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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Wusste jemand, dass er Kontakt zu Spates hatte? War das eine Art verhüllter Drohung? Hatte
Spates
ihm das geschickt? Doch als er sich den Header ansah, der Dutzende von E-Mail-Adressen auflistete, wurde ihm klar, dass es nichts Persönliches sein konnte. Die Absenderadresse kannte er auch nicht. Das war eine Massen-Mail, die willkürlich verbreitet wurde – virales Marketing, sozusagen. Virales Marketing für Armageddon. Und sie war zufällig in seinem Posteingang gelandet.
    Während er den Brief, immer noch ungläubig, ein weiteres Mal las und einzuschätzen versuchte, wie wahrscheinlich es war, dass er gerade diese E-Mail gerade jetzt rein zufällig erhielt, piepste sein Mail-Programm erneut, und eine weitere E-Mail erschien. Sie hatte denselben Betreff – nun ja, beinahe.
    FW:FW:FW:FW: Red Mesa = Armageddon.
    Booker Crawley klammerte sich an die Armlehnen seines Sessels und stand mit zittrigen Knien auf. Während er sein Arbeitszimmer durchquerte, piepste der Computer wieder und immer wieder, weitere E-Mails trafen ein. Er taumelte durch die Tür in das kleine Bad neben seinem Arbeitszimmer. Mit einer Hand packte er den Rand des Waschbeckens, hielt mit der anderen seine Krawatte fest und übergab sich.

52

    Bern Wolf kauerte im Passagierraum des Hubschraubers, kaute nervös auf einem Kaugummi herum und sah zu, wie elf schwerbewaffnete Männer ganz in Schwarz einstiegen und stumm ihre Plätze einnahmen. Das einzige Abzeichen an ihren Uniformen war ein kleines FBI-Siegel auf der Brust. Wolf fühlte sich in seinem Tarnanzug samt schusssicherer Weste und Helm sehr unbehaglich. Vergeblich versuchte er, seine schlaksigen Glieder halbwegs bequem zu arrangieren, er rutschte gereizt herum und verschränkte die Arme. Sein Pferdeschwanz lugte unter dem Helm hervor, und er brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, wie lächerlich das aussah. Er schwitzte am Kopf, und in seinen Ohren rauschte es noch vom ersten Abschnitt des Fluges bis hierher.
    Sobald die Männer angeschnallt waren, hob der Helikopter ab. Er stieg in den Nachthimmel auf, flog eine Kurve und beschleunigte. Der zu drei Viertel volle Mond war aufgegangen und warf einen silbrigen Glanz auf die Wüstenlandschaft unter ihm.
    Wolf kaute und kaute. Was zur Hölle war hier los? Sie hatten ihn ohne jede Erklärung aus dem Haus gezerrt, zum Flugplatz in Los Alamos gebracht und in einen Hubschrauber verfrachtet. Niemand wollte ihm irgendetwas sagen. Er kam sich vor wie in einem schlechten Film.
    Durch das Fenster sah er die fernen Gipfel der San Juan Mountains in Colorado. Der Hubschrauber überflog das Vorgebirge, und Wolf erhaschte einen Blick auf ein Band, das die Sterne reflektierte: der San Juan River.
    Sie folgten ungefähr dem Flusslauf, vorbei an Ansammlungen von Lichtern, den Orten Bloomfield und Farmington, dann voran in die leere Dunkelheit. Als der Hubschrauber weiter gen Süden einschwenkte, sah Wolf den dunklen Umriss des Navajo Mountain in der Ferne, und nun konnte er das Ziel dieses Fluges erraten: das Isabella-Projekt.
    Er malmte nachdenklich auf seinem Kaugummi herum. Er hatte Gerüchte gehört – wie alle in der kleinen Gemeinschaft der Hochenergiephysik –, dass es bei Isabella Probleme geben sollte. Er war ebenso schockiert gewesen wie die anderen, als er vom Tod seines ehemaligen Kollegen Peter Wolkonski erfahren hatte. Nicht, dass er den Russen sonderlich gemocht hätte, aber dessen Fähigkeiten als Programmierer hatte er stets respektiert. Er fragte sich, was das für ein Problem sein könnte, das den Einsatz eines uniformierten Sondereinsatzkommandos erforderlich machte.
    Fünfzehn Minuten später ragte die schwarze Silhouette der Red Mesa vor ihnen auf. Ein Lichtfleck am Rand zeigte die Lage des Zugangs zu Isabella an. Der Helikopter sank herab, raste über die Mesa hinweg, hielt dann langsamer auf einen Flugplatz zu, der von zwei langen Reihen blauer Strahler erhellt wurde, und setzte schließlich auf einem Helipad auf.
    Die Rotoren liefen aus, einer der Kämpfer stand von seinem Sitz auf und öffnete die Frachtluke. Wolfs Bewacher legte ihm eine Hand auf die Schulter und bedeutete ihm, zu warten. Die Tür glitt auf, die Männer des FBI-Kommandos sprangen einer nach dem anderen hinaus und rannten sofort geduckt unter den Rotorblättern los, als müssten sie die Landezone sichern.
    Fünf Minuten vergingen. Dann winkte sein Bewacher ihn hinaus. Wolf hängte sich seinen Rucksack über eine Schulter und ließ sich hübsch Zeit beim Aussteigen

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