Crescendo
Methoden, trotz der abgetrennten Finger, und Griffiths ist nicht annähernd einen Meter achtzig groß.«
»Vergewaltigungsopfer überschätzen immer die Größe des Täters. Und da sind auch noch die anonymen Briefe, die wir erhalten haben und die alle Taten miteinander verbinden.«
»Wir könnten es trotzdem mit zwei Tätern zu tun haben, die aber zusammenarbeiten. Ich weiß, so was ist selten, aber es ist schon vorgekommen.«
»Ist Ihnen klar, was das bedeuten würde? Wie konnten Sie bloß mit dieser absurden Untersuchung anfangen, ohne sich vorher mit mir zu besprechen?«
Fenwick wusste, dass er nicht gut dastand. Er hatte ja vorgehabt, Quinlan zu gegebener Zeit zu informieren, aber er wollte die Informationen erst gründlich durcharbeiten, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, solange ihm ausreichende Beweise fehlten. Als er Quinlan das erläutern wollte, fiel der ihm ins Wort.
»Das spielt jetzt keine Rolle. Haben Sie das hier schon an MacIntyre geschickt?«
»Nein, Sir, Ich dachte, das geht nicht ohne ausführliche Erläuterungen.«
»Da haben Sie verdammt Recht. Haben Sie denn wenigstens anstandshalber den Kollegen zu Rate gezogen, der die Ermittlungen geleitet hat?«
»Ich habe mit Inspector Blite gesprochen«, Fenwick hielt inne und seufzte tief, »als Allererstes, aber er war ziemlich abweisend.«
»Was ich ihm nicht verdenken kann. Er hat die anderen Fälle in Erwägung gezogen, aber die Verbindung war so vage, dass wir beide der Meinung waren, der Sache nicht weiter nachzugehen.«
Quinlans polternder Ton, ganz anders als seine normalerweise sachliche Art, ließ Fenwick aufhorchen.
»Was sagten Sie, wessen Entscheidung es war, der Sache nicht weiter nachzugehen?«
»Es war eine gemeinsame, Chief Inspector.«
Fenwick hörte die Warnung heraus und empfand plötzlich Mitgefühl.
»Ein so wichtiger Schritt muss doch von ganz oben abgesegnet werden, daher sollten wir in dieser Frage wohl auch auf die Position von A.C.C. Harper-Brown Rücksicht nehmen?«
Quinlan drehte sich in seinem Sessel zum Fenster und blickte nach draußen. Während er wartete, dass sein Chef sich wieder beruhigte, ließ Fenwick sich das Dilemma durch den Kopf gehen. Harper-Brown und Blite hatten schon immer einen guten Draht zueinander gehabt, zwei vom selben Schlag, eine häufig nicht gerade hilfreiche Allianz. Fenwick konnte sich vorstellen, was nach Griffiths’ Festnahme passiert war. Blite hatte dieselben Anrufe getätigt wie er, doch statt tiefer zu graben, hatte er mit seinem Kumpel Harper-Brown ein Gespräch unter vier Augen geführt. Es galt, eine Entscheidung zu fällen: ein rascher, aggressiver Prozess gegen einen mehrfachen Vergewaltiger, der seit Monaten in der ganzen Region Angst und Schrecken verbreitete, oder langwierige Ermittlungen aufgrund oberflächlich ähnlicher Beweise. Blites Erfolg wäre ungewiss gewesen, da die Staatsanwaltschaft sich sogar weigerte, aufgrund mangelnder Beweise in dem Mordfall und in zwei der Vergewaltigungen Anklage zu erheben.
Quinlan war vermutlich auch befragt worden, doch da sowohl sein Vorgesetzter als auch der Ermittlungsleiter gegen eine komplizierte Ausdehnung der Untersuchung waren, hatte er wohl nur wenig bewirken können. Nach einer entsprechend zerknirschten Pause ergriff Fenwick wieder das Wort.
»Ich hätte da einen Vorschlag.«
»Ich höre.« Quinlan hielt ihm weiter den Rücken zugewandt.
»Folgendes. Nachdem Griffiths sicher hinter Schloss und Riegel war, haben Sie beschlossen, dass die vagen Ähnlichkeiten mit anderen Straftaten außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs näher untersucht werden könnten, wenn in Harlden mal nicht so viel los wäre. Aufgrund der intensiven Arbeit an der Vorbereitung des Falles für den Prozess und natürlich gerade weil die Ähnlichkeiten so vage waren, konnte nicht sofort damit begonnen werden, aber letzte Woche baten Sie mich, die Akte wieder zu öffnen.«
»Warum Sie und nicht Blite?«
»Ich hatte Sie um mehr Arbeit gebeten …«
Quinlan lachte abschätzig. Das würde niemand glauben.
»Na schön, ich wollte etwas Anspruchsvolleres. Ich hatte in den letzten Wochen eine erstaunliche Erfolgsquote, und Sie haben gemerkt, dass ich mich langweilte und einen Fall brauchte, der mich herausforderte. Also haben Sie mich mit der Sache betraut … natürlich erst, nachdem Sie vorher Blite gefragt haben, ob er was dagegen hätte, was nicht der Fall war, da er nach einer längeren Erkrankung zu viel aufzuarbeiten
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