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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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obwohl er beruflich keine großen Leistungen erbracht hat. Aber … er wird wütend sein. Er wird nicht hinnehmen können, dass er versagt hat … und er hat ganz sicher genügend Selbstbewusstsein, es zu versuchen.«
    »Also? Wäre es möglich?«
    »Ja, es ist nicht auszuschließen, aber ein solcher Fall ist mir noch nie zu Ohren gekommen. Wann wurde das Mädchen überfallen?«
    »Vor über einer Woche. Die ersten fünf Tage hat sie im Krankenhaus verbracht. Jetzt ist sie wieder zu Hause.«
    »Er hat sich Zeit gelassen. Für obsessiv halte ich ihn eigentlich nicht …« Sie stockte, sagte dann unschlüssig: »Es sei denn, er muss sich selbst etwas beweisen – sein Versagen lässt ihm vielleicht keine Ruhe. Es tut mir Leid, etwas Eindeutigeres kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Dann verabschieden wir uns jetzt besser. Professor Ball, Ihre Erkenntnisse waren wie immer äußerst hilfreich.«
    »Könnte ich Sie noch kurz unter vier Augen sprechen, Superintendent?«
    Fenwick wartete auf dem Flur und kam sich vor wie ein unartiger Schuljunge. Durch die geschlossene Tür konnte er Stimmengemurmel hören, und ab und an verstand er seinen eigenen Namen. Auf der Rückfahrt ins Büro war MacIntyre schweigsam, aber er gab sich einen Ruck, als sie aus dem Wagen stiegen.
    »Alles in Ordnung, Andrew? Sie sehen blass aus.«
    »Mir geht’s gut. Ich mache mir nur Sorgen um Ginny. Wenn das mein Fall wäre …«
    »Es ist aber nicht Ihr Fall, und wenn Sie’s genau wissen wollen, ich hätte genauso reagiert wie Cave. In ein paar Minuten kann nichts passieren.« MacIntyre schlug ihm auf den Rücken und sagte, er solle den Kopf nicht so hängen lassen. »Zu Ihrer Beruhigung werde ich Cave noch mal anrufen und mich nach dem Stand der Dinge erkundigen.« Er lachte, als sie sein Büro betraten, hörte aber abrupt auf, als er auf seinem Schreibtisch die dringende Nachricht sah, in Telford anzurufen.
    Die Männer starrten einander an, und eine unausgesprochene Angst breitete sich zwischen ihnen aus. Fenwick schaltete sein Handy ein, hoffte verzweifelt, dass er keine Nachrichten bekommen hatte, aber er wurde enttäuscht. Er ging zum Fenster, um einen besseren Empfang zu haben, und sah zu, wie MacIntyre die Nummer wählte. Fenwick lehnte sich gegen die kühle Scheibe und rief seine Mailbox an.
    »Chief Inspector, hier ist Cave. Er ist zurückgekommen. Ich brauche Sie hier, sofort.«
    Fenwick stieg Gallegeschmack in die Kehle. Er hörte, wie MacIntyre hinter ihm mit Cave sprach. Er war nicht in der Lage, sich umzudrehen, um den Gesichtsausdruck des Superintendent zu beobachten. Cave hatte nur gesagt, dass er zurückgekommen war, er hatte nicht gesagt, dass Ginny tot war. Vielleicht lebte sie noch, doch das Grauen in seinem Herzen sagte etwas anderes.
    »Verstehe. Wir fahren sofort los. Wenn wir in der Nähe sind, rufe ich nochmal an wegen der Wegbeschreibung.« MacIntyre legte den Hörer auf und räusperte sich.
    Fenwick wischte sich durchs Gesicht und merkte, das ihm kalter Schweiß auf der Stirn stand.
    »Es tut mir Leid, Andrew. Ginny ist tot. Sie wurde heute Nachmittag im Badezimmer ihres Elternhauses niedergestochen und erwürgt.«
    Er spürte, dass er sich übergeben musste, und rannte zur Toilette, schaffte es gerade noch bis zum Waschbecken. Sein Magen rebellierte, und er erbrach sich, dann noch einmal. Er drehte den Wasserhahn auf und machte das Becken mit einem Papierhandtuch sauber, dann wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Die Tür hinter ihm ging auf, aber er hielt den Kopf gesenkt.
    »Geht’s wieder?«
    Er nickte. MacIntyre ging an ihm vorbei, urinierte, betätigte die Spülung und wusch sich die Hände. Als er fertig war, stierte Fenwick noch immer ins Waschbecken.
    »Wir müssen hinfahren. Die brauchen uns.«
    »Fahren Sie allein. Ich kann nicht. Wie soll ich denen ins Gesicht sehen? Es ist alles meine Schuld.«
    »Seien Sie nicht albern, verdammt noch mal! Wissen Sie, wie lächerlich und arrogant das ist? Sie haben Ihr Bestes getan. Sie haben Cave gewarnt, mehrmals. Es ist nicht Ihre Schuld.«
    »Ich hab gewusst, dass er wiederkommen würde. Ich hätte in Telford bleiben sollen.« Fenwick richtete sich auf und verzog das Gesicht, weil er stechende Schmerzen im Bauch hatte.
    »Unsinn. Was hätten Sie denn tun können?«
    Zorn stieg in ihm auf, eine beißende, brennende Wut.
    »Ich hätte sie retten können«, schrie er, und sein Speichel flog MacIntyre ins Gesicht. »Ich hätte Tag und Nacht vor dem verdammten Haus

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