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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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gemeinsam zurückgingen, plauderte Amelia munter drauflos und erzählte, dass sie mit Louises Tante zur Schule gegangen war.
    »Wir waren unzertrennlich, wir drei.«
    »Drei?«
    »Ihr Vater, Ruth und ich. Es war eine herrliche Zeit. Wie geht es Henry? Er hat schon so lange nichts von sich hören lassen.«
    Nightingales Miene verriet ihr wohl, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Hab ich ins Fettnäpfchen getreten, was? Wieder mal typisch. Mein verstorbener Mann hat immer gesagt, das sei mein einziges besonders Kennzeichen! Haben sie sich getrennt? Ich hab gewusst, dass das irgendwann passieren würde …«
    Nightingale räusperte sich. Sie waren am Friedhofstor angekommen.
    »Er ist tot. Er ist Anfang des Jahres gestorben, im Januar.«
    Es war, als hätte sie Amelia einen Schlag in den Magen gegeben. Sie bekam keine Luft mehr und sank kraftlos gegen den Torpfosten.
    »Oh Gott. Das hab ich nicht gewusst. Henry ist tot …« Sie sprach die Worte aus, als wollte sie ausprobieren, wie sie klangen, und Nightingale sah Tränen in ihren Augen. Instinktiv legte sie der Frau tröstend einen Arm um die breiten Schultern. »Ich hab immer gedacht, ich würde es irgendwie merken, wenn er nicht mehr ist. An welchem Tag genau ist er gestorben?«
    »Am 27. Januar.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das sagt mir nichts. Und ich hab die ganze Zeit gedacht …« Sie schüttelte sich und entzog sich Nightingales schützendem Arm.
    »Sie müssen ihn sehr gern gehabt haben.«
    »Oh ja, das hab ich. Früher hab ich mal gedacht, wir würden heiraten. Aber da war ich ein dummes Mädchen von achtzehn Jahren. Er ist auf die Universität gegangen und kam mit einem Abschluss und Ihrer Mutter wieder.«
    »Und Sie haben auch geheiratet und Kinder bekommen.« Sie hakte nach, hoffte, mehr zu erfahren.
    »Natürlich. George hatte mich immer gewollt. Seine Familie war die reichste in der Gegend, und er war eine gute Partie. Sie hätten sehen sollen, was seine Eltern uns zur Hochzeit geschenkt haben!«
    »Was denn?«
    »Das Haus, in dem ich noch heute wohne. Stellen Sie sich das vor. Da ist das eigene Schicksal mit einundzwanzig besiegelt. Schwer zu glauben, nicht wahr.«
    Nightingale, die noch immer nicht genau wusste, wer sie eigentlich war, geschweige denn, was ihre Bestimmung war, konnte nur nicken. Irgendetwas in ihrer Miene holte Amelia auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Aber was plappere ich denn da! Sagen Sie lieber, wie kommt Ihre Mutter denn jetzt klar? Henrys Tod muss ein schwerer Schlag für sie gewesen sein.«
    »Sie ist auch tot. Die beiden hatten einen Autounfall. Sie sind zusammen ums Leben gekommen.« Nightingale hatte sich um einen sachlichen, gefassten Tonfall bemüht, doch irgendetwas in ihrer Stimme musste verraten haben, wie stark sie noch darunter litt.
    »Um Gottes willen. Sie Ärmste. Und jetzt sind Sie hier ganz allein mit all den Erinnerungen. Sie kommen zum Mittagessen mit zu mir, nein, ich bestehe darauf. Fahren Sie mit Ihrem Wagen hinter mir her, es ist nicht weit.« Jeder Widerstand war zwecklos.
    Mrs Mayflower lebte mitten im Dorf in einem kleinen georgianischen Haus neben dem alten Postamt. Tolles Hochzeitsgeschenk, dachte Nightingale, als sie den Wagen abstellte.
    Der Duft von Lammbraten begrüßte sie, als ihre Gastgeberin die Tür öffnete.
    »Es ist schon alles fertig, bis auf die Soße und das Gemüse. Schenken Sie sich doch einen Sherry ein, er steht auf der Anrichte. Mir bitte auch. Ich denke, wir können beide einen gebrauchen.«
    Sherry war eigentlich nicht nach Nightingales Geschmack, doch als sie die bernsteinfarbene Flüssigkeit für Amelia in ein Glas goss, merkte sie, dass er köstlich nach gerösteten Mandeln duftete. Also füllte sie noch ein zweites Glas und ging mit beiden in die Küche. Ihre Gastgeberin trank, sprach aber nicht, während sie Erbsen kochte und anschließend die Soße anrührte.
    »Besteck ist in der oberen Schublade. Die Sets liegen neben ihnen, und Servietten finden Sie im Esszimmer. Gehen Sie doch mit Ihrem Sherry schon mal rüber und decken Sie für sich den Tisch. Ich bin gleich so weit.«
    Sie servierte das Essen auf die Teller verteilt, sodass es schön heiß war. Es gab frische Minzsoße, und die Kartoffeln waren knusprig braun.
    »Ich gönne mir jeden Sonntag einen Braten, und ich mache immer reichlich, falls eins meiner Kinder unangemeldet auftaucht. Einen Schluck Wein? Ich weiß, Sie müssen noch fahren, aber es gibt einen Schleichweg zur Mill Farm.«
    Sie goss sich ein

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