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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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mein Magen knurrte. Also begutachtete ich das Fahrrad, entschied mich jedoch dagegen. Zu Fuß zu gehen war entschieden die weniger gefährliche Alternative. Ich verließ die erleuchtete Veranda und lief in die Dunkelheit hinein.
    Das Last Chance befand sich an der Ecke kurz vor der Zufahrt zur Brücke, die zum Festland führte. Vor dem mickrigen Gebäude stand eine einsame Straßenlaterne. Außerdem gab es ein paar Stellplätze für Autos und ein Neonschild, das – im Mira-Stil – aus den Buchstaben E-S-S-E-N zusammengesetzt war.
    Als ich hereinkam, hatte ein großes schlaksiges Mädchen mit kurzer Pagenkopffrisur gerade eine Art Anfall.
    »Eines sage ich dir«, erklärte sie einem anderen Mädchen, einer Blonden mit wohlgeformtem Busen und ebenso wohlgeformtem Hintern. »Wenn ich von dem Tisch da drüben schon wieder weniger als fünfzehn Prozent Trinkgeld bekomme,
fließt Blut

    »Ah ja.« Die Blonde stand vor der Kaffeemaschine, hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und sah dem Kaffee beim Durchlaufen zu.
    »Du kannst es mir ruhig glauben«, betonte die Schlaksige, drehte sich um und blickte zu einem Tisch im hinteren Teil des Restaurants hinüber. Ein paar Männer in Anzügen schoben gerade ihre Stühle zurück, standen auf und machten Anstalten zu gehen.
    Die Blonde richtete ihre Aufmerksamkeit von der Kaffeemaschine auf mich. Ihre Lippen waren leuchtend rot geschminkt. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich möchte was zum Mitnehmen bestellen.« In dem fast leeren Raum klang meine Stimme seltsam laut.
    »Speisekarten liegen da drüben.« Sie wies auf einen |30| Stapel direkt neben meinem Ellbogen und starrte dabei auf meine Oberlippe. »Sag Bescheid, wenn du fertig ausgesucht hast.«
    Als die Große hinter der Theke hervorkam, streifte sie mich, trat dann jedoch zur Seite, um die Anzugtypen vorbeizulassen, die jetzt Richtung Tür gingen. Einer kaute schmatzend auf einem Zahnstocher herum. Die Blonde stand lässig an die andere Seite der Theke gelehnt und beobachtete mich.
    »Schönen Abend noch zusammen«, sagte die Große.
    »Ihnen auch«, murmelte einer der Männer.
    Ich studierte die Speisekarte. Das für Ausflugsrestaurants in Strandnähe übliche Angebot: gebratener oder gegrillter Fisch, Hamburger, frittierte Zwiebelringe – alles, was seit der Wiedergeburt meiner Mutter als Kiki Sparks aus unserer Küche verbannt worden war. Es war Monate her, dass ich Pommes frites gegessen hatte, ganz zu schweigen von einem Hamburger. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Ich hab’s gewusst«, erscholl es durch den Raum. Die Große stand an dem Tisch, den die Anzugtypen soeben verlassen hatten. Sie hielt einige Münzen und Scheine in der Hand. »Ein Dollar siebzig. Und das bei einer Rechnung von dreißig Dollar.«
    »Und?« Die Blonde hörte das Klagelied der anderen offenbar nicht zum ersten Mal.
    »Verdammt noch mal!«, sagte die Große. »Okay. Das war’s.«
    Die Blonde sah mich an: »Bist du fertig mit Aussuchen?«
    »Ja.«
    Betont langsam kam sie auf mich zu und zog dabei einen |31| Bestellblock aus der Schürze, die lose um ihre Taille geschlungen war: »Ich höre?«
    »Ich mach das nicht länger mit.« Die Große stürmte durch den Raum auf uns zu. Sie hatte große, flache Füße, die bei jedem Schritt auf den Fußboden platschten.
    Mir fiel Miras Wunsch wieder ein: »Einen Salat mit gegrilltem Huhn, einen Cheeseburger mit Pommes frites. Und Zwiebelringe.«
    Die Blonde nickte und schrieb mit: »Noch was?«
    »Nein.«
    Die Große blieb neben mir stehen und knallte das Geld auf die Theke. Ein Zehn-Cent-Stück prallte ab und fiel mit einem »Pling« auf den Boden. »Ich halte das nicht mehr aus«, verkündete sie dramatisch. »Ich werde nicht länger schweigen.«
    »Ketchup?« Die Blonde beachtete ihre Kollegin gar nicht.
    »Ja, gerne.«
    Die Große band ihre Schürze ab und zerknüllte sie: »Dabei macht mir so was echt keinen Spaß!«
    »Mayonnaise?«, fragte die Blonde.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Ich kündige!«, schrie die Große und warf mit ihrer Schürze nach der Blonden, die die Hand ausstreckte und sie auffing ohne hinzusehen. »Und ich gehe jetzt da raus, um diesen unverschämten, rücksichtslosen Faschisten die Meinung zu sagen!« Mit zwei langen Sätzen war sie an der Tür, trat mit voller Wucht dagegen und schoss hinaus. Ratternd fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Die Blonde ging, mit der Schürze in der Hand, zur Durchreiche und spießte meinen Zettel auf einen Ständer.

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