus:
Es gab eine einzige Möglichkeit, den Geld- und Zinsberg abzubauen und so der
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