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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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die kühlere, frischere Luft dicht am Boden ein. Er rappelte sich wieder auf, zog sein Taschentuch hervor und versuchte, durch den Stoff zu atmen. Nur ein paar Schritte. Und noch ein paar. Das dunkle Ding wurde größer. Das war nicht Doke. Das war gar kein Mensch. Er streckte die Hand danach aus. Es war ein trockener Felsen, heiß unter seinen Fingern, der auf einer Sandsteinsäule ruhte.
    Eddy versuchte sich zu konzentrieren, doch seine Gedanken waren bruchstückhaft. Seine Mission … sein Wohnwagen … Kleidertag. Er erinnerte sich daran, wie er sich an der alten Handpumpe das Gesicht wusch, im wirbelnden Sand vor einem Dutzend Leuten predigte, am Computer mit seinen christlichen Freunden chattete.
    Wie war er hierhergekommen?
    Er stieß sich von der Felssäule ab, obwohl er in dem dichten Rauch nichts sehen konnte. Rechts von ihm glühte etwas, und er hörte ein dumpfes Fauchen. Ein Feuer?
    Er wandte sich nach links.
    Ein versengtes Kaninchen lag auf dem Boden. Er stupste es mit dem Stiefel an, und das arme Ding zuckte krampfhaft, kippte auf den Rücken, sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch, die Augen waren vor Angst weit aufgerissen.
    »Doke!«, rief er und fragte sich dann:
Wer ist Doke?
    »Hilf mir, Jesus«, stöhnte er. Zittrig kniete er sich hin, faltete die Hände und hob sie gen Himmel. Der Rauch wirbelte um ihn herum. Er hustete, und seine Augen tränten. »Hilf mir, Jesus.«
    Nichts. Ein fernes Rumpeln. Rechts von ihm stieg das flackernde Leuchten höher, wie eine orangerote Klaue, die am Himmel zerrte. Der Boden begann zu beben.
    »Jesus! Hilf mir!«
    Eddy betete inbrünstig, doch keine Stimme antwortete ihm, keine Worte, nichts drang in seinen Kopf.
    »Rette mich, Herr Jesus!«, rief er laut.
    Und dann, ganz plötzlich, erschien eine weitere Gestalt in der Dunkelheit. Eddy rappelte sich auf, überwältigt vor Erleichterung. »Jesus, hier bin ich! Hilf mir!«
    Eine Stimme sagte: »Ich sehe dich.«
    »Danke, oh, ich danke dir! Im Namen unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus!«
    »Ja«, sagte die Stimme.
    »Wo bin ich, was ist das für ein schrecklicher Ort?«
    »Wunderschön …«, sagte die dunkle Gestalt.
    Eddy schluchzte vor Erleichterung. Er hustete krampfhaft in sein zerfetztes Taschentuch, auf dem ein schwarzer, feuchter Fleck zurückblieb.
    »Wunderschön … Ich bringe dich dorthin, wo es wunderschön ist.«
    »Ja, bitte, bring mich hier weg!« Eddy streckte die Hände aus.
    »So wunderschön hier unten …«
    Der rötliche Feuerschein rechts von ihm flackerte plötzlich auf und tauchte alles in ein grausiges, glutrotes Licht. Die Gestalt, dunkelrot beleuchtet, trat näher, und Eddy konnte nun sein Gesicht sehen, das Tuch um seinen Kopf, die langen Zöpfe auf den Schultern, einer halb gelöst, die dunklen, undurchdringlichen Augen, die hohe Stirn …
    Lorenzo!
    »Du …« Eddy wich zurück. »Aber … du bist … tot. Ich habe dich sterben sehen.«
    »Tot? Die Toten können nicht sterben. Das weißt du doch. Die Toten leben weiter, verbrannt und gequält von dem Gott, der sie erschaffen hat. Dem Gott der Liebe. Verbrannt, weil siean Ihm zweifelten, weil sie verwirrt, zögerlich oder rebellisch waren; gefoltert von ihrem Vater und Schöpfer, weil sie nicht an Ihn geglaubt haben. Komm mit … und ich werde es dir zeigen …« Die Gestalt streckte mit gespenstischem Lächeln die Hand aus, und nun erst bemerkte Eddy das Blut; Lorenzos Kleider waren vom Hals abwärts mit Blut getränkt, als hätte ihn jemand in ein Fass voll Blut getaucht.
    »Nein … hinfort mit dir …« Eddy wich zurück. »Hilf mir, Jesus …«
    »
Ich
werde dir helfen …
Ich
bin hier, um dich an diesen guten, schönen Ort zu geleiten …«
    Der Boden bebte und tat sich unter Eddys Füßen auf, verwandelte sich urplötzlich in einen gleißenden, glühenden, brüllenden Glutofen. Eddy fiel, fiel in die schreckliche Hitze, die unvorstellbare Hitze …
    Er öffnete den Mund, um zu schreien, doch kein Laut drang heraus.
    Nie wieder.

80

    Lockwood sah auf die große Uhr, die hinter dem Platz des Präsidenten an der Wand hing. Acht Uhr morgens. Die Sonne war aufgegangen, der Rest der Welt ging zur Arbeit, der Verkehr auf dem Beltway geriet allmählich ins Stocken.
    Genau da war er gestern um diese Zeit gewesen: in seinem Auto, im Stau auf dem Beltway, die Klimaanlage voll aufgedreht, mit Steve Inskeep im National Public Radio.
    Heute war die Welt verändert.
    Die Nationalgarde war auf der Red Mesa gelandet, pünktlich um

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