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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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fragte Becenti.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Begay, der das Flugfeld beobachtete. Männer mit Gewehren sprangen aus dem Hubschrauber. Sie brachen einen Hangar auf, fuhren zwei Humvees heraus und begannen damit, sie zu beladen.
    Begay schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das irgendwas mit uns zu tun hat.«
    »Bist du sicher?« Becenti klang enttäuscht.
    »Nein, bin ich nicht. Wir gehen besser mal rüber und sehen uns das aus der Nähe an.« Er warf Becenti einen Blick zu und bemerkte dessen aufgeregten Gesichtsausdruck. Begay legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Aber bleib schön ruhig, ja?«

53

    Stanton Lockwood lupfte seine Manschette, um auf seine Rolex zu schauen. Viertel vor zwei Uhr in der Nacht. Der Präsident hatte das FBI-Geiselrettungsteam, kurz HRT, um Mitternacht angefordert, und die Operation lief bereits. Vor ein paar Minuten war das HRT auf dem Flugplatz gelandet. Sie luden nun ihre Ausrüstung auf Humvees um, für die kurze Fahrt zur Sicherheitszone am Rand der Klippen, direkt oberhalb der Öffnung zum Bunker.
    Die Atmosphäre im Raum war nervös. Jean, die Sekretärin des Präsidenten, die auf dessen Anweisung hin immer wieder Notizen stenographiert hatte, schüttelte ihre verkrampfte rechte Hand aus.
    »Sie haben den ersten Humvee beladen«, meldete der FBIDirektor, der das Geschehen für den Präsidenten laufend kommentierte. »Immer noch niemand zu sehen. Sie müssen alle unten im Bunker sein, genau, wie wir vermutet haben.«
    »Immer noch kein Kontakt zu ihnen?«
    »Nein. Alle Kommunikationswege vom Flugfeld zum Bunker sind abgeschnitten.«
    Lockwood rutschte auf seinem Stuhl herum. Er zermarterte sich das Hirn nach einer logischen Erklärung. Aber es gab keine.
    Die Tür zum Krisenraum öffnete sich, und Roger Mortonkam mit ein paar Blatt Papier herein. Lockwoods Blick folgte ihm. Er hatte den Mann nie gemocht, doch jetzt verabscheute er ihn geradezu, mit seiner Hornbrille, seinem makellosen Anzug und der Krawatte, die saß, als sei sie an seinem Hemd festgeklebt. Morton war der Inbegriff des Washingtoner Strippenziehers.
    Mit diesen säuerlichen Gedanken beobachtete er, wie Morton mit dem Präsidenten konferierte; sie steckten die Köpfe zusammen und studierten eines der Blätter. Sie winkten Galdone zu sich herüber, und alle drei betrachteten ausgiebig die Papiere.
    Der Präsident blickte zu Lockwood auf. »Stan, sehen Sie sich das mal an.«
    Lockwood erhob sich und gesellte sich zu den dreien. Der Präsident reichte ihm den Ausdruck einer E-Mail. Lockwood begann zu lesen:
Meine lieben Freunde in Jesus Christus

    »Dieser Brief ist im gesamten Internet verbreitet«, sagte Morton, ehe Lockwood zu Ende gelesen hatte. »Und ich meine wirklich
überall

    Lockwood schüttelte den Kopf und legte den Brief auf den Tisch. »Ich finde es deprimierend, dass es im Amerika des einundzwanzigsten Jahrhunderts noch Leute gibt, die so mittelalterlich denken.«
    Der Präsident starrte ihn an. »Dieser Brief ist mehr als ›deprimierend‹, Stan. Er ruft zu einem bewaffneten Angriff auf eine Einrichtung der amerikanischen Regierung auf.«
    »Mr. President, ich persönlich würde das nicht ernst nehmen. Der Brief enthält keine konkreten Anweisungen, keinen Plan, keinen Treffpunkt. Das ist nur heiße Luft. Solches Zeug kursiert doch jeden Tag im Web. Wissen Sie, wie viele Leute diese Bücherserie
Finale
gelesen haben? Die sind auch nicht gleich auf die Straße gegangen.«
    Morton starrte ihn feindselig an. »Lockwood, dieser Briefist bereits auf Tausende Websites gestellt worden. Er zirkuliert wie verrückt. Wir müssen das ernst nehmen.«
    Der Präsident seufzte schwer. »Stan, ich wünschte, ich könnte das so optimistisch sehen wie Sie. Aber diese Predigt, und nun noch dieser Brief obendrauf …« Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen auf das Schlimmste vorbereitet sein.«
    Galdone räusperte sich grollend. »Leute, die glauben, der Weltuntergang stünde unmittelbar bevor, könnten zu unbedachten Handlungen neigen. Sogar gewalttätig werden.«
    »Das Christentum ist doch angeblich eine gewaltfreie Religion«, sagte Lockwood.
    »Wir diskutieren hier nicht über irgendjemandes religiöse Überzeugungen, Stan«, sagte der Präsident scharf. »Uns allen hier muss klar sein, dass das ein sehr sensibler Bereich ist, in dem sich die Leute leicht auf die Zehen getreten fühlen.« Er warf den Brief auf den Tisch und wandte sich dem Chef der Homeland Security zu. »Wo ist die nächste Einheit der

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