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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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gingen auf ihrem Weg zur Brücke einzeln an ihm vorbei. Als Hazelius kam, hielt Dolby ihn auf.
    »Ich habe ein rotes Lämpchen am Magneten hundertvier«, sagte er.»Eine Warnung der Rauschsperre. Nichts Ernstes. Ich werde das gleich überprüfen.«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Hazelius.
    »Weniger als eine Stunde.«
    Hazelius tätschelte ihm freundlich den Rücken.»Tun Sie das, Ken, und erstatten Sie mir Bericht. Ich werde Isabella nicht einschalten, ehe wir von Ihnen gehört haben.«
    Dolby nickte. Er blieb in der großen Höhle stehen, während die anderen in der Brücke verschwanden. Die Tür schloss sich mit einem metallischen Kleng, das durch den riesigen Hohlraum hallte.
    Allmählich wurde es wieder still. Dolby sog einmal mehr die duftende Luft ein. Er hatte das Design-Team geleitet, das Isabella entworfen hatte – ein Dutzend hochqualifizierter Ingenieurevon diversen Universitäten und fast hundert gewerbliche Designer, die jeweils ein spezifisches Subsystem entwarfen, und ebenso den Supercomputer. Und obwohl so viele Einzelpersonen beteiligt gewesen waren, hatte er alle Fäden fest in der Hand gehalten und war an allem selbst beteiligt gewesen. Er kannte jeden Quadratzentimeter von Isabella, jede ihrer Launen und Marotten, jede Kurve und jede Nische. Isabella war sein Geschöpf – seine Maschine.
    Die ovale Öffnung zu Isabellas Tunnel, die aussah, als hätte jemand links und rechts etwas von einem Donut abgeschnitten, schimmerte in sanftem, bläulichem Licht. Kondenswasser schlängelte sich in sinnlichen Bahnen aus dem Portal, wandte sich hierhin und dorthin und verdampfte schließlich. Im Tunnel, jenseits der Öffnung, konnte Dolby gerade noch die massive, blaugraue Abschirmung aus abgereichertem Uran erkennen – und dahinter lag der K-Null-Bereich, Isabellas schlagendes Herz.
    K-Null. Koordinate null. Der winzige Raum, im Durchmesser nicht größer als ein Stecknadelkopf, wo die Strahlen aus Materie und Antimaterie bei Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallten, um sich gegenseitig in einer Explosion reiner Energie auszulöschen. Wenn Isabella mit hundert Prozent Leistung lief, war dies die heißeste, hellste Stelle im gesamten Universum – eine Billion Grad Fahrenheit. Außer, dachte Dolby lächelnd, es gab da draußen eine Rasse intelligenter Lebewe sen, die einen noch größeren Teilchenbeschleuniger gebaut hatten.
    Er glaubte das eher nicht.
    Die meiste Energie der Materie-Antimaterie-Explosion wurde laut Einsteins berühmter Formel E = mc 2 augenblicklich wieder in Masse umgewandelt, eine unglaubliche Streuung exotischer, subatomarer Teilchen, von denen einige zuletzt bei der Erschaffung des Universums durch den Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren zu sehen gewesen waren.
    Er schloss die Augen und stellte sich vor, eines der Protonen zu sein, die im Ring kreisten, immer rundherum, und von den Supermagneten auf 99,999 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wurden. Er umkreiste den 75 Kilometer langen Ring viertausendmal pro Sekunde, rundherum, rundherum. Er sah sich mit unvorstellbarer Geschwindigkeit den kreisrunden Tunnel entlangrasen, jeder Magnet verlieh ihm ein wenig mehr Geschwindigkeit, über drei Millionen solche Antriebe pro Sekunde, schneller, immer schneller … eine aufregende Vorstellung. Und nur anderthalb Zentimeter von ihm entfernt in dieser Röhre kreiste der Antiprotonenstrahl in die entgegengesetzte Richtung, sauste mit derselben unfassbaren Geschwindigkeit an ihm vorbei.
    Er stellte sich vor, wie er im Kreis herumraste, immer rundherum – und dann kam der Augenblick des Zusammentreffens. Sein Teilchenstrahl wurde auf die Bahn des entgegenkommenden Strahls gezwungen. In eine frontale Kollision bei K-Null. Materie, die mit Lichtgeschwindigkeit auf Antimaterie stieß. Er flog mit seinem Teilchen dort hinein und spürte die Kollision – die reine, absolute, erregende Vernichtung. Er fühlte seine Wiedergeburt, als Streuung seltsamer neuer Teilchen, die in alle Richtungen davonspritzten und in die vielen Schichten der Detektoren prallten, deren Aufgabe es war, jedes Partikel zu registrieren, zu zählen und zu untersuchen.
    Zehn Billionen Partikel pro Sekunde.

    Dolby öffnete die Augen, erwachte aus seinem Tagtraum und kam sich ein wenig albern vor. Er untersuchte seine Taschen auf Münzen oder andere ferromagnetische Gegenstände und ging durch den großen, offenen Raum zu der Reihe elektrisch betriebener Golfwagen. Isabellas supraleitende Magneten waren tausendmal

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