Crescendo
hocken können, bis das Dreckschwein aufgegeben hätte und abgehauen wäre.«
Am liebsten hätte er MacIntyre geschlagen. Der Mann hatte ihn mit seinem hämischen Beharren darauf, dass er nur seine Zeit vertat, zurück nach London geholt, aber er hielt sich zurück. So einfach konnte er die Verantwortung nicht abwälzen. Es war seine Schuld. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da wäre er seinem Instinkt gefolgt, ganz gleich, um welchen Preis. Er war zu sehr auf seine beschissene kleine Karriere bedacht, das war das Problem, zu beschäftigt damit, einen guten Eindruck zu machen, anstatt Mörder zu jagen. Er hatte sich verführen lassen und dabei vergessen, was die eigentliche Aufgabe jedes Polizisten war.
»Himmelherrgott.« Angeekelt von sich selbst wandte er MacIntyre den Rücken zu, zog noch ein Handtuch heraus und wischte sich das Gesicht trocken.
»Und wo hätten Sie gehockt?«
»Im Auto.«
»Also vor dem Haus. Er ist durch die Hintertür gekommen, Fenwick. Sie war innerhalb von Minuten tot. Ihre Mutter war rasch etwas einkaufen, und kurz darauf hatte der Polizist im Streifenwagen ein dringendes menschliches Bedürfnis und musste kurz weg. Er schwört, es hat keine fünf Minuten gedauert. Als sie zurückkamen, war Ginny tot.«
»Ich hätte sie retten können.« Die mögliche Wahrheit dieser Aussage fraß sich wie Säure in ihn hinein.
»Es war nicht Ihr Fall, nicht Ihr Bezirk. Sie waren in einer ganz anderen Sache da oben. Ein äußerst erfahrener Chief Inspector der dortigen Polizei hatte die Leitung in dem Fall. Falls irgendjemand die Schuld trägt, dann jedenfalls nicht Sie. Haben Sie mich verstanden?« Er riss Fenwick herum und schüttelte ihn.
»Ich muss mich noch mal übergeben. Würden Sie bitte rausgehen?«
Und er übergab sich, heftig. Schließlich, als er völlig leer und benommen war, rückte er seine Krawatte zurecht und ging zurück in MacIntyres Büro.
»Ich hab’s mir anders überlegt. Ich komme mit Ihnen. Ich muss es sehen, muss dabei sein.«
»Seien Sie nicht so verdammt masochistisch. Sie kommen mit, weil Sie mir helfen werden, diesen Schweinehund zu fangen, bevor er noch jemanden umbringen kann. Brauchen Sie irgendwas?«
»Ich habe meine Reisetasche im Büro. Und ich nehme meine Akten mit.«
»Wir treffen uns in fünf Minuten auf dem Parkplatz.«
MacIntyre hatte einen Fahrer angefordert, und Fenwick war froh darüber. Er wäre wohl kaum in der Lage gewesen zu fahren. Den größten Teil der Fahrt schwiegen sie. Es herrschte wenig Verkehr, und das kreiselnde Blaulicht verschaffte ihnen freie Bahn.
Fenwick bat den Fahrer, an der ersten Raststätte zu halten, und kaufte einen Isodrink, einen Schokoriegel und zwei Becher Kaffee.
»Für Sie keinen Kaffee?«
»Mein Magen würde den nicht vertragen. Ich brauche jetzt Zucker und Mineralstoffe.«
MacIntyre betrachtete ihn nachdenklich.
»Was ist?«
»Sie haben gewusst, dass das passieren könnte. Wieso?«
»Haben Sie es denn nicht für möglich gehalten?«
»Nein – selbst Ball nicht. Ich hab mit Cave gesprochen. Er hat mir genau erklärt, warum er sich für diese Schutzmaßnahmen entschieden hat, und …«
»Vielleicht übt er schon mal seinen Text.« Die Bitterkeit, die Fenwick empfand, verlieh seinem Mund einen angewiderten Zug.
»Bestimmt, aber die Sache ist die, andere Kollegen hätten sich genauso entschieden.«
»Obwohl Ginny Zeugin eines Mordes war?«
»Sie war bewusstlos, so unter Drogen gesetzt, dass sie nichts von alledem mitbekommen hatte. Und er hat sich keine Sorgen darum gemacht, ob ihn jemand wieder erkennen könnte. Der Kellner in dem italienischen Restaurant hat ihn gesehen. Und auch der Taxifahrer wäre ein Zeuge gewesen, wenn er nicht kehrtgemacht hätte, was ganz ungewöhnlich war. Diesen Mann kümmert es nicht, ob er gesehen wird.«
»Wie auch immer. Sie ist tot. Erst achtzehn Jahre, und er hat sie abgeschlachtet. Das hätte einfach nicht passieren dürfen.«
»Woher wissen Sie, dass er sie abgeschlachtet hat?« MacIntyre musterte ihn so streng, dass Fenwick wieder etwas zur Besinnung kam. Er wollte an diesem Fall dranbleiben, dieses Dreckschwein erwischen, Ginny rächen und Nightingale schützen. Er musste einen klaren Kopf behalten.
»Das haben Sie nach Caves Anruf gesagt.«
»Ich habe nicht beschrieben, wie sie gestorben ist, aber Sie haben Recht. Die Verletzungen, die ihr zugefügt wurden, sind grauenhaft. Woher wussten Sie das?«
»Es ist das übliche Muster. Smith hasst junge hübsche Frauen mit
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