Crescendo
überfallen. Aber ich glaube eher nicht an einen Zufall.«
MacIntyre sah eindeutig verärgert aus. Fenwick wusste nicht, ob er sich über Professor Balls Meinung freuen oder verstimmt sein sollte, weil MacIntyre noch immer so skeptisch war.
»Ich hätte da ein paar neuere Informationen für Sie.«
Er erzählte Ball, was er über Griffiths’ Kindheit und seine Zeit in Heimen herausgefunden hatte, von seinen Pflegeeltern, den Smiths, die irgendwann spurlos verschwunden waren, und er erwähnte das von Robyn entdeckte Verbrechensmuster aus der Schulzeit von Griffiths und David Smith junior. MacIntyre hörte auf, hin und her zu tigern, und fing an, sich Notizen zu machen.
»Faszinierend! Das lässt auf eine starke Bindung zwischen den Jugendlichen schließen, noch verstärkt durch diese kleineren Delikte. Erzählen Sie mir mehr über die Kusine, Wendy Smith.«
»Mehr weiß ich nicht, Professor Ball. Meine Theorie ist, dass sie von Smith junior vergewaltigt wurde oder so eingeschüchtert und psychisch abhängig war, dass sie sich vermeintlich freiwillig darauf eingelassen hat. Ich denke, es ist passiert, als sie noch minderjährig war, und ihr Vater ist dahinter gekommen. Frederick Smith ist ein Verlierertyp, dem durchaus zuzutrauen wäre, dass er seinen Bruder erpresst hat. Das würde die regelmäßigen Barabhebungen erklären. Als die Lehrerin Wallace Smith senior das Verhalten seines Sohnes schilderte, hat er gesagt, etwas Ähnliches sei schon mal vorgekommen.«
»Und wo ist Wendy jetzt?«
»Wir suchen noch nach ihr.«
»Seien Sie vorsichtig. Möglicherweise ist sie noch immer mit ihm zusammen.«
»Könnte B denn überhaupt eine dauerhafte Beziehung führen? Ich meine, falls er ein Serienvergewaltiger und Mörder ist, müsste doch eine eventuelle Partnerin längst Verdacht geschöpft und ihn verlassen haben.« MacIntyre schien nicht gewillt, seine Skepsis hinsichtlich der Identität von Täter B aufzugeben.
»Leider Gottes ergibt sich das eine nicht automatisch aus dem anderen. Ich könnte Ihnen ein Dutzend der schlimmsten Sexualmörder aufzählen, die eine Ehefrau oder feste Freundin hatten. Das ist nicht ungewöhnlich, vor allem nicht bei jemandem, der so überzeugend und charmant auftritt wie Täter B. Man sieht nur, was man auch sehen will, Gentlemen.«
Fenwick schüttelte angewidert den Kopf.
»Und Griffiths? Hatten die ein Dreiecksverhältnis?«
»Wohl kaum. Täter B, also Smith in Ihrer Theorie, ist das dominante Element der Gruppe. Vielleicht hat er Wendy gelegentlich Griffiths überlassen, gewissermaßen zur Belohnung, aber eine Beziehung dürften die beiden nicht geführt haben.«
»Wir müssen los.« MacIntyre drängte plötzlich zum Aufbruch.
»Noch eine Frage.« Fenwick sah Professor Ball an, während MacIntyre wieder anfing, auf und ab zu gehen.
»Täter B hat bei den letzten beiden Überfällen versagt. Ein Opfer hat überlebt, weil er es zum Ertrinken in einer Höhle am Meer zurückließ und die Flut wider Erwarten nicht hoch genug stieg. Das zweite – und ich bin mir darüber im Klaren, dass nur ich denke, B ist der Täter – wurde von einem Taxifahrer gerettet, der seinen Mut mit dem Leben bezahlt hat. Was geht jetzt in B vor? Und wieso macht er diese Fehler?«
»Betrachten wir zunächst die zweite Frage, und nehmen wir mal an, dass Ihre Theorie korrekt ist. Aufgrund von Motiven, die Sie besser einschätzen können als ich, greift er im Freien an, was ihn zu einer Vorgehensweise zwingt, die für ihn ungewohnt ist. Das ist einer der Gründe, warum er Fehler macht. Trotzdem wächst sein Selbstbewusstsein. Es war tollkühn, den Taxifahrer zu töten, anstatt sofort die Flucht zu ergreifen. Falls wir es hier wirklich mit einem einzigen Täter zu tun haben, dann hat er innerhalb der letzten zehn Wochen drei Menschen getötet, und es bei zwei weiteren versucht. Das ist extrem aktiv, selbst für einen Serienmörder. Falls es sich um einen Einzeltäter handelt, dann wird der Abstand zwischen den Verbrechen immer kürzer. Und seine Risikobereitschaft wächst. Möglicherweise hält er sich inzwischen sogar für unbesiegbar.«
»Wäre es vorstellbar, und ich weiß, das hört sich verrückt an, das hat man mir schon deutlich zu verstehen gegeben, aber könnte er zurückkommen, um eines der Mädchen zu töten, beispielsweise sein letztes Opfer?«
Langes Schweigen trat ein, ehe Professor Ball antwortete.
»Das wäre sehr dumm, und ich denke, Täter B ist überdurchschnittlich intelligent,
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