Crescendo
sagte er, »wenn das nicht auch ein Zufall ist. Es ist ein alter Name, und er bedeutet ›Hüter des Besitzes‹. Und genau das werde ich für Sie sein.«
Lucinda lehnte sich wohlig gegen seinen stützenden Arm und spürte, wie die Sorgen der Woche von ihr abfielen. Sie glaubte nicht an Gott, aber als sie in eine ruhige Straße einbogen, bedankte sie sich innerlich bei der höheren Gewalt, die dafür verantwortlich war, dass sie Edmund kennen gelernt hatte. Sie war sicher, dass der Ärger des Tages bald vergessen sein würde, und in gewisser Weise sollte sie Recht behalten.
Kapitel vierzehn
Am Dienstag erhielt Fenwick einen Anruf aus dem Gefängnis. Griffiths hatte an Agnes geschrieben, und man würde ihm eine Kopie des Briefes zufaxen. Als Anne ihm das Fax brachte, bat er sie, es vorzulesen, da er seine Lesebrille vergessen hatte. Mittendrin hielt sie inne und blickte ihn verwirrt an.
»Das ist alles ein bisschen konfus, finden Sie nicht auch? Erst lässt er sich über irgendein Buch aus, dann über das scheußliche Leben im Gefängnis und dass er seine Berufung vorbereitet. Das Fax ist schlecht lesbar. Ich ruf im Gefängnis an, die sollen eine Kopie per Post schicken.«
Er war gerade im Büro von Superintendent Quinlan, als die Zentrale anrief, dass jemand von der Londoner Polizei mit dem Chief Inspector sprechen wolle.
Quinlan blickte Fenwick fragend an, doch der schüttelte nur den Kopf.
»Keine Ahnung, worum es geht. Was dagegen, wenn ich das Gespräch hier annehme?«
»Überhaupt nicht, ich bin genauso neugierig wie Sie.«
Quinlan stellte das Telefon laut, damit er mithören konnte.
»Fenwick am Apparat.«
»Hier spricht Superintendent MacIntyre. Sie haben letzten Freitag im Kriminalcomputer nach Gewaltdelikten recherchiert, bei denen den Opfern Finger amputiert wurden.« Quinlan blickte ihn verärgert an, und Fenwick zuckte halb entschuldigend mit den Schultern. »Darf ich fragen, warum?«
Fenwick erklärte es rasch, wobei er nicht nur Griffiths’ Straftaten in Harlden erwähnte, sondern auch die Informationen, die er aus Telford und Birmingham erhalten hatte. »Wieso interessieren Sie sich dafür, Superintendent?«
»Ich ermittle hier in einem Mordfall. Eine junge Frau. Ihr wurde ein Zeigefinger abgeschnitten. Sie war nicht zur Arbeit erschienen, und eine Kollegin hat sich Sorgen gemacht und dann die Leiche gefunden. Ich habe noch keinen genauen Todeszeitpunkt, aber sie war seit mindestens achtundvierzig Stunden tot.«
»Sagen Sie, ist sie Mitte zwanzig, dunkles Haar, schlank, vielleicht Studentin oder beruflich erfolgreich?«
»Ja – entspricht das den Opfern in Ihren Fällen?«
»Haargenau. Und wurde sie brutal geschlagen und vor oder nach Eintritt des Todes verstümmelt?«
»Ja …« Fenwick hörte das Zögern in der Stimme des Mannes und konnte sich den Grund dafür denken.
»Bevor wir weitersprechen, sollten Sie mich als Verdächtigen ausschließen können. Ich kann Ihnen eine schriftliche Aussage geben, und ich habe für das Wochenende und für Freitag Alibis.«
»Danke. Es ist lächerlich, ich weiß, aber Ihre Computerrecherche und der Mord liegen nun mal zeitlich so eng beieinander.«
»Würde mir an Ihrer Stelle genauso gehen. Ich lasse die Aussage hier aufnehmen und sie Ihnen zuschicken, ja?«
»Einverstanden. Dann können wir uns ausführlich unterhalten.«
Fenwick legte den Hörer auf.
»Wieso haben Sie denn das mit der Aussage angeboten, Andrew? Das ist doch völlig überflüssig.«
»Wenn ich mich zu der Zeit für die Fälle interessiert hätte, als in ihnen ermittelt wurde, würde ich das auch so sehen, aber ich habe es erst am Freitag getan, möglicherweise nur wenige Stunden, bevor die Frau ermordet wurde. So was muss überprüft werden. Ich würde das auch tun, egal, ob sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.«
»Na, dann beeilen Sie sich. Aber kommen Sie wieder her, bevor Sie MacIntyre anrufen. Die Sache könnte einiges nach sich ziehen.«
Nach fünfzehn Minuten war er wieder da. Quinlan hatte seine nächste Besprechung abgesagt und wartete ungeduldig. Fenwick schilderte ihm im Groben, was er seit dem Einbruch in Nightingales Wohnung unternommen hatte. Quinlan studierte die Tabellen zu Opfern und Methode gründlich. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wechselte von Verärgerung über Wut zu Besorgnis.
»Sie wollen also sagen, dass Griffiths diese früheren Straftaten auf dem Gewissen hat?«
»Vielleicht. Aber wir haben hier zwei eindeutig unterschiedliche
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