Credo - Das letzte Geheimnis
und herauszufinden, woher zum Teufel er dieses verrückte Zeug hatte, dass Isabella von sich behaupte, Gott zu sein.
Zuerst rief er in Spates’ Büro an, in der Hoffnung, der Mann könnte noch dort sein. Überraschenderweise war besetzt. Kein Anrufbeantworter, es war besetzt. Er wartete ein paarMinuten, versuchte es dann erneut, und noch einmal, kam aber nicht durch.
Vermutlich war das Telefon kaputt.
Als Nächstes wählte er Spates’ Handynummer und wurde augenblicklich auf die Mailbox umgeleitet. »Dies ist die Mobilbox von Reverend Don T. Spates«, sagte eine angenehme Frauenstimme. »Die Mailbox ist derzeit leider überlastet. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.«
Crawley wählte die Privatnummer des Reverend. Auch da war besetzt.
Herrgott, war das Arbeitszimmer heute stickig. Er trat ans Fenster und öffnete es. Ein Schwall frischer, herrlicher Nachtluft drang herein und blähte die feinen Gardinen. Er atmete ein paarmal tief durch. Wieder sagte er sich, dass er keinen Grund hatte, sich so aufzuregen. Er nippte seinen Kaffee, starrte auf die dunkle Straße hinaus und fragte sich, was ihn eigentlich so aus der Fassung gebracht hatte. Eine besetzte Telefonleitung?
Der Reverend hatte sicher eine Website. Vielleicht würde er dort nähere Informationen finden.
Er setzte sich an seinen Schreibtisch, fuhr seinen Laptop hoch und gab bei Google ein:
Spates God’s Prime Time.
Der erste Treffer war tatsächlich die offizielle Website des Fernsehpredigers, www.godsprimetime.com. Er klickte den Link an und wartete.
Nach einer frustrierenden Minute erschien eine Fehlermeldung.
Bandbreite überlastet
Eingeschränkte Verfügbarkeit – die gewünschte Seite kann derzeit nicht angezeigt werden, da der Server überlastet ist. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.
Apache/1.3.37 Server at www.godsprimetime.com Port 80
Seine Besorgnis wuchs. Besetzte Telefone, der Server überlastet … War es möglich, dass die Website unter einem Hackerangriff zusammengebrochen war? Vielleicht war auf anderen christlichen Websites etwas zu finden.
Er gab bei Google ein:
Isabella Gott Spates.
Ein Haufen christlicher Websites, die er nicht kannte, erschien auf dem Bildschirm. Er klickte einen beliebigen Link an, unter dem sich sofort ein Dokument öffnete.
Meine lieben Freunde in Jesus Christus,
viele von euch haben heute Abend die Sendung
Roundtable America
von Reverend Don T. Spates gesehen …
Crawley las den Brief einmal durch. Und ein zweites Mal. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Das also war Spates’ Quelle, ein wahnsinniger Prediger da draußen im Navajo-Land. Die Zeile am Ende zeigte an, dass der verrückte Pastor den Brief erst vor einer Stunde verschickt hatte. Der Trefferliste nach zu schließen, war er offenbar auf nicht wenigen Websites veröffentlicht worden.
Aber auf wie vielen? Es gab eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er gab den ersten Satz des Briefes Wort für Wort und in Anführungszeichen bei Google ein, um nur Websites angezeigt zu bekommen, die den vollen Text ins Netz gestellt hatten. Gleich darauf erschien die Trefferliste. Die Standardnotiz am oberen Bildrand zeigte die Trefferzahl an:
Ergebnisse 1–10 von ungefähr 56 500 für »viele von euch haben heute Abend die Sendung
Roundtable America
von Reverend Don T. Spates gesehen«.
Crawley blieb lange in seinem stillen Arbeitszimmer in Georgetown sitzen. Konnte es wirklich wahr sein, dass der Brief bereitsauf über fünfzigtausend Websites eingestellt worden war? Undenkbar. Er atmete bewusst langsam ein und aus, um sich wieder zu fassen. Falls jemals bekannt wurde, dass er hinter Spates’ Attacke gegen das Isabella-Projekt steckte, würde er noch tiefer stürzen als sein alter Kumpel Jack Abramoff. Das Problem war: Wenn er ehrlich war, wusste er kaum etwas über Spates und dessen evangelikale Kreise. Crawley kam sich vor wie ein Mann, der gedankenlos einen Stein an eine dunkle Stelle geworfen hatte und nun Dutzende Klapperschlangen rasseln hörte. Er stand auf und trat ans Fenster. Georgetown dort draußen schlief. Die Straße war leer. Die Welt war friedlich.
Während er dort stand, hörte er ein Piepsen von seinem Computer, das ihn auf eine neue E-Mail hinwies. Er ging zum Schreibtisch, um nachzusehen. Ein kleines Fenster öffnete sich und zeigte ihm den Betreff:
FW:FW: Red Mesa = Armageddon.
Er öffnete die Mail, begann zu lesen und stellte entsetzt fest, dass es genau der Brief war, den er eben im Netz gelesen hatte.
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