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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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– er hatte nicht vor, sich hier ein Bein zu brechen. Übertrieben vorsichtig kletterte er hinaus und ging geduckt durch die aufgepeitschte Luft unter den Rotorblättern. Sein Begleiter berührte ihn leicht am Ellbogen und deutete auf eine Blechhütte. Sie gingen dorthin, und der Bewacher öffnete ihm die Tür. In der Hütte roch es nach frischem Holz und Leim, doch sie war leer bis auf einen Tisch und eine Reihe billiger Stühle.
    »Setzen Sie sich, Dr. Wolf.«
    Wolf ließ seinen Rucksack auf einen Stuhl am Tisch fallen und setzte sich auf den daneben. Er konnte sich kaum einen unbequemeren Platz vorstellen, vor allem um diese Uhrzeit – so weit weg von dem Kopfkissen in seinem Bett, in das er eigentlich gehörte. Er versuchte immer noch vergeblich, es sich bequem zu machen, als einer der Männer dieses seltsamen Kommandos hereinkam. Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. »Special Agent Doerfler, ich leite diesen Einsatz.«
    Wolf schüttelte halbherzig die dargebotene Hand, ohne aufzustehen.
    Doerfler setzte sich auf die Tischkante und versuchte offensichtlich, freundlich und entspannt zu wirken. Das gelang ihm nicht: Der Mann war so aufgedreht wie das trommelnde Häschen in der Batteriewerbung. »Sie fragen sich sicher, warum Sie hier sind, Dr. Wolf.«
    »Wie haben Sie das erraten?« Leuten wie Doerfler mit ihren superkurzen Bürstenschnitten, Südstaatenakzent und dieser aalglatten Art misstraute er grundsätzlich. Während der Vorarbeiten zu Isabella hatte er mit zu vielen von dieser Sorte zu tun gehabt.
    Doerfler warf einen Blick auf die Uhr. »Wir haben nicht vielZeit, daher fasse ich mich kurz. Man hat mir gesagt, Sie kennen sich bestens mit Isabella aus, Dr. Wolf.«
    »Das möchte ich doch hoffen«, erwiderte er gereizt. »Ich war stellvertretender Leiter des Planungsteams.«
    »Waren Sie schon einmal hier?«
    »Nein. Meine Arbeit fand ausschließlich auf Papier statt.«
    Doerfler stützte sich auf den Ellbogen und beugte sich mit ernster Miene vor. »Hier draußen ist irgendetwas passiert. Wir wissen nicht genau, was. Das Team aus Wissenschaftlern hat sich im Berg eingeschlossen und sämtliche Kommunikationswege nach außen abgeschnitten. Sie haben den Hauptcomputer ausgeschaltet und lassen Isabella bei voller Kraft laufen, mit Hilfe der Back-up-Systeme.«
    Wolf fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Das war so abgefahren, dass er es nicht glauben konnte.
    »Wir haben keine Ahnung, was hier los ist. Wir könnten es mit einer Geiselnahme zu tun haben, einer Meuterei, einem Unfall oder irgendeiner Art unerwarteter Störung an den Geräten oder der Stromzufuhr.«
    »Und was soll ich hier?«
    »Dazu komme ich gleich. Die Männer, mit denen Sie hierhergeflogen sind, gehören zu einem Geiselrettungsteam des FBI. Sie sind eine Eliteeinheit, eine Art Sondereinsatzkommando. Das bedeutet nicht, dass wir von einer Geiselnahme ausgehen, aber wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.«
    »Reden Sie etwa von
Terroristen?
«
    »Möglich. Das Geiselrettungsteam wird sich Zugang zu der Anlage verschaffen, eventuelle Geiseln befreien, unerwünschte Personen neutralisieren, die Wissenschaftler isolieren und in Sicherheit bringen.«
    »Unerwünschte Personen neutralisieren – Sie meinen, Sie wollen Leute erschießen?«
    »Falls notwendig.«
    »Sie wollen mich wohl verarschen.«
    Doerfler runzelte die Stirn. »Nein, Sir, ganz und gar nicht.«
    »Sie haben mich aus dem Bett geholt, damit ich mich Ihrem kleinen Überfallkommando anschließe? Tut mir leid, Mr. Doerfler, aber da haben Sie den falschen Bern Wolf.«
    »Sie brauchen sich nicht die geringsten Sorgen zu machen, Dr. Wolf. Ich habe Ihnen einen Begleiter zugewiesen, Agent Miller. Absolut zuverlässig. Er wird nicht von Ihrer Seite weichen, Ihnen jeden Schritt des Wegs zeigen. Erst wenn der Komplex gesichert ist, wird er Sie hineinbringen, damit Sie Ihren Auftrag ausführen können.«
    »Und der wäre?«
    »Isabella abschalten.«

    Von seinem Aussichtspunkt auf einem Felsvorsprung oberhalb des Nakai Valley beobachtete Nelson Begay den Isabella-Komplex mit einem alten Armeefernglas. Vorhin war ein Hubschrauber tief über das Tipi hinweggeflogen, hatte ihre Zeremonie übertönt und das Zelt erschüttert wie ein Sandsturm. Begay und Becenti waren auf die Anhöhe geklettert, um einen besseren Überblick zu haben, und konnten nun sehen, dass der Hubschrauber auf dem Flugfeld gelandet war, anderthalb Kilometer entfernt.
    »Haben die’s auf uns abgesehen?«,

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